Rutesheim und Weissach beteiligen sich gemeinsam mit Porsche am Projekt. Mit der Aufforstung ehemaliger Fichtenbestände mit Laubbäumen wird die Wasserqualität verbessert.

Rutesheim/Weissach - Der Ansatz von einem Trinkwasserwald ist faszinierend, weil er ebenso simpel wie effektiv ist“, ist Michael Steiner überzeugt. Der Vorstand für Entwicklung und Forschung bei Porsche ist da einer Meinung mit den Bürgermeistern Dieter Hofmann (Rutesheim) und Daniel Töpfer (Weissach). Und so legen sie gemeinsam Hand an und pflanzen symbolisch das letzte von 5000 Traubeneichen-Bäumchen im Rutesheimer Wald.

 

Die drei zu der Pflanzaktion im Rutesheimer Stadtwaldistrikt „Rauher Wald“, zusammengebracht hat Heiner Rupsch, der Vorsitzende des Hamburger Vereins Trinkwasserwald, der den Hausherr des Weissacher Entwicklungszentrums von Porsche und die beiden Rathauschefs für die Aktion „Trinkwasserwälder im Heckengäu“ überzeugen und gewinnen konnte. Das auch mit tatkräftiger Unterstützung von Ulrich Neumann, der als Revierförster die Wälder der beiden benachbarten Kommunen hegt und pflegt.

Ein Trinkwasserwald generiert pro Hektar und Jahr 800 000 Liter

Was steckt dahinter? Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel und weltweit eine immer knapper werdende Ressource. Reichhaltig gutes Grundwasser bildet sich am besten unter natürlichen Laubmischwäldern. Dafür setzt sich der gemeinnützige Umweltschutzverein Trinkwasserwald seit 1995 ein und pflanzt bundesweit gezielt auf früheren Nadelwald-Monokulturen Laubbäume. So entstehen wieder vitale, artenreiche Laubmischwälder. Heiner Rupsch erläutert: „In Nadelwäldern bleibt im Winterhalbjahr viel Regen an den Nadeln haften und verdunstet, ohne in das Grundwasser zu gelangen. Standortgerechte Laubmischwälder, bei denen im regenreichen Winterhalbjahr der Niederschlag ungehindert versickern kann, sind dagegen richtige Grundwasser-Erzeuger.“ Ein Trinkwasserwald generiere so pro Hektar und Jahr zusätzliche 800 000 Liter. „Zugleich produziert dieser Wald eine hohe Wasserqualität, wie sie unter keiner landwirtschaftlichen Fläche erreicht werden kann“, sagt Rupsch.

„Auf 1,5 Hektar, wo sich bis zuletzt labile, stark vom Sturm geschädigte Fichtenreinbestände befanden und die auch vom Borkenkäfer geschwächt waren, sollen nun heimische Traubeneichen für mehr Bodenqualität sowie Artenvielfalt sorgen“, sagt der zuständige Förster Ulrich Neumann. Er betreut für Rutesheim 540 Hektar und für Weissach 640 Hektar Kommunalwald. Für das Projekt hat Rutesheim einen Hektar Fläche beigesteuert und Weissach an zwei Standorten insgesamt einen halben Hektar.

Die Bürgermeister waren anfangs etwas skeptisch

Pro Hektar wurden 4000 einjährige Sämlinge gepflanzt. „Das kostet etwa 20 000 Euro je Hektar“, rechnet Heiner Rupsch vor. „In etwa 200 Jahren werden auf der Fläche um die 70 mächtige Eichen stehen“, gab Ulrich Neumann einen Einblick in die Zeiträume, mit denen Förster bei ihrem Wirken rechnen. Der vorherige Fichtenbestand war stark beschädigt. Fichten haben eine geringe Wärmetoleranz und sind in der Region mit den geringen Niederschlägen der vergangenen Jahre klare Verlierer des Klimawandels. Mit den 1,5 Hektar Trinkwasserwald entstehen jährlich 1,2 Millionen Liter sauberes Grundwasser. Da ein Mensch 1000 Liter Trinkwasser pro Jahr benötigt, sichert die Neubepflanzung über Generationen das Trinkwasser für bis zu 1200 Menschen.

Den finanziellen Part der Aktion hat Porsche übernommen. Michael Steiner sagt dazu: „Mit dem Trinkwasserwald in unmittelbarer Nachbarschaft unseres Entwicklungszentrums unterstreichen wir unser Bekenntnis, Verantwortung für Mensch, Umwelt und Gesellschaft zu übernehmen.“

„Es ist gut, wenn Porsche über den Tellerrand hinaus blickt und wir gemeinsam etwas tun, um die Umwelt lebenswert zu erhalten, damit wir sie kommenden Generationen besser übergeben können“, sagte der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann. Er gab zu, im Vorfeld etwas skeptisch gewesen zu sein, doch das Prinzip des Trinkwasserwaldes habe ihn überzeugt. Auch Daniel Töpfer ging es ähnlich. „Doch dann hat die Gemeinde gerne die Fläche zur Verfügung gestellt“, sagte der Weissacher Bürgermeister. „Im Naturschutz haben wir vor Ort viele gemeinsame Projekte mit Porsche“, meinte der Rathauschef.