Nachbarn von Pflegebedürftigen sollen Platz kurzzeitig freigeben für die Autos der Außendienstler. Ein FDP-Stadtrat startet Initiative für die Sozialstation.

Gerlingen - Einen Pflegenotstand besonderer Art hat der Gerlinger FDP-Stadtrat Peter Zydel entdeckt: Die Not der Außendienstler der Sozialstation, einen regulären Parkplatz zu finden – in der Nähe der Wohnung ihres Patienten. Oftmals müssen die Pfleger weit laufen vom Auto zum Patienten, wenn sie niemanden behindern und sich einen Strafzettel einfangen wollen – damit geht wertvolle Zeit verloren. Zydel appelliert: Private Parkplätze sollten für die Pflegerinnen und Pfleger in der Nachbarschaft freigegeben werden. Ihm gehe es nicht darum, das Falschparken zu fördern.

 

„Ich möchte die Leute sensibel machen für die Menschen, die anderen helfen“, begründet der 75-Jährige seinen Vorstoß. In einem Gespräch mit Mitarbeiterinnen der Sozialstation habe er erfahren, dass für die Außendienstler das Parken immer schwieriger werde. Sie wollten andere nicht behindern, müssten aber eine bestimmte Anzahl von Patienten pro Schicht versorgen. Lange Wege von der Wohnung des Kunden zum Auto seien sehr hinderlich. Zydel wird wütend, wenn er hört, dass Grundstückseigentümer wegen kurzzeitig unerlaubt abgestellter Autos der Sozialstation die Polizei holen. „Man kann es doch gut sein lassen“, meint er, „wenn ein Auto für 20 Minuten unkonventionell parkt.“ Mehr Zeit hätten die Pflegekräfte eh kaum.

Der Stadtrat plädiert für Toleranz und er hat eine Aktion gestartet: Die Leute sollen Hofeinfahrten oder Garagenvorplätze freigeben für die Autos der Pfleger, wenn diese in der Nachbarschaft einen Patienten besuchen. Entsprechende Anrufe nehme die Sozialstation gerne entgegen. Vier Grundstückseigentümer hätten dies bisher erlaubt, berichtet der Pflegedienstleiter Dietmar Uden. Die Initiative sei „eine Super-Idee, wir hoffen, dass sich noch mehr melden. Unsere Mitarbeiter wollen möglichst lange bei den Patienten sein.“

20 Autos täglich unterwegs

Auch Reinhard Ernst, der Geschäftsführer der Sozialstation, begrüßt die Aktion. Etwa 20 Autos seien täglich in Gerlingen unterwegs, „unsere Mitarbeiter bemühen sich, sich korrekt zu benehmen.“ In Leonberg, auch ein Einsatzgebiet des von ihm geführten Pflegeverbunds Strohgäu, hätten die Außendienstler Sonderparkausweise. Die Gerlinger Station bekomme etwa 15 Strafzettel im Jahr wegen Parkverstößen.

Im Gerlinger Rathaus begrüßt man Zydels Initiative. Der Stadtrat wolle erreichen, dass durch Mithilfe der Nachbarn den Pflegern die Arbeit erleichtert werde. Es sei bekannt, so Martin Prager von der Verkehrsbehörde, dass Nachbarn von Pflegebedürftigen schon bisher das Parken zum Beispiel in der Einfahrt erlaubten. Auf öffentlichem Gelände aber sei es anders – beispielsweise, wenn ein Gehweg oder ein Behindertenparkplatz blockiert werde. Dies erfordere „konsequente Kontrolle“.