Wie wichtig die Hände-Desinfektion gegen Bakterien ist, zeigt eine Hygiene-Initiative im Krankenhaus. Eine Schwarzlicht-Box offenbart die Schwächen beim Versuch, die Hände keimfrei zu bekommen.

Leonberg - Hände desinfizieren, dann ab in die Schwarzlichtbox. Hier fällt bläuliches Licht auf die Haut der Besucher im Leonberger Krankenhaus. Mithilfe einer fluoreszierenden Flüssigkeit leuchten saubere Stellen auf den Händen hell auf. Benetzungslücken bleiben dagegen dunkel. Manch einer zeigt sich überrascht, wie viele Stellen doch nicht gereinigt wurden. „Ich dachte, ich sei gründlich gewesen“, sagt sich der ein oder andere. Dabei sind die Fingerkuppen noch dunkel, die Außenseiten der Daumen auch. Und das, obwohl die richtige Desinfektion der Hände lebensrettend sein kann.

 

„Gemeinsam Gesundheit schützen. Keine Keime. Keine Chance für multiresistente Erreger“ – so lautet das Motto der Hygiene-Initiative der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) und ihrer Mitglieder aus dem Krankenhaus- und Rehabilitationsbereich. Auch der Klinikverbund Südwest nimmt an der Initiative teil, deren Ziel es ist, Patienten, Besucher des Krankenhauses und andere Interessierte für das Thema Keime und Hygiene zu sensibilisieren. Wer sich selbst und andere schützt, kann dazu beitragen, Übertragungen von gesundheitsschädlichen Keimen frühzeitig zu verhindern.

Initiative wird sehr gut angenommen

„Die Initiative wird von den Leuten sehr gut angenommen“, sagt Katharina Pfäffle, die als Hygienefachkraft im Leonberger Krankenhaus arbeitet. Rund 40 Mitarbeiter und zahlreiche Angehörige von Patienten sind anwesend. „Vor allem interessieren sich die Besucher für die Frage, wie man zuhause mit diesen multiresistenten Keimen umgeht“, erzählt Katharina Pfäffle. Wer gesund ist und auf saubere, desinfizierte Hände achtet, brauche sich darüber überhaupt keine Sorgen zu machen, versichert sie. Erst wenn es um immunschwache oder verletzte Menschen gehe, müsse gegen die multiresistenten Keime vorgegangen werden. Patienten mit diesen Erregern werden isoliert behandelt.

Doch was genau sind eigentlich resistente Keime? Keime sind an sich etwas ganz Natürliches: Sie sind winzig klein und leben auf der Haut, in der Schleimhaut und im Darm. Wenn sie aber an offene Wunden oder Patienten mit geschwächtem Immunsystem gelangen, können sie zu Krankheitserregern werden. Dazu haben Keime Abwehrstrategien gegen Medikamente wie Antibiotika entwickelt. Man bezeichnet sie dann als resistente Erreger. „In neun von zehn Fällen werden resistente Keime über die Hände übertragen“, mahnt die Hygienefachkraft Sandra Fahrmeyer aus Böblingen. Allerdings können sie auch über Gegenstände wie Türgriffe an andere Menschen weitergegeben werden. Aus diesem Grund sei eine Handdesinfektion sehr wichtig. Sie dauere nur 30 Sekunden und töte 99 Prozent aller Keime ab. „In einer Klinik sind Menschen stärker gefährdet, sich zu infizieren. Deswegen muss alles getan werden, um die Ausbreitung widerstandsfähiger Bakterien zu verhindern“, sagt Katharina Pfäffle.

Multiresistente Keime vor allem von Auslandsreisen

Neben den resistenten Erregern gibt es auch noch die multiresistenten Keime, bei denen mindestens zwei Antibiotikagruppen nicht mehr wirken. Am häufigsten werden sie durch Auslandreisen, Nahrung oder falsches Einnehmen eines Antibiotikums auf den Menschen übertragen. Das systematische Verfüttern von Medikamenten an Tiere hat dazu geführt, dass sich Keime bei ihnen ausbilden. Über Fleisch, Grundwasser und gedüngtes Gemüse gelangen die Erreger dann zum Menschen. Auch massenhaftes und zu kurzes Einnehmen von Antibiotika vermehrt die Erreger. Zwar sei es nicht möglich, Keime gänzlich aus der Welt zu schaffen, doch eine gemeinschaftliche Prävention helfe, sie zumindest unschädlich zu machen, so die Expertin.