Die geplanten Flüchtlings-Wohnhäuser in Niederhofen werden mit drei Etagen gebaut. Auf der Hauptversammlung des Bürgervereins Ezach erklärte Bernhard Schuler erstmals öffentlich, dass die bisher zweigeschossig geplanten Gebäude nicht reichen werden.

Leonberg - Die geplanten Flüchtlings-Wohnhäuser im Bereich Niederhofen werden mit drei Etagen gebaut. Auf der Hauptversammlung des Bürgervereins Ezach erklärte Bernhard Schuler erstmals öffentlich, dass die bisher zweigeschossig geplanten Gebäude nicht reichen werden.

 

Der Bürgervereinsvorsitzende Reinhard Siegfarth hatte den Oberbürgermeister vor allem deshalb eingeladen, um mit ihm über Lärm- und Verkehrsprobleme zu diskutieren. Doch angesichts der dramatischen Entwicklung gerieten der bei einigen immer noch anhaltende Ärger über den Westanschluss, die Forderung nach Tempo 80 auf der Autobahn und auf der B 295 , der Frust über unpünktliche Busse oder auch der Wunsch nach mehr Rechts-vor-Links-Regelungen in den Hintergrund.

Der OB machte keinen Hehl daraus, dass er für die Anliegen der Bürger zwar Verständnis hat, ihn aber ganz andere Probleme beschäftigen: „Wir müssen alles dransetzen, dass ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt weiter möglich ist.“

Keine leichte Aufgabe mit Blick auf den Flüchtlingsstrom: 550 Plätze, so rechnete Schuler vor, braucht die Stadt im kommenden Jahr für die sogenannte Anschlussunterbringung, also für Menschen, die dauerhaft hier bleiben. Für die müssen akzeptable Wohnungen gebaut werden: Etwa die beiden Häuser an der Strohgäuhalle oder die geplanten Gebäude in Niederhofen, die, wie eingangs erwähnt, nun drei Etagen bekommen sollen.

Um soziale Konflikte zu vermeiden, so erklärte der Oberbürgermeister, setzt die Stadt auf eine dezentrale Unterbringung: „Wir wollen keine Ballung, so wie es jetzt am Berufsschulzentrum der Fall ist.“

Statt dessen sollen die Flüchtlinge auf das gesamte Stadtgebiet verteilt werden. Schuler verteidigte die Unterkunftsoffensive der Stadt: „Wir müssen von uns aus mehrere Standorte anbieten, sonst bekommen wir sie von außen aufgezwungen.“

Ein großes Problem bleibt freilich die Finanzierung: „Die Frage ist: Wie kriegen wir mehr Sozialwohnungen hin?“ Dass das knappe Geld ausschließlich in Unterkünfte und Betreuung gesteckt wird, ist für den Oberbürgermeister keine Alternative: „Wenn wir alles andere abschaffen, nur um Flüchtlinge zu finanzieren, dann weiß ich, was in der Stadt los ist.“

Daher kann in seinen Augen ein städtischer Haushalt auch nicht mehr nach den bisher geltenden Maßstäben beurteilt werden: „Angesichts der immensen Kosten, die vor einem Jahr noch niemand voraussehen konnte, brauchen wir andere Kriterien für die Genehmigung eines Kommunaletats.“

Sollte es zu einem Familiennachzug kommen, rechnet der OB mit rund 3000 weiteren Ankömmlingen. „Das sind mehr Menschen als in Gebersheim wohnen. Ich bin dagegen.“ Schuler wähnt sich in der Pflicht, diese Probleme klar anzusprechen und sieht sich dabei in guter Gesellschaft mit seinem Tübinger Kollegen: „Es gibt noch einen anderen OB, der rechnen kann. Das ist Boris Palmer.“ Der Grüne bringt die Dinge ähnlich klar auf den Punkt und hat deshalb viel Ärger mit seiner Parteibasis.