Natascha Grin, die bei der Neuverfilmung mitgewirkt hat, wird von Chefärztin Barbara John behandelt.

Leonberg - Ihr Gesang ist glockenklar. Und einigen der Millionen Fernsehzuschauer, die zwischen den Jahren die bemerkenswerte Winnetou-Neuverfilmung verfolgt haben, dürfte sie aufgefallen sein: Diese fast bezaubernde Stimme, die in der Indianer-Sprache Lakota das raue Leben im Wilden Westen musikalisch begleitet hat.

 

Die Stimme gehört zu Natascha Grin. Die gebürtige Russin aus dem Wolgagebiet, die seit genau einem Vierteljahrhundert in Deutschland lebt, gehört zur musikalischen Crew, die den erfolgreichen Weihnachtsdreiteiler auf RTL mit vertont hat.

Doch bevor sie wieder ins Studio und auf die Bühnen kann, ist ein kurzer Aufenthalt im Leonberger Krankenhaus angesagt. Die Sängerin ist bei Barbara John in Behandlung. Das ist insofern bemerkenswert, als Natascha Grin in Frankfurt lebt. Doch um von der renommierten Magen-Darm-Spezialistin behandelt zu werden, ist der Künstlerin kein Weg zu weit. Und Barbara John ist seit anderthalb Jahren die Chefärztin der Inneren Kliniken in Leonberg.

Besonderes Vertrauensverhältnis

Das besondere Vertrauensverhältnis kommt nicht von ungefähr. Natascha Grin leidet an einem speziellen Magenkeim, der resistent gegen Antibiotika ist. Schon vor Jahren hatte sie schwere Entzündungen, doch kein Arzt konnte ihr helfen.

Erst als sie auf Anraten eines Bekannten die seinerzeit noch in Frankfurt praktizierende Medizinerin konsultierte, ging es aufwärts. „Frau Dr. John hat mir damals das Leben gerettet“, erinnert sich die Sängerin an die schlimme Zeit vor drei Jahren. „Ich war körperlich und nervlich am Ende und konnte nicht mehr singen. Damit war auch meine Existenz gefährdet.“

Bei den Untersuchungen fand Barbara John heraus, dass ihre Patientin auf einzelne Medikamente allergisch reagiert. Sie konnte ihr helfen, doch zu regelmäßigen Untersuchungen muss Natascha Grin nach wie vor. Sie fuhr an Johns vorübergehende Wirkungsstätten Mannheim und Eisenach. Und jetzt eben nach Leonberg. „Ich folge ihr überall hin.“

Hektisches Künstlerdasein

Der Aufenthalt im Krankenhaus mit Blick auf verschneite Wiesen und Bäume ist für sie gleichermaßen eine kleine Auszeit. Ist doch das Künstlerdasein alles andere als gemächlich. Natascha Grin gibt Jazzkonzerte, ist bei vielen Plattenprojekten dabei, erfreut auch schon einmal auf einer Kreuzfahrt die Gäste oder leiht ihre Stimme für bekannte Werbespots. Zu ihren Kunden zählen die Fluggesellschaft Korean Air, der französische Autobauer Renault oder der Parfüm-Veteran 4711, der sein angestaubtes Image ablegen will.

Dass Natascha Grin überhaupt ins große Geschäft kam, hat sie nicht unwesentlich Dieter Falk zu verdanken. Der frühere Produzent von Pur, der auch in Leonberg aktiv war, wurde auf die junge Musikerin aufmerksam, die in ihrer russischen Heimatstadt Kasan Geige, Querflöte und Klavier studiert hatte. Sie war mit einem Ballettensemble auf Europatournee und gab in deutschen Clubs Jazzkonzerte. „Da hat mich Dieter Falk gefragt, ob ich eigene Lieder schreiben kann.“ Sie konnte, und sie wollte es. Sie begegnete der Produzentin Mary Applegate, die für Jennifer Rush deren Welthit „The Power of Love“ geschrieben hatte, und anderen Schwergewichten der deutschen Musikszene.

Erfolg in der ZDF-Hitparade

Zum ersten Mal mit Winnetou konfrontiert wurde sie 1998 als Mitglied der Gruppe „Superboys“. Mit „Ich wünscht’, du wärst bei mir“, einer Schlagerversion der legendären Winnetou-Titelmelodie von Martin Böttcher, landete sie in der ZDF-Hitparade ganz vorn. „Noch vor Roland Kaiser“, freut sich Grin noch heute.

Es sollte 16 Jahre dauern, bis sie erneut mit dem Apachen-Häuptling künstlerisch in Berührung kam. Heiko Maile, der für die Winnetou-Neuverfilmung Böttchers klassische Filmmelodien umarrangierte, holte sie für die indianischen Musikpassagen ins Boot. „Da hat es mir geholfen, dass ich schon lange in mehreren Sprachen singe“, erinnert sie sich. Bei der Premierenfeier im Berliner Filmpalast lernte Natascha Grin den Altmeister sogar selbst kennen: „Martin Böttcher ist mit seinen 90 Jahren nach wie vor präsent und freundlich.“

Für die Zukunft zeichnet sich ein weiteres Projekt mit dem Starproduzenten Maile ab, über das sie noch nicht reden möchte. Dass sie dann wieder voll fit ist, darum kümmern sich die Ärztin Barbara John und ihr Team vom Leonberger Krankenhaus.