150 Jahre evangelisch-methodistische Kirche: Vom Auf und Ab einer Glaubensgemeinschaft im Strohgäu.

Weissach - Erfüllt, motiviert, kunterbunt – unter dem Motto feiert die evangelisch-methodistische Kirche in Weissach dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen.

 

Ob die paar Gläubigen damals auch so empfunden haben, als der Prediger Heinrich Mann am 4. September 1868 im Haus des Schuhmachermeisters Jakob Seitter die erste methodistische Versammlung im Marktflecken Weissach abgehalten hat? Das ist nicht überliefert. Doch was laut dem Pastor Walter Knerr bekannt ist: Es wurde dadurch eine Bewegung angestoßen, die bis heute andauert.

Die Zahl der Zuhörenden wuchs

Bereits 1867 hatte Heinrich Mann in Heimsheim eine Gemeinde gegründet. Von dort aus machte sich alle zwei Wochen der Hilfsprediger Friedrich Gutekunst zu Fuß auf den Weg nach Weissach, um dort in den Häusern von Jakob Häcker und Jakob Burger zu predigen. Auch durch ihm angedrohte Schläge hat er sich nicht davon abhalten lassen. Die Zahl der Zuhörenden wuchs. Und so entwickelte sich Weissach bald zur größten Methodistengemeinde des Oberamtes Vaihingen/Enz. Im Jahr 1888 gründete sich dort der erste gemischte Chor und nicht viel später begann man mit dem Bau einer eigenen Kapelle. Die Friedenskapelle wurde unter großen Opfern zum Preis von 8466 Reichsmark im Jahr 1891 fertig. 1895 erwarb die Gemeinde das erste Predigerhaus. Der Bezirk Weissach war fortan unter Leitung von Friedrich Klemm selbstständig. Außenstationen waren Mönsheim, Nußdorf, Flacht, Iptingen, Heimerdingen und Wiernsheim. Aus jener Zeit ist überliefert, dass „eine schöne Anzahl Seelen zum Herrn bekehrt wurde, welche bis zu ihrem seligen Heimgang treue Glieder der Gemeinde blieben“.

Erfüllt, motiviert, kunterbunt – „diese drei Worte, deren Anfangsbuchstaben sich auch in unserem Kirchennamen finden, beschreiben die Menschen, die über anderthalb Jahrhunderte hinweg das methodistische Wirken in unserer Region prägten und gestalteten“, sagt Walter Knerr. Zudem drücke das Motto die Vielfalt aus. Als kleine Gemeinde, die gut mit ihren Ressourcen haushalten müsse, biete die evangelisch-methodistische Kirche unterschiedlichen Menschen Heimat.

30 Männer werden eingezogen, fast die Hälfte bleibt auf dem Schlachtfeld

Zurück zur Geschichte: Nach dem Schrecken des Ersten Weltkriegs erlebte der Bezirk eine Blütezeit. Es gab mehrere Sonntagsschulen und Bibelkreise, ein Posaunen- und ein Gitarrenchor wurden gegründet. Die freigiebigen Gemeindemitglieder ermöglichten den Kauf von Versammlungshäusern in Mönsheim, Nußdorf und Iptingen. Zwischen 1927 und dem Zweiten Weltkrieg gab es für die Gemeinde manche Hindernisse zu überwinden. Auch von Abwerbungen wird berichtet. Der Zweite Weltkrieg riss dann tiefe Wunden in die Gemeindearbeit. 30 Männer wurden eingezogen, fast die Hälfte blieb auf dem Schlachtfeld. Doch die äußere und innere Not, die das Naziregime hinterlassen hatte, „öffnete in den Herzen der Menschen manche Tür für die gute Botschaft“, ist in der Festschrift zu lesen. Es ging wieder aufwärts. Das Miteinander von Methodisten und Evangelen hatte sich sehr verbessert. Eine erste Allianz-Gebetswoche fand 1956 in Weissach statt. Weil die Zahl der Jugendlichen stark angewachsen war, wurde der Ruf nach einem Jugendraum laut. Der sollte in ein Gemeindezentrum anstelle der alten Kapelle integriert werden. Am 10. Mai 1982 wurde der erste Gottesdienst in der neuen Friedenskirche abgehalten.

Seit 2007 ist Pastor Walter Knerr mit der Leitung des Bezirks beauftragt. In Mönsheim hatte mangels Besuchern der letzte Gottesdienst stattgefunden. In Nußdorf ebenso. Und in Weissach sank die Zahl der Mitglieder auf heute noch 54. Die Gemeinde ist bemüht, durch neue Angebote wie unterschiedliche Formen der Gottesdienste, Männertreff, Literaturkreis, Frauenabend oder Projektchor die Attraktivität hoch zu halten.

Festgottesdienst

Der Festgottesdienst
zum Jubiläum ist am Sonntag, 21. Oktober, um 14.30 Uhr. Die Predigt hält Bischof Harald Rückert aus Frankfurt.