2017 stehen einige weitreichende Entscheidungen an. Die Finanzlage der Stadt ist alles andere als rosig.

Weil der Stadt - Das Motto des Neujahrsempfangs ist schnell geklärt: „Aller guten Dinge sind drei“. Dritte gemeinsame Veranstaltung der Weiler Stadtverwaltung und der Paul-Wilhelm-von-Keppler-Stiftung, zum dritten Mal das Thema neues Pflegeheim und Seniorenwohnungen an den Brühlwiesen und auch die Hermann-Hesse-Bahn beschäftigt Thilo Schreiber nun schon zum wiederholten Male.

 

Der Bürgermeister schießt am Sonntagnachmittag mit scharfen Worten gen Nachbarkreis: „Wir hätten immer noch genug Anlass, die Kanone auch westwärts Richtung Calw auszurichten“, sagt Schreiber, als er über die Kanonenschläge der Bürgergarde am Neujahrstag berichtet. Denn das Lieblingsprojekt des Calwer Landrats Helmut Riegger hält die Weiler Verwaltung gehörig auf Trab. „Schlimmer geht nimmer“, schimpft der Rathauschef.

Hesse-Bahn hält die Stadt auf Trab

Erst im Dezember hatte die Stadt vor dem Verwaltungsgericht eine herbe Niederlage eingefahren: Sie muss die Eisenbahnbrücke über die Südumfahrung B 295 bauen (wir berichteten). Hinzu kommen Kosten für die Bahnübergänge im Steckental und am Malerbuckel. Landeszuschüsse von knapp 1,5 Millionen Euro vorausgesetzt, muss die Stadt noch knapp 1,8 Millionen in das Schienenprojekt Hesse-Bahn stecken. „Und die dürfen wir jetzt mit Krediten finanzieren“, erklärt Schreiber.

Dass die Hesse-Bahn bis Renningen fahren wird, ist für ihn so gut wie sicher. „Doch damit fördert man eine völlig unnötige Schienen-Doppel-Struktur und gefährdet unsere S-Bahn-Taktung“, wettert er. Und so bleibt er dabei: „Hesse-Bahn ja, aber nur bis Weil der Stadt.“ Das Publikum in der vollen Stadthalle goutiert es mit Applaus. Den gibt’s auch für „Emma und Karle“, das Comedyduo aus Gärtringen, das mit schwäbischem Humor die Verwaltung, deren Geldsorgen und natürlich auch das „Hesse-Bähnle“ munter aufs Korn nimmt.

Thilo Schreiber blickt an diesem Tag zurück – und zieht eine gemischte Bilanz für 2016. Einiges sei gelungen und fertig, vieles nach wie vor im Umbruch. Und so manches sei auf der Strecke geblieben. Die „nicht rosige Finanzsituation“ stelle eine besondere Herausforderung für alle dar. Trotzdem habe man einiges auf den Weg gebracht: den Neubau Kindergarten und Feuerwehrmagazin in Schafhausen für 2,9 Millionen Euro, die neuen Gebäude für die Merklinger Würmtalschule für 2,1 Millionen, den neuen Dorfplatz in Hausen, das neue Feuerwehrfahrzeug für die Münklinger Abteilung oder die Sanierung der Flüchtlingsunterkunft im Merklinger Kasten für mehr als eine Million Euro.

Stadtwerke, Baumarkt und Windräder

Auch 2017 steht viel an. So will die Stadt in der Benzstraße für bis zu 2,8 Millionen Euro eine neue Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkunft bauen, die Kläranlagen in der Kernstadt und in Hausen müssen für mehr als 4 Millionen Euro erweitert werden. Mit Hochdruck arbeitet die Stadt an neuen Baugebieten. Während „Zeil“ aufgrund mangelnder Mitwirkungsbereitschaft der Grundstückeigentümer vom Tisch ist, geht es jetzt um die Gebiete „Schwarzwaldstraße“, „Leimtel-Süd“ und „Häugern-Nord“. „2017 werden wir sehen, was wirklich realisierbar ist“, erklärt der Bürgermeister. Doch ohne neuen Wohnraum, die Nachfrage sei nach wie vor riesig, werde es nicht gehen, sagt Schreiber und schielt hinüber nach Renningen: „Wir müssen aus der Bosch-Ansiedlung auch einen Vorteil für unsere Stadt generieren.“

Die Agenda für 2017 ist lang. Die Entscheidungen über die Windräder im „Merklinger Wald“ und über die Zukunft des Schulzentrums stehen an, die Gründung eigener Stadtwerke und die Ansiedlung eines Einkaufsmarktes in Schafhausen stehen im Raum und über den Neubau des Baumarktes samt Kreisverkehr an der Merklinger Straße/Siemensstraße soll final verhandelt werden. Das alles koste Zeit und Geld, Schreiber rechnet für 2017 mit einer Kreditaufnahme von 5 bis 6 Millionen. „Doch ohne Risiko kein Gewinn“, sagt er mit Blick auf die Zukunft der Stadt. Und dann wäre noch die Genehmigung des Bebauungsplans „Brühlwiesen“, wo die Keppler-Stiftung ein Wohn- und Pflegeheim bauen will. Der Vorstand Alfons Maurer ist zuversichtlich, dass es nach jahrelanger Planung noch in diesem Jahr vorangeht. „Es ist ein komplexes Bauprojekt, bei dessen Umsetzung es viele Auflagen zu beachten gilt“, erklärt er.