Wolfgang Hannes hat das Pariser Wahrzeichen originalgetreu mit 12 470 Streichhölzern nachgebaut. Für das 1,40 Meter hohe Bauwerk brauchte es 29 Tuben Uhu.

Leonberg - Ob im Garten arbeiten, im Chor singen oder doch lieber joggen gehen – die meisten Menschen haben Hobbys. Auch Wolfgang Hannes aus Leonberg hat ein Hobby. Nur dass seine Freizeitbeschäftigung im Gegensatz zu vielen anderen wirklich außergewöhnlich ist. Streichhölzer sind nämlich seine große Leidenschaft. Mit der Bastelei hat er vor sechs Jahren begonnen.

 

Am 27. Dezember 2010 hat Wolfgang Hannes das erste von 12 470 Zündhölzern in die Hand genommen und mit Uhu an ein nächstes geklebt. Der 20. Oktober 2016 ist der Tag, an dem sein großes Projekt ein Ende nimmt. Da wurde aus dem letzten Streichholz der Fahnenmast der französischen Nationalflagge. Fertig ist er, der originalgetreu nachgebaute 1,40 Meter hohe Pariser Eiffelturm. Gebraucht hat der 64-Jährige dafür 201 Schachteln herkömmliche Streichhölzer, 29 Tuben Uhu, eine Handvoll verschiedene Pinzetten, eine Zange und ein Bastelmesser.

Gebastelt hat er immer gerne

Wie man auf die Idee kommt, den Eiffelturm mit Zündhölzern nachzubauen? „Ich war öfter in Paris im Urlaub. Die Architektur des Turmes hat mich immer beeindruckt, und seine Struktur eignet sich gut zum nachbauen“, erzählt der ehemalige Personalsachbearbeiter. Nachdem er aufgehört hat zu arbeiten, sei für ihn klar gewesen, dass jetzt eine Tätigkeit her muss. „Gebastelt habe ich immer gerne“, erzählt er. So kam Wolfgang Hannes auf den Gedanken, den Eiffelturm mit Zündhölzern nachzubauen. „Man muss sich selbst Herausforderungen stellen, um nicht so schnell zu altern“, schmunzelt er.

Im Internet ist der in Leonberg wohnhafte Bayer auf den Architekturverlag Taschen gestoßen. Dort habe er einen Nachdruck des Buches, das der Erbauer des Eiffelturmes Gustave Eiffel selbst geschrieben hat, ergattert. Anhand der Originalpläne und Berechnungen aus diesem Buch konstruierte Wolfgang Hannes sein Modell. Bis zur ersten der drei Plattformen ist der Eiffelturm in Thailand entstanden, wo Familie Hannes zuvor lebte. Beim Umzug nach Deutschland hat der 64-Jährige sein Werk mit Frischhaltefolie umwickelt und anschließend in eine feste Schachtel gelegt. Trotzdem sei nach dem Umzug ein Pfeiler eingedrückt gewesen. „Das konnte aber zum Glück wieder repariert werden“, sagt der Hobbybastler und lacht. Den Rest des Eiffelturms hat er in Leonberg gebaut.

„Die Arbeit hat mir unheimlich Spaß gemacht“, schwärmt er. „Aufgeben kam für mich nie in Frage. Ich war mir sicher, dass ich mein Projekt schaffen würde.“ Klar habe nicht immer alles auf Anhieb funktioniert. Manchmal seien mehrere Anläufe nötig gewesen, so Hannes. „Für die kleine Treppe zum Beispiel, die bis zur zweiten Etage geht, habe ich vier oder fünf Versuche gebraucht“, erzählt er. Da sein Modell dem richtigen Eiffelturm so ähnlich wie möglich sein sollte, gibt es natürlich auch den kleinen Schrägaufzug auf Schienen im Turmpfeiler. Ab der zweiten Plattform führt er, genau wie im Original, senkrecht in die Höhe.

Heißes Wasser hilft bei den Bögen

Für die Bogenkonstruktion unterhalb der ersten Etage hat Wolfgang Hannes die Zündhölzer in heißes Wasser getaucht, damit sie sich biegen und festklemmen ließen. „Früher hat man die Spitzen der alten Holzski auch in kochendes Wasser gelassen und dann gebogen. Dann muss das auch mit Streichhölzern funktionieren, dachte ich.“

Die kleinsten der rund 25 000 verwendeten Einzelteile befinden sich oben an der Spitze. Dafür wurden die Hölzer sogar gesechstelt. Manchmal seien die eigenen Hände schon im Weg gewesen, gibt der Bastler zu. Eine Sache ist jetzt aber klar für den Leonberger: Er braucht eine neue Herausforderung! Für nächstes Jahr plant er ein neues Bauwerk. Vielleicht den Berliner Funkturm. Und bis dahin wird gepuzzelt.