Die SPD in Eltingen feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Ihr Vorläufer ist von mutigen Bürgern gegründet worden. Im Jahr 1933 gab es im Dorf außerdem weit und breit die meisten Nazi-Gegner.

Leonberg -

 

Obwohl das Sozialistengesetz Otto von Bismarcks von 1878 – quasi ein Parteienverbot – noch in Kraft gewesen ist, haben ein paar unerschrockene Bürger am 7. April 1890 den Eltinger Arbeiterverein gegründet. Sozialismus und Sozialdemokratie waren zur Zeit Bismarcks Begriffe, die man synonym verwendete. Es war eine mutige Tat!

Im Dorf Eltingen gab es mehr Arbeiter als in der Oberamtsstadt Leonberg, daher war dort die Situation, günstiger, einen Arbeiterverein zu bilden. Nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes am 30. September 1890 gründete sich der Verein als Sozialdemokratischer Verein Eltingen neu. Er war der erste Verein im damaligen Königlichen Oberamt Leonberg und einer der wenigen Vereine in Württemberg, von denen es bis Ende 1890 gerade etwa 30 gab. Vier Jahre später wurde auch in Leonberg ein Sozialdemokratischer Verein gegründet.

Im Wesentlichen ging es um die Bildung der Mitglieder

Am 23. November 1890 fand nach Berichten der Schwäbischen Tagwacht auf Anregung des Sozialdemokratischen Vereins in Eltingen die erste Versammlung mit dem Thema Alters- und Invalidenversicherung statt. Das Thema war typisch für die sozialdemokratischen Vereine, denn es ging ihnen ganz wesentlich um die Bildung ihrer Mitglieder. Gleichzeitig konnte man, schon als Arbeiterverein, politische Informationen austauschen, ohne seine Gesinnung zu verbergen. Aufgegriffen wurden daher auch Themen wie „Vom Agrarstaat zum Industriestaat“ oder „Die Arbeitsbedingungen in den Betrieben“. Sämtliche Versammlungen wurden polizeilich überwacht und regelmäßig gingen Berichte über die Aktivitäten der Sozialdemokraten vom Oberamt an die Königliche Kreisregierung in Ludwigsburg.

Die Zahl der Mitglieder schwankte in den folgenden Jahren. Doch wurde bereits 1904 der erste Sozialdemokrat in den Bürgerausschuss gewählt. Er war das Organ, das in jenen Jahren Gemeinderat und Bürgermeister zu kontrollieren hatte. In den Eltinger Gemeinderat zogen 1913 Sozialdemokraten ein. Bei der Gemeinderatswahl am 11. Mai 1919 erhielten die Genossen in Eltingen 59 Prozent der Stimmen. Die Gemeinderatswahl am 10. Dezember 1922 war für sie enttäuschend, bei den Wahlen im Dezember 1928 war die Partei aber wieder erfolgreich: Die SPD stellte vier, die Linke insgesamt acht von 16 Gemeinderäten.

Die Gemeinderatswahl am 6. Dezember 1931 sollte für mehr als zehn Jahre die letzte freie Wahl sein. Es folgte die dunkle Zeit. Ein unübersehbares Zeichen dafür, was von den Nationalsozialisten zu erwarten war, ist die Einrichtung des Schutzhaft- besser Konzentrationslagers auf dem Heuberg bei Stetten auf der Alb im März 1933 gewesen. Auch aus Eltingen liegen verschiedene Listen mit bis zu 50 Personen vor, die in Schutzhaft genommen wurden oder genommen werden sollten.

Die meisten Nazi-Gegner kamen aus Eltingen

Am 30. Juni 1933 wurde die Auflösung des Bezirksverbands Württemberg und Hohenzollern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands verfügt. Trotz des großen politischen Drucks stimmten bei der Volksabstimmung am 12. November 1933 über die Politik der Reichsregierung 131 Eltinger mit Nein. Im Eltinger Amtsblatt vom 17. November 1933 ließ der Ortsgruppenführer von Eltingen seiner Wut freien Lauf: „Das Ergebnis der Volksabstimmung vom 12. November 1933 zeigt, dass in der Gemeinde Eltingen die meisten Volks- und Landesverräter im Verhältnis zu den übrigen Gemeinden des Oberamts ihren Wohnsitz haben.“ Die Nein-Sager wurden als „131 Lumpen“ aufs Übelste beschimpft.

Seit der Gemeinderatswahl am 27. Januar 1946 können die Bürger der 1938 zwangsvereinigten Stadt Leonberg wieder frei und demokratisch wählen. Die Sozialdemokraten gestalten seitdem die Lokalpolitik im Gremium mit.

Unser Gastautor Karl Grob

Berufliches
Der promovierte Physiker Karl Grob ist langjähriger Rektor der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg gewesen. Der emeritierte Professor hat am 22. Juni sein 80. Lebensjahr vollendet.

Ehrenamt
Der Sozialdemokrat war Fraktionsvorsitzender im Leonberger Gemeinderat und gehörte von 1965 bis 1984 auch dem Kreistag an. Karl Grob war Initiator des kirchenpolitischen Arbeitskreises und ist immer noch Vorsitzender des Arbeitskreises Bildung und Familie, der Erwachsenenbildung. Der politischen Bildung und der Bildung allgemein galt schon immer sein Streben und sie sind ihm immer noch ein großes Anliegen. red