Tierische Begegnungen in Uganda und Ruanda: Bernadette Gramm und Jürgen Krumrain waren auf eigene Faust und zwei Rädern im Herzen Afrikas unterwegs. In der Stadtbücherei berichteten sie von ihrer ungewöhnlichen Reise.

Leonberg - Im Juni 2013 sind die beiden begeisterten Fahrradfahrer zu einer Tour der besonderen Art gestartet: Schwarzafrika stand auf dem Programm. Rund 600 Kilometer in drei Wochen hatten sich Bernadette Gramm und Jürgen Krumrain per Drahtesel vorgenommen. Elefanten und Berggorillas sollten ihnen begegnen, viele anhängliche Kinder und eher zurückhaltende Erwachsene. Durch die zentralafrikanischen Staaten Uganda und Ruanda führte sie ihre abenteuerliche Route.

 

Die Stadtarchivarin Bernadette Gramm und ihr Mann sind erfahrene Radler. „Wir haben uns bei unseren selbst organisierten Reisen langsam gesteigert“, erzählte Jürgen Krumrain, „vom Elbradweg über Andalusien bis Vietnam“. Schwarzafrika war jedoch Neuland für sie. „Dass das Land noch so wenig erschlossen ist, hat mich fasziniert“, sagte der Mathematiker, der die Reise ein Dreivierteljahr lang vorbereitet hatte. Die beiden Länder gelten inzwischen als einigermaßen stabil.

Das Afrika-Abenteuer der beiden damals 54- und 58-Jährigen begann in Ugandas Hauptstadt Kampala damit, dass Bernadette Gramm im Gedränge die Goldkette vom Hals gerissen wurde. Jürgen Krumrain dazu: „Unsere eigene Schuld, wir waren ziemlich naiv.“ Schließlich stiegen sie mit ihren Rädern in einen Bus, der sie 300 Kilometer über Land zum Ausgangspunkt ihrer Tour, Fort Portal, brachte. Die Trekkingräder wogen jeweils rund 17 Kilogramm plus 14 Kilo Gepäck. Dann ging es los in Richtung Süden, zum Queen-Elizabeth-Nationalpark. Zwar war ein Drittel der Strecke bis zum Parkzentrum Sandpiste, doch die Bilder und Videoclips, die die Radler an die Leinwand warfen, zeigten grüne hügelige Landschaften und zahlreiche Seen. „Aber wir haben nicht gebadet, um kein Risiko einzugehen“, erzählte Gramm.

Auch in puncto wilde Tiere wollten die Radler auf Nummer sicher gehen. „Wir fragten die Leute vor Ort, ob es unbedenklich ist, im Nationalpark zu radeln, und die haben das bejaht. Wir sollten nur nicht in der Dunkelheit unterwegs sein“, berichtete die Stadtarchivarin. „Und dann stehen da plötzlich ganz dicht neben uns Elefanten an der Straße“, erzählte sie von diesem eindrucksvollen Moment. Im Schutze eines Autos fuhren sie an den Dickhäutern vorbei. Doch immer wieder begegneten sie ihnen. Einmal stand ein mächtiger Bulle mitten auf der Straße und scharrte mit den Beinen – „kein gutes Zeichen, wie wir später gehört haben“, so Krumrain. „Wie ein Schülerlotse hat er gewartet, bis seine ganze Herde durch war.“ Aber auch Seeadler, Flusspferde, Nilpferde und Wasserbüffel bekamen die Reisenden bei einer Jeep-Safari zu sehen. Den Rückweg aus dem Nationalpark traten sie per Taxi an. „Den Elefanten so nah und so ungeschützt in der weiten Savanne zu begegnen, ist schon enorm. Aber man weiß nicht, was sonst noch im Gras liegt“, sagte Jürgen Krumrain.

Löwen haben die Radler auf der ganzen Tour nicht gesehen, dafür aber Berggorillas in Ruanda. Bis zu 4000 Meter hohe Vulkane begrüßten sie im „Land der 1000 Hügel“, wie Ruanda auch genannt wird. Zum stolzen Preis von 750 US-Dollar pro Person konnten sie im Nationalpark der Virunga-Vulkane auf einer geführten Tour quer durch den Dschungel zu den streng geschützten Berggorillas wandern.

Die tollsten Eindrücke aber haben die beiden von den Menschen in Erinnerung behalten. „Die Kinder haben sich so gefreut, wenn sie uns mit den Rädern gesehen haben“, sagte Jürgen Krumrain. „Kaum machten wir Rast, war man umschwärmt von Kindern. Auch die Leute auf der Straße haben unseren Gruß freundlich erwidert, wenn auch in Ruanda eher zurückhaltend.“

Ihr Fazit nach drei Wochen Radeltripp durch Uganda und Ruanda bei häufig 30 Grad, vielen Steigungen, aber fast ohne Pannen oder Magenverstimmungen: „Man kann gut hin, es ist sehr eindrucksvoll, die Landschaft ist überwältigend. Aber eine gute Vorbereitung ist wichtig!“