Der Renninger Schultes über die Personalwechsel (nerven-)aufreibende Projekte und über die Schwierigkeit, Job und Privatleben unter einen Hut zu bekommen.

Renningen – Herr Faißt, vor einem Jahr haben Sie erfolgreich Ihre zweite Wiederwahl  bestritten und sind jetzt 17 Jahre Bürgermeister. In Ihrer Nachbarschaft findet dafür gerade der große Wechsel statt. Wie funktioniert das eigentlich, wenn woanders ein neuer Rathauschef kommt? Geht man als Amtsinhaber auf die „Neuen“ zu und sucht das Gespräch, oder wartet man, bis die anderen sich melden?
Erst mal lässt man die Neuen natürlich ins Amt kommen. Danach gehe ich durchaus auf die Kollegen zu, um eine gemeinsame Ebene zu finden. Und das läuft hervorragend. Jeder Kollege, der neu kam, hat entweder zu sich eingeladen, oder ich zu mir. Ich erinnere mich noch gut, dass der Kollege Thilo Schreiber (Weil der Stadt, Anm. d. Red.), als er neu gewählt war, hierher eingeladen war und dann erst mal zehn Minuten zu spät gekommen ist. Er war ganz entgeistert und hat gesagt: „Ich habe Renningen gekannt, aber das ist ja ganz anders geworden.“ Und schon hatten wir den ersten Gesprächseinstieg.
Auch innerhalb Ihrer Verwaltung gab es viele Wechsel. Zum Beispiel kamen Marcello Lallo und Daniel Dreßen neu zum Fachbereich Bürger und Recht hinzu, Helmut Holzmüller wird als Leiter der Finanzen das Rathaus bald verlassen – was bedeuten solche Veränderungen für eine Verwaltung?
Die neuen Mitarbeiter und Führungskräfte bringen sicherlich und hoffentlich neue Ideen und Erfahrungen mit. Herr Lallo hat sich etwa mit dem Thema Whatsapp als zusätzliche Kontaktstelle für die Bürger und in vielen anderen Bereichen mit seiner Erfahrung als Hauptamtsleiter eingebracht. Herr Dreßen ist ein Mann, der mit jugendlichem Elan und großem Engagement das Thema Kinderbetreuung angeht. Genauso wird es sein, wenn Frau Lörcher die Nachfolge von Herrn Holzmüller antritt. Und wir haben noch weitere Wechsel an wichtigen Stellen unserer Stadtverwaltung. Das hat mich dazu bewogen, im Frühjahr 2018 ein Führungskräfteseminar durchzuführen, um die Führungsqualitäten der neuen Mitarbeiter bewusster zu machen und zu stärken. Unser Führungsteam kann so in teilweise neuer Besetzung gut zusammenwachsen. Bisher hatten wir das Glück, eine gute und fachlich qualifizierte Resonanz auf unsere Ausschreibungen zu bekommen. Das ist nicht selbstverständlich und wird in Zukunft immer schwerer werden.
Solche Wechsel nehmen mit Sicherheit auch Zeit in Anspruch. Könnten Sie denn sagen, welches Thema 2017 die meiste Zeit geschluckt hat? Spontan denkt man an die Hesse-Bahn und den Lückenschluss…
Diese Themen sind natürlich dabei. Aber uns beschäftigt genauso die Kinderbetreuung mit allen Facetten, von den Krippen bis hin zu den Kindergärten, von der Regelbetreuung bis hin zur Ganztagesbetreuung. Auch die Schulraumentwicklung treibt uns mit Blick auf Ganztagesbetreuung nach wie vor um. Ebenso Sportentwicklung, bezahlbarer Wohnraum und Senioren. Auch die Konjunktur beschäftigt uns sehr. Ich habe schon gesagt: Eigentlich dürfte man gerade gar nicht mehr investieren, man findet keine Firmen mehr, und wenn man nach der Ausschreibung ein Angebot erhält, ist es meist überteuert. Oder eine beauftragte Firma kommt gar nicht mehr. Eigentlich müsste man hier antizyklisch arbeiten, aber in vielen Fällen geht das einfach nicht, weil wir in zeitlichen Zwängen sind.