Die drei großen Leidenschaften von Willy Brösamle sind sein Garten, sein Verein und seine Enkel. Der Höfinger ist Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins im Teilort. Oft setzt er auf kreative Lösungen Marke Eigenbau.

Leonberg- - Da sitzen sie, versteckt in ihren Löchern, ganz gemein und unerreichbar. Wie einen Leberkäs haben die Wühlmäuse das Wiesle durchlöchert. Aber da haben sie die Rechnung ohne Willy Brösamle gemacht. „Das ist unsere Mausgiftflinte“, erklärt er und drückt oben auf den Knopf. Unten fallen genau drei Mausgiftkörnchen in die Mauselöcher. „Somit muss ich mich nicht mehr bücken“, sagt er und das verschmitzte Lächeln hinter dem grauen Bart kann er sich dabei nicht ganz verbergen.

 

Wieder hat er eine ganz praktische Lösung gefunden. Das ist Willy Brösamle. Immer aktiv, beschäftigt und einfallsreich. So hat er es gelernt, damals, beim Vater. In Mötzingen war das, in der Nähe von Nagold, als er schon als Bub im elterlichen Lohndreschunternehmen ausgeholfen hat. Denn der Vater hat ihn gebraucht. „Lern was, wo Du abends wieder daheim sein und helfen kannst“, hat der Vater ihm deshalb aufgetragen. Für andere da zu sein, zu helfen wo es geht, das zieht sich durch das Leben von Willy Brösamle, wie der Stamm eines Apfelbaums. „Das hier ist einer meiner Lieblingsäpfel“, sagt er dann, „die kann ich bedenkenlos essen.“ Brettacher-Apfel steht auf den kleinen gelben Schildchen, das der Obst- und Gartenbauverein (OGV) Höfingen dort aufgehängt hat. Auf dem Wiesle des OGV steht Brösamle im Moment und sucht nach den bösen Mäusen, die seinen geliebten Brettacher von unten anknabbern.

67 Bäume – und dabei soll es auch bleiben

Willy Brösamle ist der OGV-Vorsitzende in Höfingen, und muss da natürlich einschreiten. Genau 67 Obstbäume stehen hier auf dem OGV-Stückle am Höfinger Ortsrand – und so soll es auch bleiben. „Wenn ein Baum angefressen wurde, kaufen wir gleich einen neuen“, sagt der Handeltreibende, der das Geschäfte machen im Blut hat. Einzelhandelskaufmann war deshalb auch der Beruf, den er sich ausgesucht hat. Ein Beruf mit Menschenkontakt, mit vielfältigen Aufgaben – und ein Beruf, bei dem er abends wieder zuhause war, um auszuhelfen. Da ist Brösamle dann als junger Azubi immer noch für seinen Vater kräftig Mähdrescher gefahren. Im ganzen Ländle, überall wo das Getreide reif war. Und eines Tages auch in Höfingen. Eine junge Dame, Renate Feucht hieß sie damals, ist ihm da dann über den Weg gelaufen.

Renate Brösamle heißt sie heute. „Wegen der Liebe“, sagt Willy Brösamle, sei aus ihm ein Höfinger geworden. Und wieder ist da dieses breite Grinsen unter seinem grauen Bart, das immer auftaucht, wenn er sich freut, wenn er was geschafft hat. Oder wenn er eine gute Idee hat. Zum Beispiel das Insektenhotel, bei dem er auf seinem kleinen Rundgang jetzt angekommen ist. „Das ist ein einfacher Eigenbau“, berichtet er . „Schließlich brauchen wir die Wildbienen hier zum Bestäuben.“

Birnen – das ganze Jahr über

Denn sonst gibt es kein Obst im Herbst. Die Birnen sind jetzt schon reif. „Die hole ich nachher“, sagt Willy Brösamle, „dann werden sie geschält, geschnitten und eingedünstet. Dann haben wir das ganze Jahr lang Birnen.“ Vieles selbst machen, aber immer überlegt und präzise, genau und gewissenhaft. So ist Willy Brösamle, und so hat er es ganze 42 Jahre lang „im G’schäft“ umgesetzt. Der Umzug nach Höfingen war die Bedingung für die Hochzeit mit Renate Feucht – und Arbeit hat er dann auch gleich um die Ecke, beim Hagebauzentrum in Rutesheim gefunden. Mit dem Lkw ist er dort für die Familie Bolay umhergefahren, hat Baustoffe auf die Baustellen gebracht. „Lastwagen fahren war damals noch Freiheit“, erinnert er sich. Sich um die Leute kümmern, ein Schwätzchen mit den Bauarbeitern – viele Freundschaften von damals halten noch heute. Denn was wär das Leben ohne Freunde? Und das Leben von Willy Brösamle ohne den OGV? 170 Mitglieder zählt die Kartei, fast alles Höfinger. Willy Brösamle will aber nicht „der Bestimmer“ sein, der alles vorgibt. „Ein Vorstand ist immer nur so gut, wie die Mitglieder, die mit ihm zusammen die Arbeit machen“, sagt er und wird richtig ernst dabei.

Ein gutes Verhältnis zu allen, das ist ihm wichtig. Auch das Verhältnis zur Familie Boley war „immer super“, stellt er zufrieden fest. So gut, dass er bei ihnen weiterschaffen durfte, als 1994 die Lkws abgeschafft wurden. Da hat er dann eben eine Weiterbildung zum „Fachberater für Baustoffe“ gemacht. Vor allem Handwerker hat er beraten. „Ich war immer zufrieden, wenn der Kunde zufrieden war“, erzählt er. Und die Kunden waren zufrieden, auch hier wurden viele zu Freunden. Bis zum 31. Juli. Da war sein Tag, an dem Willy Brösamle sich verabschieden musste. Ganz wehmütig wird ihm, wenn er jetzt daran denkt. „Aber ich hab ja meine Enkel, die mich auf Trapp halten“, erzählt er.

Seinen drei Leidenschaften, dem Garten, dem Verein und den Enkeln, kann er sich jetzt voll und ganz widmen. Und abends, wenn dann alles geschafft ist, wenn alle Mäuse vertrieben,und alle Birnen eingedünstet sind, dann hockt er sich hin, im OGV-Wiesle, zusammen mit seinen Vereinsfreunden. „Und dann philosophieren wir Richtung Ditzingen!“