Vor zehn Jahren ist die Idee entstanden, einen Charity Bike Cup zu veranstalten und den Erlös einer guten Sache zukommen zu lassen. Initiator Heinz Betz aus Warmbronn erzählt, wie es zu dieser Geschichte kam und warum die Stars immer wieder gerne kommen.

Ditzingen - – Sein Zehn-Jahr-Jubiläum feiert der Charity Bike Cup in Ditzingen-Heimerdingen am 2. Oktober. Der Warmbronner Heinz Betz, Geschäftsführer der Radsportakademie in Bad Wildbad (die wiederum als Veranstalter dieses sportlichen Wohltätigkeits-Event auftritt), spricht über hilfsbereite Stars, über den „Blindenhund“ für einen Olympiasieger – und über leuchtende Kinderaugen.
Herr Betz, der Charity Bike Cup ist seit zehn Jahren ein fester Termin im Radsportkalender. Sind Sie ein wenig stolz?
Ich müsste lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Es macht mich vor allem stolz, dass wir in dieser Zeit so vielen Kindern helfen konnten. Wir haben insgesamt 328 000 Euro für die gute Sache spenden können. Wenn mir das jemand vor zehn Jahren erzählt hätte – ich hätte ihn nicht ernst genommen.
Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee?
Ich war zu einer Benefiz-Veranstaltung von Star Care in der Liederhalle eingeladen. Sie hatten dort die ganzen Showgrößen aus der Region aufgefahren: Pur, Fools Garden und das John-Cranko-Ballett. Da hab ich die Veranstalter gefragt: Wie könnt ihr euch das leisten? Da bleibt doch nix mehr übrig...
Und? Wie konnten sie es sich leisten?
Die wollten alle nicht einen Cent. Da habe ich mir gedacht: Was die Kultur schafft, muss der Sport doch auch hinbekommen. Dann habe ich mir das Konzept überlegt, das bis heute Bestand hat: Prominente Teamkapitäne, die mit Jedermännern in einer Mannschaft Rad fahren. Ganz entspannt, ohne Berührungsängste.
Ein Konzept schreiben ist das eine – die Stars davon zu überzeugen das andere...
Ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe überall offene Türen eingerannt. Und das hat sich bis heute nicht geändert.
Gab es nie mal eine kritische Phase?
Doch, vor der zweiten Auflage stand es Spitz auf Knopf. Der Hauptsponsor der ersten Austragung hatte sich zurückgezogen. Im Nachhinein war das allerdings fast schon ein Glücksfall, weil wir danach mit Müller – Die lila Logistik einen super Partner gefunden haben, ohne den diese Entwicklung bis heute nicht möglich gewesen wäre.
Die Radsportkrise nach den Doping-Vorfällen ist spurlos am Charity Bike Cup vorübergegangen?
Im Großen und Ganzen schon. Das hängt aber vor allem mit der Art unserer Veranstaltung zusammen. Als Profi-Rennen hätten wir sicher Probleme bekommen. Aber wir sind ein Charity-Event mit familiärem Charakter – und sehr treuen Sponsoren.
Es fällt auf, dass Sie auch bei den Stars ein Stammpublikum haben. Wer einmal dabei war, kommt immer wieder.
Auch das ist etwas, worauf wir sehr stolz sind. Für viele unserer prominenten Starter ist der Charity Bike Cup wie eine Art Klassentreffen. Es passiert sogar, dass Sportler von sich aus auf uns zukommen und fragen: Wir haben so viel Tolles über eure Veranstaltung gehört – da wären wir auch mal gerne dabei. Ein schöneres Kompliment gibt es nicht.
Es sind aber nicht nur Radfahrer dabei.
Nein, wir haben alles dabei: Beachvolleyballer, TV-Moderatoren, Schauspieler, Fechter, Fußballer, Sänger... Auch das ist eine Entwicklung, die uns enorm freut. Wir veranstalten ein Radsportfest für wirklich alle. Schön, dass sich das auch in diesem Bereich widerspiegelt.
Bei der ersten Veranstaltung waren 600 Teilnehmer dabei. Mittlerweile sind es weit über 1000. Wo soll das noch hinführen?
(Lacht.) Keine Ahnung. Erst einmal freuen wir uns über die bisherige tolle Resonanz. Damit habe ich vor zehn Jahren nie und nimmer gerechnet, das übertrifft meine kühnsten Träume. Die Entwicklung ist sensationell gut – und wir wehren uns auch nicht gegen noch mehr Teilnehmer. Aber in einem sind wir uns alle einig: Wir wollen und werden unseren familiären Charakter nicht verlieren.
Dazu zählt auch, dass die Spenden in der Region bleiben.
Das ist das Konzept von Star Care. Und für uns ist es schön, dass wir direkt sehen können, was mit dem Geld passiert. Da kommt es auch zu unheimlich emotionalen Begegnungen.
Zum Beispiel?
Ganz am Anfang haben wir mal die Holzwerkstatt in der Dorfgemeinschaft Behindertendorf Tennental mitfanziert. Bei der Weihnachtsfeier kam ein Mädchen mit Behinderung zu mir, hat mir einen Holz-Nikolaus geschenkt und mit leuchtenden Augen gesagt: „Vielen Dank Heinz, das alles hast Du uns ermöglicht. Deshalb habe ich Dir einen Nikolaus gebastelt.“ Das hat mich so berührt, das werde ich nie vergessen.
Ein Markenzeichen beim Charity Bike Cup ist: Es scheint immer die Sonne.
Das ist tatsächlich fast unglaublich. Jan Ullrich hat dazu mal gesagt: „Der liebe Gott weiß, dass wir etwas Gutes tun – deshalb schickt er uns immer den Sonnenschein.“
In zehn Jahren kommt auch bestimmt so einiges an Anekdoten zusammen.
Das stimmt. Aber nur die wenigsten davon sind für die Öffentlichkeit bestimmt (lacht.).
Vielleicht eine?
Olympiasieger Günter Haritz hat mal seine Brille verloren, war blind wie ein Maulwurf, hat so gut wie nichts mehr gesehen.
Schade, dass er nicht mitfahren konnte.
Und wie er mitgefahren ist! Sein Co-Captain hat den Blindenhund gespielt und ihn die komplette Strecke navigiert.