Für die Verkehrsentlastung von Perouse im Osten und Westen des Ortes angelaufen hat die Stadt weit mehr als sechs Millionen Euro in die Hand genommen.

Rutesheim - Sind neun Jahre eine lange Zeit? Im Straßenbau anscheinend nicht – das hat Rutesheim mit seiner Ostumfahrung Perouse und dem Umbau der Steinbruchspange erfahren müssen. Die neuen Straßen, die nun den Waldenserort vom Verkehr entlasten sollen, sind am Freitagnachmittag ganz offiziell eröffnet worden.

 

Fast hat ein heftiges, aber kurzes Schneegestöber den Festakt zu einer ungemütlichen Sache werden lassen. Doch die Sonne zeigte Erbarmen und drängte sich zwischen den Wolken durch, als Bürgermeister Dieter Hofmann auf dem Gelände am ehemaligen Perouser Kreisverkehr Rückblick hielt. „In der Amtszeit eines Bürgermeisters sind der Bau von Umgehungsstraßen eher seltene Ereignisse und deshalb immer ein Höhepunkt im langen Berufsleben“, bekannte Hofmann. Zu seiner Freude dürfe er nun die zweite Umgehungsstraße eröffnen – nach der Nordumfahrung Rutesheim vor exakt zehn Jahren.

Doch warum musste sich die Stadt Rutesheim diesem städtebaulichen und finanziellen Kraftakt stellen? „Schaut man sich den täglichen Verkehr in unserem Raum an, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass die Verkehrsmisere darauf beruht, dass sehr viele Menschen von heute in zu vielen Autos von morgen auf Straßen von gestern fahren“, meinte der Rathauschef.

Der Verkehr drückt von allen Seiten

Auslöser für die starke Verkehrbelastung und die Zunahme des Durchgangsverkehrs in Perouse seien zwei für die Region erfreuliche Tatsachen, die man stetst begrüßt habe: die Ansiedlung des Forschungs- und Entwicklungszentrums von Bosch in Malmsheim und das enorme Wachstum von Porsche im Norden. Gleichzeitig mit der Verkehrsentlastung habe die Verwaltung und der Gemeinderat die „Chance des enormen Verkehrs genutzt, um in dem Ort einen Lebensmittelmarkt anzusiedeln.“

Hinzu kommt noch, dass mit Heimsheimer Unterstützung die 2002 errichtete Steinbruchspange als leistungsfähige und schnelle Umgehungsstraße im Westen von Perouse realisiert wurde und im Ort die Heimsheimer Straße von einer Landestraße zur Gemeindestraße herabgestuft wird.

Dass es „nur“ neun Jahre von der Planungs- bis zur Verkehrsfreigabe gedauert hat, sei nur möglich, weil Rutesheim Vollgas gegeben habe und dieses Projekt im Wesentlichen vollständig geplant, gebaut und zum größten Teil auch finanziert hat. „Die Stadt hat hier keine Gemeindestraße gebaut, sondern Kreis- und Landesstraßen“, sagte Hofmann an die Adresse des Stuttgarter Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer und des Böblinger Landrats Roland Bernhard, die als Gäste geladen waren. Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 6,8 Millionen Euro für das Projekt Verkehrsentlastung übernehmen Land und Kreis zusammen etwa zehn Prozent.

„Der Kreis liegt nah am Paradies“

„Das ist im Land ein sicherlich einmaliger Vorgang, der nur Dank unserer guten finanziellen Lage überhaupt möglich war“, gab der Bürgermeister zu bedenken. Die vielen bürokratischen Hürden seien nur zu nehmen gewesen, weil der Gemeinderat stets hinter dem Projekt gestanden habe und die Verwaltung mit Nachdruck dafür eingetreten sei, bedankte sich der Rathauschef bei den Stadträten und seinen Mitarbeitern. „Der Gemeinderat hat nie gesagt: so viel Geld für Perouse investieren wir nie“, sagte Hofmann.

Der Regierunspräsident Wolfgang Reimer würdigte die Rutesheimer Leistung als einen Beitrag dafür, die Region für viele gute Arbeitsplätze noch attraktiver zu machen. Ins gleiche Horn stieß auch der Landrat Roland Bernhard. „Der Kreis liegt nahe am Paradies, denn um so viele Forschungs- und Entwicklungszentren mit so hochkarätigen Arbeitsplätzen beneidet uns die ganze Welt“, meinte Bernhard. „Bei einem so hohen Wohlstand muss man auch mal die Verkehrskröte schlucken“, sagt der Landrat. Die beiden Behördenchefs versprachen, die Stadt in Zukunft so großzügig wie möglich zu unterstützen.