Bei den Frühlingstagen lustwandeln die Besucher auf Sibyllas Spuren im Pomeranzengarten und erfahren viel über die medizinischen und geschmacklichen Vorzüge der Kräuter.

Leonberg - Das Frühjahr ist die schönste Zeit im Pomeranzengarten. Grund genug für das Kulturamt, in diesem Jahr etwas stärker die Werbetrommel zu rühren und die „Frühlingstage“ im Pomeranzengarten auszurufen. Ein buntes Programm hatte Susanne Köster auf die Beine gestellt, das zeitlich mit dem Kräutermarkt der Faszination Altstadt zusammenfällt. Eine gute Gelegenheit, sich zu vernetzen. Teilnehmer der Führungen erhielten Gutscheine, die auf dem Markt gegen ein Kräutertöpfchen eingelöst werden konnten.

 

Erstmals waren Kräuterpädagoginnen mit einem eigenen Stand vertreten. Dort gab es selbst hergestellte Kräutersalze, Tees und Backmischungen, zum Beispiel mit Löwenzahn, Gänseblümchen und Brennnesselsamen. „Der macht sich auch gut im Müsli“, erklärte Brigitte Häfner. Denn er ist gut fürs Gedächtnis.

Gut für die Gesundheit

Dass Kräuter nicht nur lecker schmecken können, sondern auch gesund sind, wusste schon Herzogin Sibylla. Als sie sich 1609 auf ihrem Witwensitz vom Baumeister Schickhardt den Pomeranzengarten anlegen ließ, durften Kräuter nicht fehlen.

Bei einer morgendlichen Führung mit der Apothekerin Gertrud Leippold zeigte sich, dass der Pomeranzengarten auch jetzt in dieser Hinsicht noch viel zu bieten hat.

Heute werden Heilkräuter meist in der Homöopathie verwendet, Arzneiwirkstoffe werden meist industriell gefertigt. Sehr viel wird noch mit Johanniskraut gearbeitet. „Es hilft bei leichten Depressionen, und das daraus gewonnene Rotöl lässt Wunden schneller heilen“, erklärt die Apothekerin. Wenige Meter weiter steht der Waldmeister kurz vor der Blüte. Er ist leicht gewelkt und – mit Wein kurz übergossen – Basis für die Maibowle und dient zudem heute als Tee gegen Schlaflosigkeit.

Wie das duftet!

Auch die Pomeranzen, die dem Garten ihren Namen gaben, können komplett verarbeitet werden: Aus den Blättern und Blüten werden Parfümduftstoffe gewonnen.

Selbst unreife Früchte haben durch ihre Bitterstoffe heilsame Wirkung. Damit die Pomeranzen selbst gesund durch die kalten Leonberger Winter kamen, ließ Sibylla eine kleine Orangerie aus Holz anlegen. Sechs Öfen wurden angeheizt, um die Orangen vor Kälte zu schützen.

Die Kulturwissenschaftlerin Sabine Frank hat sich mit den Pomeranzen näher beschäftigt und berichtete im Stadtmuseum über die Kulturgeschichte des Gärtnerns. Die Kulturamtsleiterin Christina Ossowski hatte dazu das Stadtmuseum in ein kleines Café umgewandelt. Genau die richtige Stimmung, um sich auf die Geschichten einzulassen, die Sabine Frank mitgebracht hatte. Von ihre Reisen brachten Eroberer und Forscher nicht nur Gold, Silber und Gewürze, sondern auch Pflanzen oder Samen mit. Mehr als 90 Prozent der vermeintlich heimischen Pflanzen stammen aus der neuen Welt, selbst die auf deutschen Balkonen beliebte Geranie.