Mit Barbara John wird eine weitere Chefarztstelle im Leonberger Krankenhaus besetzt. Danach hatte es nicht immer ausgesehen. Landrat Roland Bernhard spricht von einem „klaren Signal zur Stärkung und Zukunftssicherung des Krankenhausstandorts Leonberg.“

Leonberg - In der Zielgeraden sollte nichts mehr schiefgehen. Deshalb hatte der Klinikverbund Südwest die Presse bei einer wichtigen Personalie eindringlich um Stillschweigen gebeten. War doch die künftige Chefärztin der Inneren Klinik im Krankenhaus Leonberg bereits am vergangenen Montag vom Aufsichtsrat gewählt worden.

 

Doch publiziert werden durfte die Entscheidung noch nicht. Musste doch Barbara John ihren aktuellen Arbeitgeber, das St. Georg Klinikum in Eisenach, von ihren Wechselabsichten erst noch unterrichten.

Die Medien hielten sich an die Bitte um Diskretion. So nutzte die 45-Jährige die Woche, um in Thüringen alles klar zu machen. Zum Wochenende war ihr Wechsel offiziell (LKZ vom Samstag). Und nun hofft der Klinikverbund, dass die Darmkrebs-Spezialistin vielleicht sogar einige Wochen vor dem vertraglich vereinbarten 1. Oktober die Arbeit in Leonberg aufnimmt.

Das Ende einer schwierigen Diskussion

Mit der Wahl Johns endet eine schwierige Personaldiskussion ums Krankenhaus mit einem offenkundig guten Ergebnis. Danach hatte es Anfang des vergangenen Jahres nicht ausgesehen, als der damalige Chefarzt Wolfgang Heinz kündigte. Der zweite Abgang binnen kurzer Zeit, war doch zum 1. Januar 2013 bereits der Chefchirurg Peter Münst in den Ruhestand gegangen.

Dass die beiden Schlüsselpositionen wiederbesetzt würden, war seinerzeit nicht wahrscheinlich. Das sogenannte Teamplan-Gutachten zur Zukunft des Klinikverbundes sorgte vor anderthalb Jahren für höchste Aufregung. War doch darin dem Standort Leonberg lediglich der Status einer besseren Notaufnahme ohne Chefärzte und eigene Abteilungen beschieden.

Ein bis dato noch nie erlebter Proteststurm erschütterte die Kreispolitiker, die Patientin Martina Gerhold sammelte quasi im Alleingang mehr als 30 000 Stimmen für eine starkes Krankenhaus Leonberg.

Der Protest zeigte Wirkung. Die Chefposition in der Unfallchirurgie und Orthopädie wurde nach kontroversen Diskussionen wiederbesetzt. Dass es dem neuen Chefarzt Michael Sarkar schon in kurzer Zeit gelungen ist, im Krankenhaus eine Art Aufbruchsstimmung zu erzeugen, dürfte mit dazu beigetragen haben, dass nun auch die zweite vakante Chefposition wiederbesetzt wurde. Die Bürgerproteste sind jedenfalls abgeebbt, die Negativschlagzeilen sind Berichten über die positive Entwicklung des Krankenhauses gewichen.

Eine halbe Million Euro für Modernisierungen

Mit der Personalie ist eine Umstrukturierung verbunden. Die bisher getrennten Abteilungen Kardiologie und Gastroenterologie sind zu einer Inneren Klinik zusammengefasst, die von Barbara John als Geschäftsführende Chefärztin geleitet wird. Olaf Weber bleibt Chefarzt in der Kardiologie. Der Klinikverbund setzt damit seine Strategie der Bündelung von Abteilungen fort, stärkt aber gleichzeitig Leonberg, hat doch das hier angesiedelte Darmkrebszentrum schon unter Wolfgang Heinz sehr gute Zahlen geschrieben.

Der neuen Chefärztin ist es offenkundig gelungen, eine technische Aufrüstung der Inneren Klinik durchzusetzen. Der Aufsichtsrat jedenfalls hat die Bewerberin nicht nur einstimmig gewählt, was bemerkenswert genug ist, sondern auch 500 000 Euro für Modernisierungen freigegeben.

So ist es nicht übertrieben, wenn der Landrat von einem „klaren Signal der Aufsichtsrates zur Stärkung und Zukunftssicherung des Krankenhausstandortes Leonberg“ spricht. Roland Bernhards Ergänzung „im Rahmen des standortübergreifenden Medizinkonzeptes“ lässt zwar für die Zukunft diverse Hintertürchen offen. Fakt aber ist, dass gegenwärtig tatsächlich ins Leonberger Krankenhaus investiert wird. Sowohl finanziell als auch von der personellen Qualität her. Der Landrat hat sich nicht zuletzt in der aktuellen Chefarzt-Frage recht weit nach vorne gewagt. Seinem in der Region Leonberg angekratztem Image kann das nicht schaden.