Kinder pressen eigenen Apfelsaft und haben viel Spaß. Doch die gute Erntesaison drückt die Preise.

Leonberg - Apfelsaft kommt aus der Tüte, oder aus der Flasche, aber wie kommt er da hinein? Am besten man presst ihn einmal selbst, um mitreden zu können. Dass das viel Spaß macht, zeigte sich beim Apfelpressen für Kinder. Die Fachleute des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg haben in einem Garten am Schumisberg schon alles vorbereitet und jede Menge süße Goldparmänen und den leicht säuerlichen Brettacher gesammelt.

 

Jetzt dürfen die Kinder loslegen. Erst werden die Äpfel in einer großen Wanne gewaschen. Da kann selbst die vierjährige Lara mithelfen. Georg Setter aus Gebersheim ist mit seiner Familie das erste Mal dabei, „aber bestimmt nicht zum letzten Mal“, lacht er. Seine große Tochter Anna-Lena dreht an der Kurbel, um die Äpfel zu raspeln. Ganz schön anstrengend ist das. Aber auch spannend.

Die gehäckselten Äpfel kommen in die Presse und mit Geduld und Muskelkraft fließt schließlich der Apfelsaft. Goldbraun ist er, naturtrüb und süß. Einige haben sich eine Flasche mitgebracht, um den frischen Saft mit nach Hause zu nehmen. Dort muss er schnell getrunken werden. Wird er aber auf 80 Grad erhitzt und in einem speziellen Saftbeutel luftdicht verpackt, ist er über ein Jahr haltbar. Das machen die meisten heimischen Obstbauern so.

Früher acht, heute nur noch drei Euro

Wer sehr viele Äpfel hat, gibt sie an Sammelstellen ab. „Doch das lohnt heutzutage kaum und viele lassen die Äpfel mittlerweile auf der Wiese liegen“, erklärt Birgit Esslinger. Sie und ihr Mann Martin haben rund 100 Obstbäume. Nur noch drei Euro werden mittlerweile für den Doppelzentner Obst gezahlt. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre waren es acht Euro. Die Bewirtschaftung der Bäume ist zunehmend unrentabel. Mittlerweile kommt billiges Obst aus Osteuropa nach Deutschland, das macht die Preise kaputt. Doch Esslingers sammeln trotzdem. Martin Esslinger ist selbst Fachwart für Obstbau und Garten und weiß um die Bedeutung der Streuobstwiesen für die Region. Vielerorts prägen sie die Landschaft. Die starkwüchsigen, hochstämmigen Obstbäume mit ihren ausladenden Kronen und darunter das als Wiese oder Weide genutzte Grünland sind wertvoller Lebensraum für viele Tierarten. Insbesondere Vögel, Käfer, Schmetterlinge und Kleinsäuger profitieren von dem reichhaltigen Angebot an Höhlen, Blüten und herabfallenden Früchten. Der Einsatz von Pestiziden ist hier tabu.

Auch der Landkreis Böblingen hat die Problematik erkannt und fördert den Streuobstbau mit einer Apfelsaftinitiative. Wer Äpfel für den Landkreisapfelsaft an einer speziellen Sammelstelle in Merklingen abgibt, bekommt auf den aktuellen Tagespreis noch 7,50 Euro dazu. Maximal eine Tonne Obst kann man sich als Sammler so sponsern lassen.

Aus besonders schönen Äpfeln macht Birgit Esslinger getrocknete Apfelchips. Mit der Schälmaschine wird der Apfel gleichzeitig entkernt und geschnitten. Zuhause trocknet sie die gleichmäßigen Scheiben einige Stunden lang im Backofen.

Apfelchips aus dem Backofen

Es ist eigentlich ein gutes Apfeljahr in der Region, viele Äpfel gibt es, wenn sie auch aufgrund der Witterung einige dunkle Stellen haben. „Das Problem war das trockene Frühjahr“, berichtet Fachwart Dennis Epple. „Dann kam der große Regen und einige Äpfel sind aufgeplatzt und faulen jetzt“. Die gesunden Früchte sind gut im Geschmack. Familie Setter ist sich nach dem Saftpressen sicher: „Wir pflanzen demnächst unseren eigenen Apfelbaum.“