An drei Abenden hat der SWR neue Folgen von „Hannes und der Bürgermeister“ in der ausverkauften Stadthalle aufgezeichnet.

Leonberg - Absolut Kult sind hierzulande die Sketche von Albin Braig und Karlheinz Hartmann in „Hannes und der Bürgermeister“. Und dies nicht nur in der heimischen Komede-Scheuer Mäulesmühle, sondern auch im SWR-Fernsehen und den Spielstätten, wo der Sender seine Aufzeichnungen macht. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstagabend war es in Leonberg wieder so weit: In der mit rund 750 Plätzen ausverkauften Stadthalle zeichnete der SWR neue Folgen auf. Für das Management der Stadthalle ist dies schon beinahe Routine. „Der SWR kommt einen Tag vor den Aufzeichnungen, installiert seine Kameras und Mikrofone und legt die Leitungen zum Ü-Wagen im Hof. Für uns ist das kein Mehraufwand“, sagt der Geschäftsführer Rainer Blümle.

 

Welch ein Aufwand hinter solch einer eher unspektakulären Fernsehproduktion steckt, wird in der Stadthalle deutlich. Zwei Kameras machen von der Rückseite der Halle die Frontalaufnahmen über die Köpfe des Publikums hinweg, zwei fahrbare rechts und links auf der Bühne gehen nahe an das Geschehen ran. Weil diese daher teilweise den Blick versperren können, sind rechts und links auf der Bühne riesige Monitore aufgebaut, welche die Live-Aufnahmen zeigen. Besonders aufwendig ist für das Fernsehen die Beleuchtungstechnik, die gezielt und schattenfrei vom Rückraum hinten gesteuert wird. „Sie als Zuschauer sind ein wichtiger Bestandteil der Aufzeichnungen, lassen Sie Ihrer Stimmung freien Lauf“, sagt Bastian Braig von der „mühleneigenen“ Produktionsfirma und Sohn von Albin Braig. Falls es einmal einen „Text-Hänger“ bei den Darstellern geben sollte, würde diese Sequenz erneut aufgezeichnet. „Bitte steigen Sie dann auch mental an dieser Stelle wieder mit ein“, sagt Braig. Schließlich wird noch mit dem maximal-möglichen Applaus der Ton im Ü-Wagen eingepegelt, bis der Tontechniker zufrieden ist. „Gestern waren Sie aber lauter“, ertönt er nach dem ersten Testlauf. Und dann ist eigentlich alles wie immer.

Der Bürgermeister thront hinter seinem Schreibtisch

In der Kulisse der beschaulichen Amtsstube fühlt man sich gleich im Vertrauten wieder. Das Mobiliar im 60er-Jahre-Look, die moosgrünen und braunen gedeckten Farben, die typischen Büropflanzen, und das rote Wählscheibentelefon samt Stempelkarussell auf dem Schreibtisch – alles ist dort, wo man es erwartet.

Mit dabei, und dies nicht nur als Pausenfüller zwischen den Sketchen, ist Herrn Stumpfes Zieh & Zupfkapelle. Die vier Musiker bringen mit schwäbischen Wirtshausliedern bis hin zu zünftigem Schwabenblues mit Steel-Guitar und Bluesharp ein herrlich schräges musikalisches Flair auf die große Bühne. Und schon sitzt, oder besser thront, der Bürgermeister (Karlheinz Hartmann) eines kleinen bescheidenen schwäbischen Städtchens bräsig hinter seinem Schreibtisch. Autorität und Wichtigkeit strahlt der massige Mann mit Haarkranz, Schnauzbart und weit geschnittenem Anzug aus. Seiner Stellung als Amtsbote wird die Figur des Hannes (Albin Braig) gerecht, kleiner, mit kariertem Hemd, Strickweste und keckem Hütchen auf dem Kopf. Die Hierarchie scheint eindeutig zu sein, die beiden Figuren funktionieren nur im Zusammenspiel. Und das kann ziemlich turbulent werden, und lässt sich oft nur mit einem oder mehreren Gläschen Zwetschgenwasser aus des Bürgermeisters Schreibtisch ertragen.

Von der gemischten Sauna bis zum Urlaub im Büro

So etwa, wenn eine Consultingfirma die gewohnten Abläufe im Rathaus optimieren soll und dabei alles auf den Kopf stellt, wie der bauernschlaue Hannes seinem Chef brühwarm und verdreht-kompliziert berichtet. Er hat immer so viele, oft recht ungewollt kontraproduktive Ideen im Kopf, die er versucht, verständlich und „logisch“ zu erklären, dabei aber an seinen bemüht korrekten, aber langsamen Sprachduktus gnadenlos scheitert.

Wenn dann auch noch die Bürostühle ausgetauscht und die neuen nicht geliefert werden, bringt Hannes für den Bürgermeister einen kleinen Schulstuhl und für sich einen Barhocker aus seiner Stammkneipe als Ersatz, und plötzlich sind die Verhältnisse umgekehrt, was reichlich ausgekostet wird. Trotz seiner lauten sprachlichen Dominanz geht der Bürgermeister lieber Unannehmlichkeiten aus dem Weg, von großspurigen Ankündigungen bleibt wenig übrig. Aber schimpfen, das kann er, und wenn er Hannes als Grasdackl bezeichnet, bittet dieser darum, doch vielleicht „Greenkeeper“ genannt zu werden. Solche Plänkeleien ziehen sich durch alle neun Sketche, bei denen auch Frauen, Pfarrer, Lehrer, die gemischte Sauna im Nachbarort oder der gemeinsame „Urlaub im Büro“ eine zwerchfellerschütternde Rolle spielen. Natürlich darf auch das Markenzeichen der Sendung, Bürgermeisters Ausruf „D’r Hannes soll rei’komme“ nicht fehlen, die kleinen Verhängnisse nehmen unweigerlich ihren Lauf.

Große Verhängnisse gab es übrigens nicht, alle Sketche liefen pannenfrei. Wie es auch anders hätte kommen können, zeigten die zwei in einer aberwitzig ulkigen Zugabe – auch dieses hätte man ihnen verziehen.