Bernhard Kratzer und Paul Theis zünden in ihrem Neujahrskonzert ein musikalisches Feuerwerk.

Weil der Stadt - Kaum haben sich die Rauchschwaden der „Lustfeuerwerkerei“, wie das im Barock genannt wurde, verzogen, schlägt die Stunde der Neujahrskonzerte: in Wien, Berlin – und auch in Weil der Stadt.

 

Pfarrer Anton Gruber gibt zu Beginn seiner Gemeinde einen irischen Segen mit auf den Weg ins neue Jahr: „Möge Gott dir im neuen Jahr mehr Zeit schenken, zu danken als zu klagen. Mögen deine Freuden nach Tagen, aber dein Kummer nach Stunden zählen. Mögen die Zeiten selten sein, an denen du deine Freunde entbehrst, und kurz die Augenblicke in der Gesellschaft von Dummköpfen. Mögen alle Tränen des kommenden Jahres Tränen der Freude sein.“ Und dann stehen festlicher Trompetenklang und Orgel auf dem Programm in der voll besetzten katholischen Stadtkirche St. Peter und Paul. Werke von barocken und romantischen Komponisten hat das renommierte Duo Bernhard Kratzer (Trompete) und Paul Theis (Orgel) für seine eigenen Instrumente bearbeitet.

Bernhard Kratzer brilliert

Den Auftakt macht das „Konzert D-Dur“ von Heinrich Stölzel: Orgel und Trompete sind zuerst wie ein Echo aufeinander bezogen, dann umspielen sich die beiden Instrumente wie neckische Kinder. Bernhard Kratzer, der Solo-Trompeter im Staatsorchester Stuttgart ist, bringt sein Instrument zum Strahlen, und als im „Andante“ die Orgel sehr zart einsetzt, zeigt die Trompete ihre lyrische Seite: schwebend erhebt sie sich über der sensiblen Orgelbegleitung von Paul Theis. Wie ein losgelassener Luftballon hebt der Trompetenklang ab, bis die beiden Instrumente wieder zusammenfinden.

Neben seiner Trompete spielt Bernhard Kratzer auch das Corno da caccia, das aus dem Jagdhorn hervorgegangen ist und bald auch in der Kunstmusik eingesetzt wurde. Sein weicher, warmer Ton kommt besonders im „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck zur Geltung. Kratzer interpretiert die Komposition mit sehr viel Poesie, und eine meditative Stimmung verbreitet sich in der spätgotischen Stadtkirche. Dazu grundiert die Orgel die Abendstimmung in der Szene, dunkel abschattiert.

Auch Vivaldis „L’Inverno“ erklingt

Paul Theis, der freischaffender Kirchenmusiker ist und auch als Sänger, Orchester- und Chorleiter auftritt, spielt seit 1997 im Duo mit Bernhard Kratzer. In seiner Bearbeitung der berühmten „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi, aus denen er „L’ Inverno“, den „Winter“ spielt, sieht man förmlich die Schneeflocken sachte fallen, alles gefriert, hingetupfte Töne illustrieren eine zur Ruhe kommende Natur. Paul Theis schlägt die Orgel mit viel Freude am Gestalten, kreativer Fantasie und virtuoser Leidenschaft. Bei der Interpretation des berühmten Marsches „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar – fast eine zweite britische Nationalhymne – rauschen pompöse Klangwelten und wuchtige Akkorde durchs Kirchenschiff. In den „Zwei Weihnachtsstücken“ von Nicolas Lebègue und in Vincenzo Bellinis „Concerto Es-Dur“ brilliert Kratzer mit funkelnden Kaskaden von Tönen, welche die Trompete als heroisch-musikalisches Instrument präsentieren.

Mit einem furiosen Accelerando bieten die Musiker ein großes Finale: Ein Neujahrskonzert „con espressione“ und „con molto fuoco“! Als Zuckerl gibt’s „Gloria in excelsis Deo“ – das Publikum applaudiert hingerissen.