Die LKZ stellt die OB-Kandidaten im Porträt vor. Dieses Mal: Klaus Brenner, amtierender Baubürgermeister.

Leonberg - Am wohlsten fühlt sich Klaus Brenner, wenn er anderen Menschen die Zukunftspläne „seiner“ Stadt vorstellen kann. Deshalb hält der 57-Jährige seinen Wahlkampfauftakt auch nicht in einem Saal am Pult ab. Er nutzt die Einladung der FDP, die allen OB-Kandidaten ein Forum gibt, zu einem Stadtrundgang.

 

Stolz präsentiert Brenner den fast fertigen Rathaus-Vorplatz. Aus dem Boden sprudeln Wasserfontänen. Das Reiterstadion, häufig als unschöne Brache kritisiert, will er womöglich im Zuge einer kleinen Landesgartenschau aufwerten. Einen der wenigen innerstädtischen Plätze mit Wohnhäusern zuzupflastern, hält er jedoch für „völligen Quatsch“. Auch die alte Schuhfabrik neben der Steinturnhalle, die so mancher Stadtrat gerne zugunsten neuer Wohnhäuser abreißen lassen würde, will er erhalten. Würde die Fassade, die einen gewissen DDR-Charme ausstrahlt, erneuert, könne da etwas Gutes draus werden.

„Ich bin angetreten, um zu gewinnen“

So kennt man ihn: Als kreativen Gestalter, der selbst mit kleinen Mitteln schöne Resultate erzielen will und doch große Pläne im Kopf hat. Dass er ein guter Baubürgermeister ist, wird kaum von jemandem in Zweifel gezogen. Aber ist Brenner auch ein guter Oberbürgermeister?

Der Kandidat antwort mit einem klaren Ja. „Ich bin angetreten, um zu gewinnen.“ Das, so sagt er, hat er sich genau und lange überlegt. Erst unmittelbar vor Bewerbungsschluss hatte er den Hut in den Ring geworfen. „Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass zu den anderen Kandidaten eine bessere Alternative geboten werden muss. Und die bin ich.“

So spricht keiner, der von Zweifeln geplagt ist. Sein Selbstbewusstsein führt er auf seinen persönlichen wie beruflichen Werdegang zurück: „Die Architektur ist so vielfältig, die strahlt in ganz unterschiedliche Bereiche aus.“ Den Umgang mit Menschen wiederum, den hat er schon in früher Jugend in Schwäbisch Gmünd gelernt. Im Volleyballverein, vor allem aber als Mittelfeldspieler im Fußballverein. Ein Punktspiel von Normannia Gmünd bei der deutschen A-Jugend-Meisterschaft gegen den VfB Stuttgart war sein persönlicher sportlicher Höhepunkt. Die Partie ging zwar 2:4 verloren. Aber im gegnerischen Team stand kein Geringerer als Guido Buchwald.

Brenner: Die Plätze und Ecken sollen den Menschen gehören

Nach dem Zivildienst beim CVJM, der die soziale Ader des jungen Klaus Brenner weiter wachsen ließ, hatte er zum Auftakt seines Architekturstudiums gleich eine prägende Zeit: Er hatte sich erfolgreich um eines der wenigen Stipendien des Deutschen Auslandsdienstes beworben und durfte ein Jahr nach Venedig. Studienreisen führten Klaus Brenner auch nach Südamerika und Asien.

Bis heute versucht er, seine Eindrücke in der praktischen Arbeit umzusetzen. Gerade in der Altstadt, die dem Baubürgermeister besonders am Herzen liegt, setzt er auf italienische Elemente: Die Plätze und Ecken sollen den Menschen gehören.

Nach dem Studium gründet Brenner ein Unternehmen

Seine erste Berührung mit Leonberg hatte Klaus Brenner, als er den berühmten Kollegen Frei Otto beim Thema „weltweite Verstädterung“ kennenlernte. Er lernte bei Klaus Humpert, dem späteren Vorsitzenden des Stuttgart-21-Preisgerichtes, und forschte bei dessen Nachfolger Franz Pesch über die Integration von Einkaufszentren.

Nach dem Studium strebte der junge Architekt nicht nach möglichen akademischen Weihen, sondern wollte praktisch arbeiten. Er gründete ein eigenes Unternehmen und arbeitete mit vielen renommierten Büros zusammen. Als 2009 die Wirtschaftskrise die meisten Kommunen im finanziellen Würgegriff hatte, brachen ihm wichtige Aufträge weg. Da kam das Angebot, Stadtbaumeister in Ebersbach an der Fils zu werden, gerade recht.

Brenner hält sich nicht für zu nett für das harte OB-Amt

In der 16 000 Einwohner-Stadt wurden unter seiner Ägide ein neues Rathaus gebaut, eine Brachfläche belebt, eine Ortsdurchfahrt umgestaltet und eine Umgehung gebaut. Dass Brenner sich 2012 in Leonberg bewarb, führt er auf die größeren Herausforderungen der dreimal so großen Stadt zurück. „Mir ist wichtig, dass ich in der Region bleibe. Ein Angebot aus Osnabrück hätte ich nicht angenommen.“

So steht kein weiterer Umzug zur Debatte. Der Vater zweier Kinder aus seiner früheren Ehe hat sich just in Leonberg ein Haus gekauft. Das Klischee, für das harte OB-Amt sei er zu nett, hält er für falsch: „Als Architekt kenne ich die Sprache auf dem Bau. Die kann ich auch sprechen.“