Telefonbetrüger geben sich als Vollzugsbehörden oder Enkel aus. Die Polizei rät zu resolutem Verhalten. Meist suchen sich die Trickbetrüger ältere Menschen als ihre späteren Opfer heraus.

Leonberg - Irmtraud Klein traute ihren Ohren nicht, als sie morgens ans Telefon ging. Eine Anrufernummer war im Display ihres Apparats nicht zu sehen. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine weibliche Stimme, eine Bandaufzeichnung: „Sie sprechen mit der Vollzugsstelle. Gegen Sie liegt...“. Die Leonbergerin hatte genug gehört, legte sofort auf und meldete sich bei ihrer Zeitung: „Ich fürchte, dass es genügend Menschen gibt, die sich durch solch einen Anruf einschüchtern lassen.“

 

Angebliche Vollzugsbehörden

Und damit hat sie leider recht. „Es gibt x Betrugsmaschen dieser Art“, sagt Markus Geistler. „Das Ziel ist immer, den Angerufenen Geld abzuknöpfen, oft mehrere Tausend Euro“. Die Täter gehen mit unterschiedlichen Methoden vor, weiß der Leiter des Leonberger Polizeireviers. „Die Mitleids-Show ist besonders gängig. Die Täter geben sich bei älteren Leuten als Enkel aus, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken und nun die vermeintlichen Großeltern bitten, ihnen aus der Patsche zu helfen.“

Absolute Vorsicht ist geboten

Häufig beobachten Geistler und seine Mitarbeiter zudem das Eintreiben angeblicher Wettschulden. „Eine nicht näher bezeichnete Vollzugsbehörde will dann imaginäre Außenstände eintreiben“, berichtet der Leonberger Polizeichef. „Die Täter bieten an, dass ein vorgeblicher Außendienstmitarbeiter das Geld ohne großen Aufwand abholen kann.“ Lässt sich das Opfer auf den Handel ein, ist das Geld meistens weg.

Sind doch die Betrüger in aller Regel keine Einzeltäter, sondern agieren oft überregional. Der Polizeihauptkommissar Steffen Grabenstein rät daher, einen ominösen Anruf direkt zu melden. Gerade wenn das Opfer mit dem Täter eine Geldübergabe vereinbart hat, stehen die Chancen nicht schlecht, die Betrüger auf frischer Tat zu ertappen. „Dafür müssen wir natürlich rechtzeitig Bescheid wissen“, sagt Grabenstein, der den Bezirksdienst im Polizeirevier Leonberg leitet.

Doch nicht immer holen die Räuber das Geld von ihren Opfern direkt ab. „Das funktioniert meistens nur bei älteren Menschen“, erklärt der Kommissar. Manche sind so perfide, dass sie ihren Opfern anbieten, diese sozusagen aus Hilfsbereitschaft zur Bank zu begleiten. Wenn die anvisierten Opfer allerdings misstrauisch sind, vermeiden die Täter den direkten Kontakt. „Dann bieten sie eine Überweisung im Internet an“, berichtet Grabenstein.

Auf nichts einlassen

Systematische Suche

Das Herausfinden geeigneter Opfer hat System. Mit einem Bandanruf, so wie ihn die LKZ-Leserin Irmtraud Klein bekommen hat, wird zunächst ermittelt, ob der Angerufene schon älter oder gutgläubig ist. Blitzen die Täter gleich beim ersten Versuch ab, lassen sie die Finger von demjenigen. Lässt sich das Opfer aber auf ein Gespräch ein, so haben die Geldpreller zumeist leichtes Spiel.

Der Kommissar rät daher zu resolutem Verhalten: „Auf nichts einlassen“, lautet seine Empfehlung an die LKZ-Leser. „Verständigen Sie sofort die Polizei und notieren Sie die Nummer des Anrufers, falls sie zu sehen ist.“ Dass sich vielleicht doch ein legales Amt meldet, schließt der Kriminaler aus. „Es gibt keine deutsche Behörde, die Außenstände am Telefon eintreibt.“