Bis Ostern wird in der Pauluskirche an jedem Mittwoch ein Mittagstisch für alle angeboten.

Leonberg - Der Kopf tut noch, auch die Augen, aber die Hände wollen nicht mehr, also habe ich das Stricken gelassen“, sagt die eine Seniorin. Ihre Tischnachbarin dagegen freut sich darüber, dass sie die gesamten Restbestände eines Wollladens aufkaufen konnte, allerdings dann feststellen musste, das gerade die Farbe fehlte, die sie eigentlich benötigt habe.

 

Der Raum der evangelisch-methodistischen Pauluskirche summt von den zahlreichen angeregten Gesprächen. Es ist Mittwochmittag und da ist der erste „Mittagstisch für alle“ im neuen Jahr angesagt. 2010 von der Gastgebergemeinde und der katholischen Kirchengemeinde initiiert, ist dieser inzwischen zum festen Bestandteil im Programm beider Kirche geworden.

„Es ist bewundernswert, wie die kleinste Kirchengemeinde der Stadt mit etwa 150 Mitgliedern diesen wöchentlichen Treff stemmt“, lobt der katholische Pastoralreferent Jürgen Oettel den Einsatz von Pastor Thomas Schmückle und den der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde. Oettel steht am Eingang und begrüßt die Besucher, die fast alle pünktlich für 12 Uhr erschienen sind. Heute gibt es Serviettenknödel mit Pilzsoße und Salat. Das Essen wird über die Sozialstation vom Guldenhof in Hirschlanden bezogen. „Am Anfang kommen so um die 70, gegen Ende, wenn es sich herumgesprochen hat, können es schon mehr als 90 Besucher sein“, weiß Schmückle aus Erfahrung.

Viele Gäste kommen immer wieder

„Wir haben inzwischen viele Stammgäste“, freut sich Schmückle. Von Beginn an war der „Mittagstisch für alle“, wie schon der Name sagt, nicht nur als Möglichkeit gedacht, Bedürftigen ein Mittagessen anzubieten, sondern auch als Treff, um miteinander ins Gespräch zu kommen. „Bei älteren Menschen besteht häufig die Gefahr, dass sie unbemerkt vereinsamen“, sagt Oettel und dem soll der Treff entgegen wirken. Zudem bieten ehrenamtliche Mitarbeiter der Diakonie Beratung an. „Leider gibt es trotzdem viele Bedürftige, bei uns sind es etwa die Hälfte der Besucher“, weiß Pastor Schmückle.

„Vom ersten Mittagstisch an bin ich dabei, wegen der guten Gespräche und damit die Küche sauber bleibt“, scherzt Rudolf Wagner aus Eltingen. Er ist der Mann, der die Frauen zum Lächeln bringt, denn seit fünf Jahren verschenkt er Modeschmuck, den er aus kaputten Beständen einschlägiger Boutiquen erwirbt und repariert. „Wir tragen beide original Wagner-Schmuck“, verraten seine Tischnachbarinnen.

Seit dem ersten Tag dabei ist auch Eberhard Schaefer von der katholischen Kirchengemeinde, allerdings auf der anderen Seite der Theke. „Bei mir gibt es von den Gemeindemitgliedern gespendeten Kuchen“, sagt er. Denn ohne den Einsatz der rund ehrenamtlichen 30 Helferinnen und der Handvoll Helfer wäre das Vorhaben nicht zu stemmen, denn jeden Mittwoch sind etwa 20 im Einsatz. Seit fünf Jahren hilft auch der jeweilige Konfirmandenjahrgang aus Warmbronn aus.