Bei der Leo-Moto-Classic verliert das einstige DDR-Parade-Auto Benzin. Dafür lassen sich Oldtimer-Freunde, Shopping-Fans und Flaneure vom Wetter nur bedingt beeindrucken. Gebummelt wird von der Altstadt bis Eltingen.

Leonberg - Als Joachim Heller am Sonntagfrüh um fünf Uhr zum ersten mal aus dem Fenster schaut, schwant ihm nichts Gutes: Draußen schüttet es. Und auch sechs Stunden später ist es in der Altstadt nicht eben gemütlich. Doch das ficht den Vorsitzenden der Werbegemeinschaft „Faszination Altstadt“ nicht weiter an. Ist doch zum Start der Oldtimer-Rallye Leo-Moto-Classic der Marktplatz voll mit historischen Gefährten. 33 Liebhaber von alten Autos wollen dabei sein, wenn es in Richtung Heckengäu und durchs Würmtal geht. Nicht viel weniger als im vergangenen Jahr, als das Wetter klar besser war.

 

Und so lassen sich weder die Rennfahrer-Legende Eberhard Mahle noch der Porsche-Designer Tony Hatter die Laune verderben, als sie die Oldtimer auf ihre Reise schicken.

Echte Cracks kommentieren das Geschehen

Die beiden Moderatoren sind echte Cracks: Tony Hatter hat in den Achtzigern jene legendären Modelle entworfen, die in Le Mans für Furore sorgten. Eberhard Mahle wiederum, der vor genau 50 Jahren europäischer Bergmeister wurde, ist Stammgast bei der Leo-Moto-Classic.

Jahr für Jahr versorgt der in Leonberg lebende Champion die Zuschauer mit technischen Details über die Wagen und mit kleinen Anekdoten aus seiner Jahrzehnte währenden Rennerfahrung. Und bei der Rundfahrt ist alles dabei: vom betagten Opel-Kadett, über den doch arg beengten NSU, bis hin zum betagten Mercedes 500.

Nur für einen endet die Rallye, noch bevor sie überhaupt begonnen hat. Der Wartburg 311 von Hans Seibold verliert Benzin. Eigentlich hätte das Vorzeigeauto aus der ehemaligen DDR im vorderen Pulk starten sollen. Doch Autoliebhaber Seibold will es nicht riskieren, dass während der Fahrt Sprit aus dem Zweitakter herausläuft.

Für den Technikexperten aus Leonberg ist das ganz bitter. Seine Frau Isabelle und er hatten sich auf die Ausfahrt mit dem Wartburg so richtig gefreut.

Kurz nach der Wende hatten sie ihn in Sachsen gekauft. Seither hat Seibold an seinem Schmuckstück immer wieder gearbeitet, es repariert und aufgehübscht. Zum großen Rallye-Termin ist die ganze Familie mobil. Der Sohn Caspar wäre der Copilot gewesen, Tochter Cosima ist extra aus der Schweiz angereist. Und dann das! Die Seibolds nehmen es mit Humor. Den Tag lassen sie sich nicht vermiesen.

Der Baubürgermeister schwingt den Hammer

Mittagszeit. Es nieselt. Die Oldtimer sind gut auf den Weg gebracht worden. Auch am südlichen Ende der Stadt hat die andere Werbegemeinschaft das Sonntagsprogramm gestartet. „Wir sind Eltingen“ lädt traditionell zum Fassanstich ins Wirthaus am Ezach ein. Diesmal schwingt der Baubürgermeister den Hammer. Ganz souverän bringt Klaus Brenner den Gerstensaft zum Sprudeln. Zusammen mit den herzhaften Leckereien, die der Ezach-Küchenmeister Klaus Bertleff gezaubert hat, schmeckt das Bier noch mal so gut.

Schmecken lassen es sich auch die Besucher des Kirchplatzfestes der evangelischen Kirchengemeinde Leonberg-Nord. Und weil es draußen nicht ganz so gemütlich ist, wird das Schnitzel mit Kartoffelsalat eben direkt in der Stadtkirche verzehrt.

Die Aktiven des Musikvereins Stadtkapelle Leonberg und die Bigband „Six to seven“ haben ihre Bühne ebenfalls ins Kirchenschiff verlegt. Die Kirche als Ort der Begegnung und des Austauschs. Das gefällt den Organisatoren!

Eine gute Mischung: Jazz und Shoppen

Am späteren Nachmittag nieselt es noch immer. Doch die Besucher lassen sich nicht abschrecken, weder in der Altstadt, noch in der Stadtmitte und in Eltingen. Die Oldtimer-Piloten sind mittlerweile von ihrer Rundfahrt zurückgekehrt. Sie präsentieren ihre Schmuckstücke stolz auf dem Marktplatz und stoßen dabei auf ein dankbares Publikum, dezent untermalt von den Jazzklängen der BB-Dixieband. Die Handykameras sind im Dauereinsatz. Besonders einige asiatische Gäste sind von dieser so gar nicht fernöstlichen Kulisse derart begeistert, dass sie nahezu alles abfotografieren.

Auch die Geschäfte und die Lokale haben sich gefüllt. Bummeln lässt sich eben auch bei nicht so tollem Wetter.