Die Beamten gehen von Haus zu Haus und klären an Ort und Stelle darüber auf, wie man sich am besten gegen Einbrecher schützen kann. Denn die Aufklärungsquote bei Einbrüchen ist nur sehr gering

Leonberg/Weil der Stadt - Wenn die Polizei an der Wohnungstüre klingelt, kann es dafür unterschiedliche Gründe geben. So wie am Dienstag in Weil der Stadt: „Guten Tag, nicht erschrecken, wir sind von der Polizei in Weil der Stadt und es geht heute um Prävention“, begrüßte die stellvertretende Postenleiterin Sonja Mayer den etwas verdutzt dreinschauenden Hausbesitzer Hans Flatter. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Thomas Haag hatte sie an der Tür des schönen Einfamilienhauses im Westen der Stadt geläutet.

 

Den ganzen Nachmittag über gingen Beamte des Polizeipostens, unterstützt durch Kollegen aus Göppingen, in der Keplerstadt und im Ortsteil Hausen von Tür zu Tür, um die Bewohner darüber aufzuklären, mit welchen Verhaltensweisen und Maßnahmen sie sich gegen Wohnungseinbruch schützen können.

Jeder zweite Einbruchsversuch scheitert

„Bis zu 50 Prozent der gemeldeten Wohnungseinbrüche werden abgebrochen, weil das Haus gut gesichert ist“, informiert der Leonberger Revierleiter Markus Geistler. Die Täter kämen nicht hinein, damit sei schon viel gewonnen. Diesen Anteil zu steigern, war auch Ziel der Aktion in Weil der Stadt. Dabei war auch Nachbarschaftshilfe ein Thema. Rollläden sollten während der Urlaubsreise nicht dauerhaft geschlossen sein, denn damit sei schnell klar, dass das Haus nicht bewohnt ist, informierte die Postenleiterin Sonja Mayer. „Vielleicht kann ein Nachbar beauftragt werden, die Rollläden tagsüber hochzuziehen und auch den Briefkasten zu leeren“, regte die Polizeikommissarin an. Verdächtige Personen solle man ebenfalls ruhigen Gewissens dem Polizeirevier melden und diese dann auch gut beschreiben können.

Vor fünf Jahren sei bei ihm tatsächlich eingebrochen worden, berichtete der Weil der Städter. „Wir kamen gerade von der Nagoldtalsperre heim, da sehe ich, dass der Vorhang am Erdgeschossfenster so komisch raushängt“, erzählte er. Die Diebe hatten ein kleines Loch ins Fenster geschlagen und dieses am Innengriff geöffnet. Seither sind bei Familie Flatter alle Fenstergriffe von innen abschließbar. Eine Lampe, die sich über eine Zeitschaltuhr abends für einige Stunden einschaltet und den Eindruck erweckt, das Haus sei bewohnt, die will Hans Flatter jetzt installieren.

Die Aktion in Weil der Stadt ist eine große Kampagne des Polizeipräsidiums Ludwigsburg/Böblingen. Alleine im Landkreis Böblingen wurden im vergangenen Jahr 427 Wohnungseinbrüche gemeldet, eine Zunahme um 37,2 Prozent. Der Trend setzt sich auch 2015 fort, darüber informierte jetzt der Polizeipräsident Frank Rebholz. Festzustellen ist, dass sich das Täterverhalten geändert hat: Auch Mehrfamilienhäuser sind Ziele und die Tatzeit ist nicht mehr bevorzugt nachts, sondern oft am hellen Tag, wenn die Bewohner bei der Arbeit oder beim Einkauf sind. „Wir wissen über unsere Täter relativ wenig“, erklärt der Leonberger Revierleiter Geistler.

Verschwindend geringe Aufklärungsquote

Die Aufklärungsrate im Landkreis Böblingen liege bei nur 4,7 Prozent. Mit Brennpunkteinsätzen, einer verstärkten Polizeipräsenz vor Ort und Kontrollen erhofft sich das Präsidium, Täter vor oder während der Tat zu erkennen und dingfest zu machen. Dazu sollen auch Zivilstreifen eingesetzt werden.

Zudem wird es in der kommenden Woche, auch in Leonberg, eine Plakataktion geben. „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“ steht darauf groß auf einem Mobiltelefon mit der Notrufnummer 110. Im Halbschatten hinten eine vermummte Gestalt an einer Haustüre. „Wir wollen erreichen, dass sich die Menschen als Partner der Polizei verstehen, denn jeder kann betroffen sein“, betont Polizeioberrat Geistler. Das Polizeipräsidium bietet übrigens eine kostenlose Vor-Ort-Beratung zu Einbruchsschutzmaßnahmen an.