Die Anwohner beschäftigt in erster Linie aber die aktuelle Verkehrsführung und die Zufahrtsmöglichkeiten von der Feuerbacher Straße.

Leonberg - Rund 60 Bürger haben am Freitagabend auf den Plätzen des Gemeindesrates im Großen Sitzungssaal des Rathauses Platz genommen. Ein wenig können sie sich jetzt in die Lage der Bürgervertreter hineinversetzen. Das wird keine leichte Entscheidung für den Gemeinderat, so viel ist nach der öffentlichen Vorstellung der drei Bebauungsvorschläge für das TSG-Gelände sicher.

 

Alle Entwürfe entsprechen den städtischen Vorgaben, und jedes der Modelle hat seinen eigenen Charakter und Charme. Allen gemein ist eine bis zu vier Stockwerke hohe Bebauung in Richtung Feuerbacher Straße, bis zu drei Geschosse in Richtung der bestehenden Einfamilienhäuser in der Jahnstraße, Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen, Begegnungsmöglichkeiten, ein Gemeinschaftsbereich, ein Café und Geschäfte.

Der Kaufpreis spielt eine große Rolle

Eine Fachjury hat in einem städtebaulichen Wettbewerb aus 15 eingereichten Arbeiten zwei Favoriten auserkoren. Es sind die Kölner Pandion Real Estate mit dem Architekten Sebastian Jehle auf dem ersten Rang und das Stuttgarter Siedlungswerk mit den Architekten der Project-Planungsgesellschaft auf Platz zwei. Der Gemeinderat hat für einen dritten Investor votiert, und so wurde auch Wilma Wohnen Süd aus Stuttgart mit den Architekten Steinhoff und Hähnel in die engere Auswahl genommen.

Neben dem städtebaulichen Konzept spielt auch der gebotene Kaufpreis für das Gelände eine wichtige Rolle. Über diesen wird jedoch noch Stillschweigen bewahrt. Von einem höheren Erlös als die von der Stadt an die TSG bezahlten 2,5 Millionen Euro ist offenbar stark auszugehen. Ein solcher Mehrwert würde an den Verein fließen. Was die Entwürfe unterscheidet, sind vor allem die Größe und Anordnung der einzelnen Gebäude auf dem Gelände.

Pandion, die erste Wahl der Jury, hat bei der Vorstellung keinen leichten Stand. Die fünf großen L-förmigen Wohnungsblocks und vier kleine quadratische Punkthäuser schrecken zumindest einige der Zuhörer ab. 149 Wohneinheiten sind hier geplant. Architekt Jehle verteidigt seinen Entwurf mit der in der Geländemitte frei werdenden Parkanlage, die sich zur Landschaft hin öffnet. Anders als bei den anderen Entwürfen bleiben die inneren Parkanlagen komplett autofrei. Anlieferung und Müllabfuhr werden über eine außen um das Gelände führende Erschließungsstraße geleitet.

Das Siedlungswerk verteilt seine unterschiedlich großen Gebäude stärker auf dem Gelände. Ziel ist ein Quartier, in dem man sich trifft und miteinander spricht. „Der soziale Aspekt ist uns besonders wichtig, auch eine Wohngruppe für Behinderte ist in den 143 Wohneinheiten eingeplant“, erklären die Architekten. In der Mitte des Viertels wird auch hier eine Freifläche entstehen und direkt an den Häusern gibt es sogenannte Wohnhöfe. Zudem sei ein Mobilitätspunkt angedacht zum Aufladen von Elektroautos und Pedelecs. Das Gelände wird vom Niveau her begradigt, sodass es durchgängig barrierefrei ist. Für das Energiekonzept der Anlage gab es ein besonderes Lob der Jury.

Der dritte Investor, Wilma Wohnen, verteilt seine nur 128 Wohneinheiten überall auf dem Gelände. Die Hausgrößen sind sehr unterschiedlich und individuell. Die Anlage öffnet sich in Richtung der bestehenden Streuobstwiesen und integriert Obstbäume in die Quartierlandschaft. Die teilweise bis zu sechsprozentige Steigung auf dem Gelände wird mit Treppen gelöst, die zum Verweilen einladen. Parallel dazu verlaufen Rampen, sodass auch diese Variante barrierefrei ist.

Sorgenkind Verkehrsführung

Die Kritik der Zuhörer konzentriert sich an diesem Abend aber auf ein Thema, das gar nicht Bestandteil des Investorenauswahlverfahrens ist. Es geht um die Verkehrsanbindung. Die Ausfahrt aus der Jahnstraße nach links in die Strohgäustraße ist laut Anwohnern schon heute zu Stoßzeiten aufgrund des Verkehrs aus Richtung Höfingen kaum möglich. Unter Applaus appelliert ein Anwohner an die Stadtverwaltung: „Machen Sie sich über die Verkehrsführung und die Zufahrtsmöglichkeiten von der Feuerbacher Straße aus Gedanken.“ Der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner sagt dies zu. Bisher ist hier keine Zufahrt vorgesehen.

Daten, Zahlen, Fakten

Baufläche: Nur 35 Prozent der Fläche, das sind rund 15 000 Quadratmeter, dürfen überbaut werden. Maximal 150 Wohneinheiten werden so entstehen, darunter Eigentumswohnungen sowie Doppel- und Reihenhäuser. 25 Prozent der Fläche soll bezahlbarer Wohnraum sein. Das sind über das Land förderbare Häuser für junge Familien und Sozialmietwohnungen. Hinzu kommen Stellplätze in Tiefgaragen und Besucherparkplätze. Bei allen Varianten bleibt der alte Baumbestand an der Feuerbacher Straße erhalten.

Baubeginn: Die Stadt steigt jetzt detaillierter in die Bieterverhandlungen ein, beauftragt Nachbesserungen an den Modellen und legt die Varianten im Februar 2018 dem Gemeinderat zur Entscheidung vor. Der Baubeginn ist für das Frühjahr 2019 geplant.