Auch deshalb blieb dem Landrat am Ende nichts anderes übrig, als seine Meinung zu ändern. „Mein Angebot ist, dass ich das Gespräch suche“, versprach er nun den Vertretern der Bürgerinitiative. Voraussetzung sei ein Gutachten zur S-Bahn-Verlängerung, dessen Ergebnis für Mitte Dezember erwartet wird. Wenn dieses Gutachten eine Perspektive für eine S-Bahn-Verlängerung nach Calw eröffnet, trete er dafür ein, dass man das Stufenkonzept „modifiziert“, wie der Landrat es nannte. Also eine erste Ausbaustufe der Hesse-Bahn nur bis Weil der Stadt, und dann später die S-Bahn-Verlängerung nach Calw. Freilich wird all dies nicht in Böblingen entschieden, sondern in Calw, wo sich der Bauherr der Hesse-Bahn befindet, und in Stuttgart, wo die Landesregierung auf dem Fördertopf sitzt. Damit hat nicht nur das Verkehrs-, sondern auch das Finanzministerium über diese Frage zu befinden.

 

Der Böblinger Landrat Roland Bernhard könnte dennoch ein wichtiger Vermittler sein. Das hat er zuletzt bei der Frage um die höhere Förderung einer Eisenbahnbrücke über die Weil der Städter Südumfahrung gezeigt. Weil der Stadt hatte beim Land einen höheren Zuschuss beantragt, was der Verkehrsminister dem Vernehmen nach zunächst abgelehnt hat. Erst die Intervention von Roland Bernhard und die geschickte Verhandlung seiner damaligen Verkehrsdezernentin Roseli Eberhard konnten die Stuttgarter Beamten doch noch umstimmen und Weil der Stadt mehr Geld zubilligen.

Jetzt wird es komplex

Die Frage, die Roland Bernhard jetzt in Stuttgart diskutieren will, ist freilich ungleich komplexer – juristisch und politisch. Kann die Landesregierung ein Verkehrsprojekt fördern, dessen Wirtschaftlichkeit zumindest noch nicht gegeben ist? Also den Bau der Hesse-Bahn bis Weil der Stadt, mit späterer Verlängerung bis Renningen?

Die Vertreter der Bürgerinitiative jedenfalls sind begeistert, dass ihr Landrat seine Position geändert hat. „Sie nehmen dem Streit den Wind aus den Segeln“, lobt Peter Weiß, der Fraktionschef der CDU im Renninger Gemeinderat. „Ich finde Ihren Vorschlag sehr lobenswert“, ergänzt Silvia Tanczos-Lückge, die SDP-Gemeinderätin aus der Nachbarstadt. „Das ist das, was wir in Weil der Stadt immer wollten.“