Wegen der hohen Mieten haben Menschen mit einem geringen Einkommen, kaum Chancen, in Leonberg eine Wohnung zu finden, die sie auch bezahlen können. Weil die Gefahr besteht, dass sie in die Obdachlosigkeit rutschen, will die Stadt nun gegensteuern.

Leonberg - Wer bis zu 37 Prozent seines Haushaltseinkommens als gering verdienende Familie allein für die Miete ausgeben muss, bei dem bleibt für die anderen Bedürfnisse des Lebens wenig übrig.“ In dieser Lage befänden sich zahlreiche Menschen in Leonberg, erläuterte Gabriele Schmauder, die Leiterin des städtischen Amtes für Jugend, Familie und Schule, den Mitgliedern des neuen Sozialausschusses. Solch hohe Mieten seien im Großraum Stuttgart und auch in Leonberg die Regel, deshalb versuchten die Landeshauptstadt und viele sie umgebende Mittelzentren, dieser Entwicklung entgegenzusteuern.

 

„Junge Familien, Alleinerziehende, Alleinstehende oder Menschen mit geringem Einkommen sind häufig nicht in der Lage, eine reguläre Miete zu bezahlen“, sagte Schmauder. Viele Betroffene dürfen sich keine höheren Mieten leisten, weil die Behörde da klare Obergrenzen zieht – wer die nicht einhält, bezahlt aus der eigenen Tasche, oder er wird aufgefordert, sich nach einer günstigeren Bleibe umzusehen. Zudem bleibt er in diesem Fall auch noch auf den Maklerkosten sitzen. Dabei arbeiten viele von ihnen in Vollzeit und sind trotzdem auf eine Aufstockung durch das Jobcenter angewiesen.

Zusätzliches Problem: Die Anschlussunterbringung

Die steigende Anzahl von sogenannten Anschlussunterbringungen nach einem Asylverfahren verschärft die Situation zusätzlich. Aufgrund der Wohnungsknappheit wurden in der letzten Zeit städtische Sozialwohnungen, die bisher an gering verdienende Familien oder Menschen vermietet wurden, die einen Berechtigungsschein für eine Sozialwohnung vorweisen können, werden zunehmend an Menschen vergeben, die obdachlos sind. Geringverdiener wiederum finden kaum eine bezahlbare Wohnung auf dem freien Markt. So sind die städtischen mietgünstigen Sozialwohnungen tatsächlich dauerhaft belegt und stehen nicht mehr für solche Haushalte zur Verfügung. „Familien oder Personen mit einem Wohnberechtigungsschein erhalten so de facto von uns keine Wohnungsangebote mehr“, bemängelte Amtsleiterin Gabriele Schmauder. Die Stadt sei nicht verpflichtet, Sozialwohnungen anzubieten, doch andererseits sei niemand gedient, wenn die Menschen in die Obdachlosigkeit abrutschten.

Um Bürgern zu helfen, die ein Anrecht auf eine Sozialwohnung haben, haben sich nun das Amt für Jugend, Familie und Schule und das Stadtplanungsamt Gedanken gemacht, nachdem auch die Grünen-Fraktion in den Haushaltsberatungen für 2014 die Thematik angesprochen hatte. Vier Handlungsmöglichkeiten hat Peter Mauck, der Leiter des Stadtplanungsamtes, aufgezeigt, über die preisgünstige Mietwohnungen geschaffen werden könnten.

Gibt es bald eine Quote?

Anlehnend an ein Modell, das in München und Stuttgart praktiziert wird, könnte bei innerstädtischen Grundstücken, die durch einen neuen Bebauungsplan eine große Wertsteigerung erfahren, mit dem neuen Investor eine Quote von mietgünstigen Wohnungen festgelegt werden. „Das will hoffentlich niemand beim Layher-Areal, sonst bekommen wir einen gordischen Knoten, den wir niemals durchschlagenkönnen“, mahnte der Freie-Wähler-Stadtrat Georg Pfeiffer.

Eine weitere Alternative sieht das Planungsamt darin, das Baulandmodell zu ändern, wenn Neubaugebiete entwickelt werden. Hier könnte anstatt der amtlichen Umlegung das modifizierte Ankaufmodell zum Tragen kommen. Das will heißen, dass die Stadt im Vorfeld alle Baulandflächen in dem Gebiet aufkauft. Damit kann sie dann privatrechtlich bei Bauherren und Investoren durchsetzen, dass sie Belegungsrechte bekommt oder bestimmte Quoten an geförderten Mietwohnungen verwirklicht werden. Dieses Modell soll zum ersten Mal in dem Neubaugebiet „Hinter den Gärten“ in Warmbronn erprobt werden.

Welche Fläche gehört der Stadt?

Eine weitere Option ist ein Modellprojekt familienfreundliches Wohnen am Stadtpark. Im Flächennutzungsplan 2020 ist entlang der Berliner Straße am südlichen Stadtpark ein 11 000 Quadratmeter großes Wohnbaugebiet ausgewiesen. Hier könnten sowohl günstige Mietwohnungen, als auch günstiges Wohneigentum für junge, geringverdienende Familien geschaffen werden. Generationsübergreifendes Wohnen oder altergerechte Wohnkonzepte sind hier ebenfalls möglich. Was das Ganze erleichtert, ist die Tatsache, dass die Fläche bereits Eigentum der Stadt ist.

Diese Alternative stieß durch alle Fraktionen im Ausschuss auf reges Interesse. In mehreren Redebeiträgen signalisierten die Ratsmitglieder, dass sie sich mit diesem Projekt anfreunden könnten. Christa Weiß (SPD) formulierte es so: „An der Berliner Straße zu bauen, ist ein guter Vorschlag.“

Dagegen schieden sich die Geister am vierten Vorschlag des Planungsamtes, eine eigene Wohnungsbaugesellschaft ins Leben zu rufen, die für die Stadt Gebäude errichtet. „Trotz der schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit sollte man über eine eigene Gesellschaft nachdenken“, meinte Wolfgang Röckle (CDU). „Die ist so gut oder schlecht wie ihr Geschäftsführer.“ Christa Weiß konterte: „Wir brauchen keine eigene Gesellschaft, denn wir haben doch kaum noch Grundstücke.“