Der Ortsverband des Technischen Hilfswerks gibt beim Jahresempfang einen Einblick in seine Arbeit. Mit dabei ist auch Marten Wilhelm. Der 39-Jährige fliegt jetzt nach Afrika, um beim Kampf gegen das Ebola-Virus zu helfen.

Leonberg - Sie kommen mit schwerem Gerät, wenn nach einem Unfall ein Lastwagen geborgen werden muss. Sie schwingen die Motorsägen, wenn nach einem Sturm Bäume die Straßen blockieren. Und sie sichern auch immer öfter das Eigentum von Mitbürgern, etwa wenn eine eingeschlagene Schaufensterscheibe rasch provisorisch ersetzt werden muss, bis der Glaser kommt. Die Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) haben nicht nur in Leonberg und Umgebung gut zu tun.

 

Im vergangenen Jahr unterstützten sie bei zwei großen Bränden in einem Hochhaus in Sindelfingen und bei der Firma Reisser in Böblingen die anderen Einsatzkräfte: Sie sicherten die Gebäude und verschafften der Feuerwehr mehr Licht. So beschwor denn auch Kreisbrandmeister Guido Plischek beim Jahresempfang des THW in Leonberg „angesichts krisenhafter Situationen die Einheit der Hilfsorganisationen“. Jens Sandmann vom THW-Landesverband wies ebenfalls auf die zunehmende Zahl der Krisenherde hin. Er bezog sich auf die zahlreichen Auslandseinsätze. Das Technische Hilfswerk betreue Flüchtlingslager in Jordanien und dem Nordirak und leiste Einsätze in Afrika. „Wir sind zwar keine medizinische Organisation“, sagte er, „aber wir sorgen für die technische Unterstützung.“

Jetzt heißt es: auf nach Afrika

Und genau das wird Marten Wilhelm in Sierra Leone machen. Der Leonberger startet in den nächsten Tagen in Richtung Westafrika. Dort sorgt er zusammen mit anderen dafür, dass die Krankenhäuser in dem vom Ebola-Virus besonders stark betroffenen Land Strom haben. Der Ingenieur für Elektrotechnik hat schon im vergangenen Jahr Erfahrungen bei einem Hochwasser-Einsatz in Bosnien gesammelt. Damals bediente er als Maschinist eine Schmutzwasserpumpe. Der 39-Jährige ist schon als Jugendlicher zum THW gestoßen, „praktisch direkt nach der Jungschar“, sagt er und lacht. Beim Verband habe er sein Interesse für Technik ausleben können. „Ich machte schon als Kind im Gartenhäusle mit der Autobatterie Licht.“ Als dann das Leonberger THW in den 90er Jahren aus Altbeständen der früheren DDR-Armee ein großes Stromaggregat bekommen konnte, habe er sich dafür starkgemacht. „Lasst es uns holen, ich richte es her“, habe er damals gesagt.

Beim Orkan Lothar an Weihnachten 1999 half Marten Wilhelm mit, die Haushalte in Hünerberg bei Bad Wildbad mit Elektrizität zu versorgen. „Wir haben dort unseren Stromerzeuger ans Netz angeschlossen. Dann gingen die Lichter an den Weihnachtsbäumen wieder an“, erinnert er sich heute noch gern. Irgendwann bewarb sich der Ingenieur, der bei einer großen Firma in Leonberg arbeitet, für Auslandseinsätze. „In den Spezialisten-Pool aufgenommen zu werden, war gar nicht so einfach“, erinnert er sich.

Mit 50 Notstromaggregaten in den Flieger

Doch dann war er zehn Tage in Bosnien und jetzt kommen vier Wochen Afrika. „Wir helfen den Helfern beim Helfen“, so beschreibt er die Aufgabe. Das THW hat in dem Land 50 Notstromaggregate, die dafür sorgen, dass die mobilen Feldlazarette Strom für ihre Arbeit haben.

Marten Wilhelm ist überzeugt davon, dass es in dem Krisengebiet viel zu tun gibt. Vor der Abreise der THW-Helfer in Richtung Afrika gibt es eine Besprechung in der Bonner Zentrale. Dann geht es über Ghana in das Ebola-Gebiet in Westafrika. Eines weiß er jetzt schon: „Die Bevölkerung dort ist sehr angetan von den ‚fliegenden Ingenieuren‘.“ Für Marten Wilhelm gilt, was der Leonberger THW-Ortsbeauftragte Matthias Schultheiß über alle seine 50 Aktiven und 40 Junghelfer sagt: „Wer für den Ernstfall übt, möchte irgendwann auch gebraucht werden.“