Die Interkom informiert an 49 Ständen über die Fülle von Ausbildungsmöglichkeiten. Die Lehrer haben diesmal ihre Schüler gut auf die Veranstaltung vorbereitet. Auch die Unterstützung durch die Eltern ist bei der Berufsfindung gefragt.

Leonberg - Die Mittagspause ist vorbei, der Andrang in der Leonberger Stadthalle hat deutlich nachgelassen. Aber nicht unbedingt zum Leidwesen der 59 Aussteller bei der diesjährigen Ausbildungsmesse Interkom. „Morgens ist mehr Quantität da, mittags und nachmittags mehr Qualität“, fasst es Ingo Feßler von Krombert & Schubert zusammen. Bei dem auf Elektronik spezialisierten Automobilzulieferer aus Renningen sind – ähnlich wie an den anderen 48 Ständen – Schülerschlagen vorbeigezogen, teilweise bewaffnet mit Frage- und Aufgabenbögen. „Das zeigt aber, dass die Besuche auf der Interkom mittlerweile von den Schulen besser vor- und nachbereitet werden“, meint Monika Fischer vom Elektro- und Lichthaus Knapp aus Leonberg. „Bis vor zwei Jahren war das meist nicht der Fall. Da ging es rein, schnell durch und wieder raus. Erfolgreich war ein Jugendlicher dann, wenn er möglichst viele Geschenke eingesackt hatte“, fährt sie fort.

 

Durch die Fragebögen kommen die Schüler nun aber auch mit Firmen und Berufen in Kontakt, mit denen sie sich sonst vielleicht gar nicht beschäftigt hätten. „Es sind auch welche dabei, die darüber hinaus noch weitere Fragen stellen, einige sind auch recht gut vorbereitet“ berichtet Sabine Pfirrmann von ihren Erfahrungen. Sie unterrichtet an der Schule für Gesundheitsberufe des Klinikums Südwest, wo etwa Gesundheits- und Krankenpfleger für Erwachsene oder Kinder, operationstechnische Assistenten oder ganz neu auch Intensivpflegekräfte ausgebildet werden.

Nachmittags dagegen kommen die ernsthaften Kandidaten für die Lehrstellen. Und sehr oft schieben sie sich in Begleitung eines Elternteils durch die Stadthalle, vorbei an Ständen von Industrieunternehmen, Banken, Handwerksbetrieben, Innungen und vielem mehr. „Ich habe meine Tochter hergefahren, weil es mit Bus und Bahn zu umständlich gewesen wäre“, erzählt Tanja Volz aus Neuhausen-Hambach (Enzkreis). „Mein Mann und ich begleiten sie aber öfter auf Ausbildungsmessen und ähnliche Veranstaltungen.“

Iris Baumanns Tochter Lydia besucht zwar erst die achte Klasse an der Gerhard-Hauptmann-Realschule Leonberg. „Das ist noch ein wenig früh, um sich wirklich orientieren zu können“, sagt sie. Aber immerhin könne man nicht früh genug Anstöße geben. „Wenn die Kinder wissen, wofür sie das gebrauchen können, was sie in der Schule lernen, dann sind sie viel motivierter“, meint Baumann.

Auf die Unterstützung der Eltern zielt auch einer der vielen Vorträge bei der Interkom ab. Es geht um den Aufbau des dualen Ausbildungssystems (Betrieb und Berufsschule), über Informationsmöglichkeiten und Beratungsstellen bis hin zu Hilfestellungen, wie der Nachwuchs überhaupt herausfinden kann, welche beruflichen Neigungen und Interessen er hat. Die Auswahl ist schließlich riesig. „Es gibt in Deutschland rund 350 anerkannte Ausbildungsberufe, vom Süßwarentechnologen bis zum Kfz-Mechatroniker“, heißt es in einer Präsentation der Industrie- und Handelskammer Stuttgart.

Diese bietet beispielsweise Stellenbörsen, einen Talente-Check oder individuelle Beratungen an. Ähnliches gibt es im Bereich Handwerk mit dem Berufe-Checker. Auf Landkreisebene werden außerdem Speed-Datings zwischen möglichen Azubis und künftigen Chefs angeboten oder Jugendliche können bei den Schulferienfirmentagen bei Betrieben und Institutionen unverbindlich reinschnuppern. „Die persönliche Ebene wird immer wichtiger. Wenn es funkt, dann sind die Noten oft nicht mehr ganz so wichtig“, lautet eine Erkenntnis.

Dafür eignet sich auch die jährliche Ausbildungsmesse im nördlichen Landkreis hervorragend. „Wir haben hier im vergangenen Jahr einen Auszubildenden für unser Unternehmen gewonnen“, berichtet Ingo Feßler von Kromberg & Schubert. Es lohne sich also, in diese Art der Werbung zu investieren. Denn angesichts der großen Namen in der Region wie Daimler, Porsche und Bosch sei es für die kleineren oder weniger bekannten Unternehmen schwierig, im Wettbewerb um die besten Auszubildenden zu bestehen. „Das ist oft eine Frage der Qualität. Die besten Bewerber gehen lieber zu den großen Namen“, berichtet er. Bei der Messe wird er deshalb von drei Auszubildenden unterstützt, die den Jugendlichen Informationen aus ersten Hand liefern können über Berufe wie Industriemechaniker, Speditionskaufmann oder Fachkraft für Lagerlogistik.

So hält man es auch beim Elektronik- und Lichthaus Knapp in Leonberg, wo in der Regel pro Jahr ein Auszubildender zum Elektroniker im Bereich Energie- und Gebäudetechnik eingestellt wird. „Viele wollen heute studieren. Aber wir brauchen gut ausgebildete Leute. Deshalb wollen wir zeigen, dass das Handwerk keine Sackgasse ist“, sagt Monika Fischer.