Einst ist die Terrassenwand am Bürgerzentrum Stadtmitte von tristem Grau beherrscht gewesen. Jetzt ist sie bunt verziert. Menschen aus einem anderen Kulturkreis, welche mit geistiger Behinderung und eine ehrenamtliche Renninger Bürgerin haben mitgemacht.

Leonberg -

 

Es ist brütend heiß an diesem Tag. Die bunten Wände des Außenplatzes am Bürgerzentrum Stadtmitte passen farblich zu den Stühlen. Der Tisch biegt sich unter den Leckereien, die darauf stehen. Drumherum stehen alle Mitwirkenden sowie Gäste und fächeln sich Luft zu.

„Unsere schöne Terrasse ist jetzt noch schöner“, freut sich der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid über die bemalten ehemals grauen Betonwände. „Es sollte ein Projekt sein, an dem sich viele unterschiedliche Menschen begegnen“, erklärt Ariane Gerhard, städtische Beauftragte für bürgerliches Engagement. „Personen aus einem anderen Kulturkreis, welche mit geistiger Behinderung und eine ehrenamtliche Renninger Bürgerin haben mitgemacht“, ergänzt sie.

Unzählige Skizzen wurden im Vorfeld angefertigt

Wochenlang wurden die Gemälde vorbereitet, unzählige Skizzen angefertigt. Drei Stunden hat es gebraucht, bis das gemeinsame Gemälde stand. „Es ist schade, dass es schon vorbei ist“, spricht die Initiatorin der Aktion aus, was alle denken. Sie hat zu ihrem eigenen Bedauern nicht mitgemalt. „Ich habe danach geschaut, ob alles gut läuft und für Fotos gesorgt“, fasst sie zusammen. Wenn im Herbst die Pflanzen auf der linken Seite weg sind, werden die restlichen Betonplatten verschönert. Ariane Gerhard hofft, dann auch mitzumalen.

„Natur war das Thema, das wir uns ausgedacht hatten“, erklärt Brigitte Guggenbiller. Die Kunsttherapeutin, die das Projekt betreute, fährt fort: „ So wurden Sonne, Insel und Bäume zu wichtigen Motiven.“ Sollten die fleißigen Maler je ihren Plan vergessen haben, konnte auf die Vorlagen zurückgegriffen werden. „Ich habe vor allem Lila, Rot, Braun, Rosa und Grün benutzt“, bemerkt Kathrin Oswald. Sie war an den ersten drei Betontafeln zu Gange. Auch Jean-Pascal Baumgärtner hat die Arbeit gefallen, hebt er doch immer wieder begeistert den Daumen nach oben. „Das Bürgerzentrum ist ein Ort der Begegnung, an dem verschiedene Menschen zusammen kommen können und jeder seine eigenen Begabungen mitbringt“, meint Maria Keller vom Atrio Leonberg. Und das passe perfekt zu dem Werk, wie Jutta Baten bemerkt: „Arbeit bedeutet, dass man etwas herstellt, was für andere von Bedeutung ist.“ Das unterstütze auch die Weiterentwicklung der geistig behinderten Menschen. Darum geht es in dem Qualifizierungsprogramm, an dem die fünf Maler teilnehmen. „Der Aufbaukurs Kunst läuft im Rahmen dieses Programms und wird für Beschäftigte der Werkstatt angeboten“, erklärt Baten, „es fördert die Persönlichkeit und ist sehr integrativ, da unterschiedliche Menschen mitarbeiten.“ Für die Vielseitigkeit sorgen zudem Samira Asadi und Rawa Alsalihy sowie Ursula Bartholmess.

Integratives Projekt

Alle drei sind in Leonberg gemeinnützig engagiert. „Ich liebe es zu malen und anderen Leuten zu helfen“, sagt Samira Asadi. Die irakische Künstlerin Rawa Alsalihy stimmt ihr zu: „Ich habe es auch sehr genossen. Wir haben aus einer unnützen Wand etwas Spezielles geschaffen.“ Sie betrachtet die Malereien. „Wenn ich das so sehe, habe ich noch mehr Ideen im Kopf. Das bringt frischen Wind“, erklärt sie.

Mittlerweile sind die Geschenke überreicht, Lob und Bewunderung ausgesprochen. Nun muss nur noch die Krawatte geradegerückt werden für das Foto. Stolz stehen alle Beteiligten vor dem gemeinsamen Kunstwerk. Der Herbst kann kommen.