Sein erster Eindruck vom Kreistag war für Günther Wöhler „schockierend.“ Überall, so berichtete der Kreisrat seinen Genossen bei der Jahreshauptversammlung der Leonberger SPD, hätte er nur recht alte Mandatsträger gesehen.

Leonberg - Sein erster Eindruck vom Kreistag war für Günther Wöhler „schockierend.“ Überall, so berichtete der Kreisrat am Samstag seinen Genossen bei der Jahreshauptversammlung der Leonberger SPD, hätte er nur recht alte Mandatsträger gesehen. „Und wer nicht alt ist, der ist Behördenvertreter.“ Bürgermeister oder andere Beamte. „Denn die können zu den am frühen Nachmittag stattfindenden Kreistagssitzungen auch hingehen. Ein normaler Arbeitnehmer kann das nicht.“

 

Wichtige Themen: Flüchtlinge und Krankenhaus

Wöhler wurde bei der Kommunwahl im Mai 2014 ins Kreisparlament gewählt. Neben der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen steht für ihn die Zukunft des Leonberger Krankenhaus an vorderster Stelle. Die vom Klinikverbund zugesagte Sanierung der Intensivstation hält der Arzt, der in Leonberg eine Praxis betreibt, für dringend erforderlich. „1986 hatte ich als Assistenzarzt das Krankenhaus verlassen. Damals sah es dort genauso aus wie heute.“ Wöhler appellierte an seine Parteifreunde, das Krankenhaus auch zu nutzen: „Da müssen wir uns an die eigene Nase packen. Die Belegungszahlen sind der entscheidende Faktor.“

Bei der Höhe der Kreisumlage, also dem Geld, das die Kommunen an den Kreis abgeben müssen, gab es Differenzen zwischen dem Kreispolitiker und dem Stadtrat Rüdiger Beising. Wöhler hält angesichts der hohen Kosten für die Flüchtlingsunterbringung den aktuellen Hebesatz von 39 Prozent für angemessen. Beising hingegen fragt sich, warum im Nachbarkreis Ludwigsburg die Städte deutlich weniger bezahlen müssen.

Denn nicht nur die Umlage macht der Stadt zu schaffen, berichtete Beising seinen Parteifreunden, die sich im neuen Jugendhaus am Leobad getroffen hatten. 18 Millionen Euro hat Leonberg in neue Kindertagesstätten investiert. Insgesamt 22,7 Millionen Euro werden für Betreuung und Bildung ausgegeben. Mit 25 Millionen Euro ist der Rathaus-Neubau der dickste Brocken. Die Arbeiten beginnen im Sommer.

Ein besonderes Anliegen ist der SPD die Förderung bezahlbaren Wohnraums. Rüdiger Beising berichtete von einem Gelände in der Berliner Straße. Das gehöre der Stadt, könne also für sozialen Wohnungsbau genutzt werden. Beim ehemaligen Bausparkassen-Gelände habe das Rathaus hingegen keine Einflussmöglichkeiten, da die Fläche dem Investor Layher gehöre.

Genossen sind froh über Klingels Kandidatur

Viel Applaus gab es für Angelika Klingel. Die Landtagskandidatin gab sich kämpferisch: „Ich lasse mir nicht von Pessimisten einreden, dass es nicht zu schaffen ist.“

Zu Letzteren gehören die Leonberger Genossen offenkundig nicht. „Wir sind gottfroh, dass du den Hut in den Ring geworfen hast“, lobte der stellvertretende Leonberger Parteichef Jürgen Sienel, der für die erkrankte Vorsitzende Elviera Schüller-Tietze die gut besuchte Versammlung leitete, die Kandidatin aus Heimsheim. Die SPD in der Stadt sieht er insgesamt gut aufgestellt, auch wenn das Kommunalwahlergebnis etwas besser hätte sein können. Mit durchschnittlich 120 bleibe die Mitgliederzahl seit Jahren konstant.