Die Portugiesen stellen ihre große Kultur vor. Die hat nicht nur kulinarische und musikalische Aspekte.

Renningen - Der Samstagabend ist sonnig und warm, die hohen Bäume an der Bergwaldhalle spenden den Besuchern dort Schatten, wo gewünscht. Es duftet verführerisch nach gegrillten Sardinen, Tintenfisch und Muscheln, aber auch nach Brot mit Paprikawurst.

 

Der Vinho Verde, der für Portugal typische grüne Wein, ist gut gekühlt – kurz: Es ist wieder Bergwaldfest des Club Portugues de Renningen. Seit 30 Jahren schon lädt der Verein der Portugiesen für Kultur und Sport im Frühsommer an Renningens beliebtem Sommer-Feierplatz ein.

Elisio Manuel Henriques ist schon viele Jahre Mitglied im Verein, seit drei Jahren ist er jetzt der Vorsitzende. Und er hält auch die Fäden bei den Festen der portugiesischstämmigen Renninger in der Hand.

Ein großes Fest seit 30 Jahren

Dazu gehört nicht nur das seit drei Jahrzehnten veranstaltete Bergwaldfest, sondern auch die 1. Mai-Hocketse am Alten Schulhaus, wo die Vereinsräume sind, oder etwa die Feier am Renninger Mais-Labyrinth, traditionell eine Woche nach Ende der Sommerferien.

Für Elisio Manuel Henriques und seine fleißigen Helfer aus den Reihen des 90 Mitglieder zählenden Vereins heißt das viel Arbeit.

Beim Bergwaldfest sind sie leicht zu erkennen an ihren leuchtend-orangefarbenen Shirts. 35 Aktive sind im Einsatz, um die Gäste mit Speis und Trank zu verwöhnen. „Ganze Familien arbeiten hier mit“, erzählt Henriques. So ist es auch bei ihm: Seine Frau hilft am Grill, sein Sohn bei der Getränkeausgabe. Und im Duo Henriques und Teixeira unterhält er am späteren Abend mit Tanzmusik – nach dem schon traditionellen Auftritt der Gardemädchen der Renninger Schlüsselgesellschaft. Sonntags tritt dann noch eine portugiesische Folkloregruppe aus Calw auf.

370 Renninger mit portugiesischen Wurzeln

Beim Fest wird auch deutlich, dass man nicht zwangsläufig aus Portugal stammen muss, um Mitglied zu sein. „Wir sind ein öffentlicher Verein“, betont der Vorsitzende und zählt eine Reihe von Mitgliedern mit deutsch klingenden Namen auf.

Etwa 370 Menschen, die portugiesische Wurzeln haben, leben laut dem Vereinsvorsitzenden in Renningen. Die amtliche Statistik der Stadt Renningen weist rund 170 Bürger mit portugiesischer Staatsangehörigkeit aus. Doppelte Staatsbürgerschaften oder Einbürgerungen sind hieraus nicht abzulesen.

Viele Portugiesen kamen in den 70er-Jahren nach Deutschland, der Vater von Elisio Manuel Henriques schon 1969. Er selbst folgte kurz darauf als Kleinkind nach. Seine Eltern sind allerdings schon vor zwölf Jahren als Rentner wieder in die Heimat zurückgekehrt.

Heimat in Deutschland, Urlaub in Portugal

Er selbst wird das wohl nicht machen. „Meine Heimat ist Deutschland“, sagt er. Er fährt mit seiner Familie oft nach Portugal, aber halt auf Urlaub. Die Sprache des Herkunftslands wird allerdings weiter gepflegt. „Daheim schwätzen mir Portugiesisch“, sagt Henriques in breitem Schwäbisch. Es wäre doch schade, würde man diese Sprache verlieren.

Deswegen gibt es auch in den Räumen der Renninger Hauptschule einmal wöchentlich Portugiesisch-Unterricht für Kinder aller Altersstufen. An den Kosten dafür beteiligt sich der Verein. Die Erlöse aus dem Bergwaldfest helfen dabei.