Die Endurofahrerin Nadine Maier geht an die Grenzen – weiß aber auch, wann Schluss ist.

Leonberg - Hätte Nadine Maier nicht die Reißleine gezogen, sie wäre eventuell mit mehr als einer größeren Schürfwunde am Unterarm zurückgekehrt. Doch sie behielt trotz der Emotionen, des Drucks und der womöglich einmaligen Chance einen kühlen Kopf. „Die Entscheidung fiel mir sehr schwer, aber die eigene Sicherheit geht immer vor“, erklärt Maier.

 

Die Motorradfahrerin aus Leonberg, die für den Motorsportclub Betra aus Horb am Neckar startet, flog mit dem deutschen Enduro-Nationalteam nach Chile. In Viña del Mar nahm sie mit zwei Kolleginnen in der Damen Trophy an der Mannschaftsweltmeisterschaft, den sogenannten Six Days, teil. Eine außergewöhnliche Erfahrung, die ihr alles abverlangte – und sie über ihre Grenzen brachte. Als sie am fünften Wettkampftag stürzte, rauschte ein Fahrer in vollem Tempo nur Zentimeter an ihr vorbei. Es war der Moment, in dem sie sich entschloss auszusteigen. „Ich hatte richtig Angst. Es war so staubig, dass die Sicht massiv beeinträchtigt war. Da hätte einfach zu viel passieren können“, so Maier.

Stürze und Beinahe-Crash

Bereits in den Tagen zuvor hatte sie sich in Dornenbüschen verfangen, war in Gräben zu Fall gekommen und hatte nur knapp einer Böschung ausweichen können. Unter Tränen motivierte sie sich mehrmals weiterzumachen. Ihr Ansporn, diese Herausforderung zu meistern, war größer als der Respekt vor möglichen Gefahrensituationen – bis zu jenem Moment.

Dennoch war es kein Entschluss aus dem Affekt heraus. Bereits zum zweiten Mal war sie wegen zeitlicher Verzögerungen mit Fahrern einer anderen Klasse auf der Strecke, die wenig Rücksicht auf die Konkurrenz nahmen. Zusätzlich machte ihr die anspruchsvolle Strecke zu schaffen. „Die Hitze, der Staub, die Länge, das Getöse drumherum – solch extreme Bedingungen gibt es bei uns nicht. Man musste über Stunden jede Sekunde hoch konzentriert sein. Das war enorm anstrengend“, sagt Maier, die erst seit vier Jahren Enduro fährt.