Die Künstlerin Christina Pasedag zeigt in der Warmbronner Bücherei Linol- und Holzschnitte.

Leonberg - Die Warmbronner Bücherei und Christina Pasedag passen gut zueinander. Und das nicht allein, weil Pasedags zumeist großformatige und teils in leuchtenden Farben strahlende Bilder mit dem Ambiente der schweren Holzbalken harmonieren. Schon 2011 und 2013 hat sich die Künstlerin, die in dem Teilort aufgewachsen ist, mit Malerei an der „Warmbronner Biennale“ beteiligt. Jetzt ist sie mit Arbeiten ihres aktuellen künstlerischen Schaffens in ihre Heimat zurückgekehrt. In der Bücherei ist ihre Ausstellung „Behind the Wall of Sleep“ mit mehr als 25 sehr persönlichen und teils eng mit der Literatur verbundenen Werken zu sehen.

 

Pasedag hat für ihre Ausstellung einen ungewöhnlichen Titel gewählt. Zum einen wollte sie Neugierde wecken. „Der Titel passt aber auch sehr gut zu meiner Situation“, erzählt sie. 2013 wurde ihre Tochter geboren, 2015 ihr Sohn. So sei sie derzeit zu gut 80 Prozent Mutter. Dennoch entstanden alle Bilder der Ausstellung in den vergangenen drei Jahren. Den Songtitel der Rockband Black Sabbath „Behind the Wall of Sleep“ fand sie passend, „weil das sozusagen mein zweites Leben ist.“ Wenn die Kinder schliefen, sei die Zeit, in der sie ins Atelier gehen könne und Ruhe habe, um künstlerisch zu arbeiten, erklärt sie. Der Song selbst habe sonst keine Bedeutung.

Die Gedanken wachsen aus dem Kopf der Figur

In ihre Bilder, allesamt figurativ, fließt viel Persönliches ein. „Da sind ganz viele Gedanken, die sich hier zusammenfinden“, sagt Pasedag. Immer wieder setzt sich die Künstlerin auch mit Themen des Theaters und der Literatur auseinander. „Die schwarze Kolcherin“ ist ein Bild aus einer Reihe, die aus der literarischen Auseinandersetzung mit Medea, einer Frauengestalt der griechischen Mythologie, entstand. Die Gesichtszüge der Kolcherin ähneln denen der Künstlerin. „Weil man sein eigenes Gesicht am besten kennt. Oder auch das Gesicht von den Menschen, denen man nahe steht“, so Pasedag. Das sei oft eine Verflechtung. Ihre Figuren seien aber nie ein echtes Abbild einer realen Person. Vielmehr entstünden sie aus einer Gefühlslage heraus. Ein anderes Bild zeigt eine Figur, über deren Kopf eine Art Wolke zu schweben scheint, die bei näherer Betrachtung aus vielen Gesichtern besteht. Manche beginnen sich aufzulösen. Es sei eine Gedankenblume, erklärt die Künstlerin. „Die Gedanken wachsen aus dem Kopf der Figur und auch die Menschen, an die sie denkt.“

Waren es früher Ölbilder, die Christina Pasedag zeigte, sind es heute Linol- und Holzschnitte in einer ganz besonderen Ausführung. An der Technik liebt sie die handwerkliche Komponente beim Herausschneiden der Motive für die Druckplatten, aber auch die Geschwindigkeit, mit der die Druckerfarbe trocknet, und das Zufallsmoment. Die Künstlerin verwendet mindestens zwei, manchmal bis zu sieben unterschiedliche Platten. Nach dem Druck werden die Bilder überarbeitet. „Manchmal male ich ein Bild über den Druck und wasche es komplett wieder herunter“, sagt Pasedag. Die so entstehenden Fragmente werden oft erneut überdruckt. Der farbige Hintergrund wird mit der Walze aufgetragen. In manchen Bildern sind auch Kratzspuren zu sehen, wenn die Künstlerin Konturen nachgezogen oder Details mit einem Farbstift gesetzt hat. In einem langen Prozess entstehen so Unikate.