Ob tatsächlich der Stärkste gewonnen hat oder ob seine Weggefährten alles dafür getan haben, damit er den letzten Sieg seiner erfolgreichen Karriere feiern durfte – wir wissen es nicht. Fakt ist: Danilo Hondo hat sein Abschiedsrennen in Ditzingen in gewohnter Manier im Sprint vor Markus Burghardt und dem aktuellen Stundenweltrekordhalter Jens Voigt gewonnen.

Ditzingen - Ob tatsächlich der Stärkste gewonnen hat oder ob seine Weggefährten alles dafür getan haben, damit er den letzten Sieg seiner erfolgreichen Karriere feiern durfte – wir wissen es nicht. Fakt ist: Danilo Hondo hat sein Abschiedsrennen in Ditzingen in gewohnter Manier im Sprint vor Markus Burghardt und dem aktuellen Stundenweltrekordhalter Jens Voigt gewonnen. „Am Ende waren wir schneller als gedacht und schneller als die Polizei erlaubt“, kommentierte Hondo seinen Erfolg auf dem 1,2 Kilometer langen Rundkurs durch Ditzingens Innenstadt, den die Profis eine Stunde lang in Angriff genommen haben.

 

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 44 Stundenkilometern rauschten sie durch die abgesperrten Straßen, wo die Autofahrer in der Regel angehalten sind, langsamer zu fahren. „In den Kurven mussten wir allerdings richtig runter bremsen“, so Hondo, der sich bei der Siegerehrung noch einmal richtig feiern ließ und das auch sichtlich genoss. Der 40-Jährige ist einer der erfolgreichsten deutschen Radprofis, der insgesamt 90 Rennen auf der Straße gewonnen hat, darunter Etappen beim Giro d’Italia und bei der Friedensfahrt. 2002 siegte er bei der deutschen Straßenmeisterschaft. Die Veranstalter des Charity Bike Cups, die Radsportakademie in Bad Wildbad, hatte ein Tag vor der großen Wohltätigkeitsveranstaltung für den entsprechenden Rahmen gesorgt. Und bei sommerlichen Temperaturen sorgten die rund 6000 Zuschauer am Streckenrand für die akustische Unterstützung. Die Liste der Teilnehmer – Hondo hatte die wichtigsten Weggefährten seiner Karriere eingeladen – las sich wie das „Who ist Who“ des deutschen Radsports. Es war ein Treffen von unter anderem 13 Weltmeistern und fünf Olympiasiegern. Sie alle zollten großen Respekt vor der Leistung Hondos – und vor seiner Persönlichkeit. Der ehemalige Olympiasieger Olaf Ludwig beispielsweise stellte die Vielseitigkeit des scheidenden Profis heraus, der sowohl auf der Bahn als auch auf der Straße erfolgreich war. Die Brüder Bert (Ex-Weltmeister im Einzelzeitfahren) und Ralf Grabsch (aktueller U23-Bundestrainer) werden sich immer an das Ausdauervermögen und die Disziplin ihres Weggefährten erinnern. Erst kürzlich waren sie noch im Trainingslager auf Mallorca. „Gerne wären wir manchmal schon nach drei oder vier Stunden auf dem Rad wieder zurück ins Hotel, doch Danilo machte Druck und hat das Programm durchgezogen“, sagte Ralf Grabsch.

Einige Kollegen wie Uwe Raab, ehemaliger Amateur-Straßenweltmeister, marschierten in ihren früher üblichen Woll-Trikots mit Bündchen auf. Die Moderatoren Karsten Migels (Radsportexperte auf Eurosport) und Marc Bator (SAT 1-Nachrichtensprecher und selbst passionierter Radler) waren begeistert. „So etwas gibt es gar nicht mehr.“

Großen Beifall bekam Radsportlegende Didi Thurau, der trotz einer Knieoperation als Zuschauer vorbeikam. „Sein Gesicht klebte damals auf meinem kleinen grünen Kinderfahrrad“, verriet Marc Bator, dass Thurau damals sein großes Idol gewesen sei. Rolf Aldag, Udo Bölts („quäl dich du Sau“), Kai Hundertmarck, Jens Heppner, Christian Henn, Andreas Klöden Steffen Wesemann, Stefan Schumacher – sie alle durften bei diesem Abschiedsrennen nicht fehlen. Der Kölner Marcel Wüst, einstiger Etappensieger bei der Tour de France, ist zwar nie mit Danilo Hondo in einem Team gefahren, doch hätten sie eine gemeinsame Verbindung. „Wir sind beide lebensbejahende Menschen“, sagte Wüst, der damals nach einem schweren Sturz seine Karriere beenden musste. Er prophezeite Hondo, dass dieser „mit Sicherheit bald froh sein wird, dass die Quälerei zu Ende ist.“ Das könne er aus eigener Erfahrung sagen.

Der österreichische Meister Rene Haselbacher erinnerte sich an die starke Persönlichkeit des Sprinters in seinem Team, das sich damals vorwiegend aus Österreichern zusammen setzte. „Er wollte uns unbedingt das deutsche System beibringen“, sagte Haselbacher. Marcel Kittel, einer der weltbesten Sprinter, grüßte Hondo per Videobotschaft, zog den Hut vor dessen Leistung und wünschte seinem ehemaligen Weggefährten alles Gute für die Zukunft. „Danilo hat auch aus Fehlern gelernt, und das macht einen großen Sportsmann aus.“

Der nun ehemalige Radprofi Danilo Hondo, den seine Kollegen auch den Prinz nennen, freut sich auf das, was kommt. Dem Radsport wird er treu blieben „Ich habe auch schon einige Ideen im Kopf.“ Für Gefühle war am Samstag noch kein Platz. „Ich hatte in den letzten Wochen viel zu tun mit dem Abschiedsrennen und bin wahnsinnig glücklich, dass so viele da sind, das Emotionale wird mit Sicherheit in den nächsten Tagen hochkommen.“