Erst vor vier Monaten wurde Beate Bantlin-Wildt als Schulleiterin begrüßt. Jetzt bangt die Leiterin der Pestalozzischule um ihr Konzept, sollte ihr Haus ungewollten Zuwachs bekommen.

Leonberg - Es ist ein komplexer Fall: Die Stadt und die Kirchengemeinde St. Johannes wollen den katholischen Sonnenschein-Kindergarten unterhalb des Stadtparks aufgeben. Wie berichtet, ist hier eine Tagesstätte für Demenzkranke geplant. Diese soll von der Sozialstation betrieben werden. Doch diese Umwidmung könnte Auswirkungen auf die Pestalozzischule in der Bahnhofstraße haben. Dann nämlich, wenn in der Förderschule eine Gruppe des benachbarten katholischen Johanneshaus-Kindergartens etabliert wird.

 

Das Ganze wäre sozusagen eine Verschiebungsaktion. Die 35 Kinder des Sonnenschein-Kindergartens brauchen neuen Platz. Sollten die Eltern Wert darauf legen, dass ihre Kleinen weiter von katholischen Erzieherinnen betreut werden, wäre der Johanneshaus-Kindergarten eine Alternative. Das Kinderhaus am Stadtpark liegt räumlich zwar viel näher und dort sind auch Kapazitäten vorhanden. Aber es handelt sich um eine städtische Einrichtung.

Eventuelle Platzprobleme könnte der Johanneshaus-Kindergarten wiederum durch eine Auslagerung in den nahen Pavillon der Pestalozzischule lösen.

Dass diese Pläne über die LKZ an die Öffentlichkeit gelangten, hat die Schulleiterin Beate Bantlin-Wildt derart alarmiert, dass sie am Dienstagabend die Gemeinderatssitzung verfolgte, in der das Thema diskutiert wurde. Ihre Befürchtung: sollte ein Kindergartengruppe im Pavillon einziehen, bliebe kein Raum für die pädagogische Arbeit mit ihren Schülern. Schließlich handele es sich um Kinder mit andauernden Lernproblemen, erklärt die Rektorin. Für deren Betreuung sei mehr Platz vonnöten als in anderen Schulen: „Wir haben keinen Raum, den wir abgeben können.“

Beate Bantlin-Wildt weiß seit Ende Februar, dass im Rathaus über ihre Schule nachgedacht wird. Der Sozialbürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) und die Sozialamtsleiterin Gabriele Schmauder waren bei ihr gewesen, um über eine Kooperation zu sprechen. Doch was darunter zu verstehen ist, darüber gibt es unterschiedliche Lesarten: „Herrn Vonderheid ging es nach meinem Eindruck vor allem um Räume“, sagt sie. „Mir geht es um Inhalte.“ In einem Brief an Vonderheid und an den Oberbürgermeister bat Bantlin-Wildt um Präzisierung. „Eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen“, beklagte sie sich in der öffentlichen Ratssitzung.

Ulrich Vonderheid war sichtlich bemüht, Ängste zu nehmen: „Es gibt keinen Beschluss, die Pestalozzischule in Beschlag zu nehmen.“ Auf LKZ-Nachfrage räumte der Erste Bürgermeister aber ein, dass es in der Johannes-Gemeinde Überlegungen gibt, den eigenen Kindergarten als Inklusions-Einrichtung aufzuwerten, in der behinderte und nichtbehinderte Kinder betreut werden. Der Pavillon in der Pestalozzi-Schule wäre für die Gemeinde allein schon deshalb interessant, weil er im Gegensatz zu den eigenen Räumen barrierefrei ist. Und Vonderheid nennt ein weiteres Problem. „Wir wollen niemandem etwas wegnehmen“, versichert er. „Aber die Landesregierung legt einen Schwerpunkt auf Inklusion. Es gibt einen Trend weg von Förderschulen.“ So hätten sich dort die Schülerzahlen schon spürbar reduziert.

Gleichwohl will er mit Kirchengemeinde und Schulleitung diskutieren, wie eine Kooperation aussehen könnte. Eines stellt Vonderheid aber klar: Die Zeiten kleiner Tagesstätten gehen zu Ende. „Angesichts eines 13-Millionen-Defizits in der Betreuung müssen wir wirtschaftliche Modelle finden.“ Eine Meinung, der sich der Gemeinderat angeschlossen hat. Die Umwandlung des Sonnenschein-Kindergartens in eine Demenz-Einrichtung wurde einstimmig beschlossen.