Insgesamt 6000 Besucher tummeln sich am Sonntag am Glemseck beim ADAC-Bikertreff im Mahdental. Neben atemberaubenden Vorführungen geben Experten den Zweiradfahrern wertvolle Tipps mit auf den Weg.

Leonberg - Diesen Sonntag hätte sich Mario Tengg wohl anders vorgestellt. Eigens aus Österreich ist er angereist, am Glemseck will er seine Stuntkünste auf dem Motorrad präsentieren. Dann aber passiert es. Mario Tengg will wenden, rutscht aus, schlittert auf dem harten Teer der Mahdentalstraße entlang. Glücklicherweise befindet sich ein Notarzt unter den Zuschauern und kann erste Hilfe leisten. Und auch der ADAC-Rettungshubschrauber ist nicht weit und fliegt den Stuntkünstler in ein Krankenhaus.

 

Die Diagnose später: Beinbruch. Und bei den Zuschauern ein Schockmoment. Der bei ADAC-Organisator Harry Kellner aber nur kurz anhält. „Das sah wohl schlimmer aus, als es war“, meint er. Denn die Show muss weitergehen, vier weitere Stuntkünstler warten in ihren Boxenstopps auf ihren Auftritt. So wie Rok Bagoros. „Der Bikertreff hier in Leonberg ist schon eines der größten Feste, die ich kenne“, sagt er und schaut auf die Menschenmassen, die an 70 Ständen vorbei auf der für den Autoverkehr gesperrten Mahdentalstraße flanieren. Etwa 6000 Besucher zählt der Motorsportverein. „Vor allem geht es uns um das Thema der Verkehrssicherheit“, sagt ADAC-Organisator Harry Kellner. Aus Landsberg am Lech ist deshalb Thomas Unger angefahren. Zusammen mit einem technisch aufgerüsteten Automobil, das er neben seinem Stand geparkt hat. Thomas Unger leitet die „ADAC-Unfallforschung“. „Wir untersuchen Unfälle, bei denen die ADAC-Luftrettungshubschrauber involviert waren“, berichtet er. Schließlich seien die Unfallzahlen in diesem Jahr schon wieder erheblich gestiegen.

Unfallergebnisse interessieren die Zweiradfahrer

Für die vielen Biker am Leonberger Glemseck hat Thomas Unger daher frische Untersuchungsergebnisse und Tipps mitgebracht. „Die meisten Unfälle passieren, weil Leute die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlieren“, sagt er. Wichtig sei daher, sich immer wieder mit seiner Maschine vertraut zu machen. Die zweiten häufigen Unfallstellen seien Kreuzungen, an denen oft Autofahrer die Biker übersehen. „Da sind dann Motorradfahrer meist nicht schuld“, hat Thomas Unger festgestellt. Umso mehr müssten sie vorausschauend fahren, um sicher ans Ziel zu kommen.

Neben dem gelben Stand der ADAC-Unfallforscher ist die abgegrenzte Vorführfläche. Auf der hat sich Rok Bagoros schon bereitgemacht. Normalerweise ist er in Slowenien zuhause, als Vizeweltmeister der „Stuntrider“ aber in Kambodscha, Vietnam, der Türkei und Jordanien unterwegs. Und in Leonberg. Aber da ist heute der Wurm drin – beziehungsweise eine Schraube locker. Seine Ein-Zylinder-KTM springt nicht an. „Bikes muss man pflegen wie eine Freundin“, versucht sich Rok Bagoros an einer Erklärung. „Ich hab’ aber keine Freundin, und weiß daher nicht, wie ich mein Bike pflegen soll.“

Ein Techniker hilft der KTM wieder zum Leben

Dafür gibt es zum Glück Techniker. Und die KTM fährt wieder. Auf engsten Radien tanzt Rok Bagoros dann kreisend auf seinem Bike, setzt sich abwechselnd auf den Lenker, den Sitz und das Hinterteil, alles natürlich während eines Wheelies – also auf dem Hinterrad fahrend. „Meine Güte“, staunt Karl Schweiger aus Horb am Zuschauerzaun. „Das ist wirklich beeindruckend, wie er seinen Köper beherrscht.“ Da düst Rok Bagoros mit donnerndem Getöse davon. Und Reinhold Faiß muss sich fast die Ohren zuhalten. Er ist Polizeioberkommissar und arbeitet in der Verkehrsprävention. „Wir beraten die Besucher vor allem bei rechtlichen Fragen“, sagt er hinter seinem polizeigrünen Stand. „Das klappt in dieser lockeren Atmosphäre ganz toll. Denn wenn wir normalerweise auftauchen, haben die Leute ja erstmal ein schlechtes Gewissen.“

Neben der Geschwindigkeit steht vor allem die Lärmentwicklung von Motorrädern im Mittelpunkt. „Da sind die Bürger ja direkt betroffen, etwa, wenn jemand mit Getöse direkt am Kaffeetisch vorbeidonnert“, sagt Polizist Faiß. Den Besuchern erklärt er daher die rechtlichen Vorgaben. Und die zahlreichen Gäste informieren sich. „Da kann man ja wirklich was mitnehmen“, stellt der Tübinger Biker Markus Bohnert zufrieden fest. Und dass es was hilft und weniger passiert, hofft er – auf den Straßen und Region und auch beim nächsten Leonberger Bikertreffen.