Bevor der erste Schnee fällt, muss die Stadtverwaltung ein Ersatz-Fahrzeug mieten. Das kostet fast 18 000 Euro. Im kommenden Jahr wird dann ein neues gekauft, für 140 000 Euro. Kommunalpolitiker kritisieren mangelnde Sorgfalt auf dem Baubetriebshof.

Leonberg - Es muss das Horrorszenario für jeden Streudienst-Planer sein: Kurz bevor der Winter so richtig beginnt, ist eines der Räumfahrzeuge einfach nicht mehr einsatztauglich. So geschehen in Leonberg. Der Unimog, Baujahr 1994, wurde vor allem in Warmbronn zum Streudienst eingesetzt. Doch nun wird das in die Jahre gekommene Fahrzeug den Anforderungen nicht mehr gerecht, fällt immer wieder aus. Auch die Winterdienstausrüstung ist mittlerweile abgenutzt.

 

Aus dem eigenen Fuhrpark könne der Baubetriebshof den Ausfall nicht kompensieren, erklärte der Leiter, Knut Sonntag, im Planungsausschuss des Gemeinderates. Also muss Ersatz her. Doch das ist nicht so einfach. „Wenn wir jetzt bestellen, müssen wir mit einem halben Jahr Lieferzeit rechnen. Und dann muss das Fahrzeug noch für den Winterdienst angepasst werden“, sagt Sonntag.

Für diesen Winter müsse deshalb als kurzfristige Übergangslösung ein Winterdienstauto gemietet werden. Das günstige Angebot, das dafür eingeholt wurde, liegt bei 17 850 Euro.

Neues Fahrzeug schlägt mit 140 000 Euro zu Buche

Auch für das neue Räumfahrzeug wurden bereits Angebote eingeholt: Es soll ein mittelgroßes Gefährt der Marke Hansa für genau 139 580 Euro werden. Dieses soll aber nicht nur den Unimog ersetzen, sondern auch einen sogenannten Multicar, der bereits vor einem Jahr ausrangiert worden war. „Wir konnten diesen Ausfall noch auffangen, indem wir die Strecken optimiert haben“, sagte der Leiter des Bauhofs.

Der Multicar wurde bereits die bundeseigene Verwertungsgesellschaft Vebe übergeben. „Wir haben immerhin noch 7000 Euro dafür bekommen. Beim Unimog rechne ich mit einem ähnlichen Ergebnis“, meinte Sonntag. Da nur ein Wagen als Ersatz für die beiden stillgelegten angeschafft werden, reduziere sich der Fuhrpark, was wiederum Kosten spare.

Nicht sonderlich begeistert, aber am Ende einstimmig, sprach sich der Planungsausschuss für die Neuanschaffung und die Anmietung aus. Dennoch hielten einige Stadträte nicht mit ihrer Kritik hinterm Berg. Etwa Dieter Vestner und Jörg Langer von den Freien Wählern, die sich den Baubetriebshof im Mai einmal gründlich angesehen hatten. „Da war noch Salz rund um die Motoren“, schimpfte Vestner, „normalerweise macht man das nach dem Winter mit einem Dampfstrahler ab.“ Das bestätigte ebenfalls Rainer Zachert von der Neuen Liste NLL.

Auch Jörg Langer beklagte mangelnde Sorgfalt und Pflege der Geräte. „Es gibt genügend Platz auf dem Baubetriebshof. Da müssen die Geräte nicht den Sommer über in der Sonne draußen liegen“, meinte der Stadtrat, der eine Besichtigung des Bauhofs durch den Rat beantragte. Der Oberbürgermeister Bernhard Schuler versprach, im Januar eine Übersicht der Geräte des Baubetriebshofs vorzulegen.

Gerhard Schwarz von der CDU forderte zudem Aufklärung darüber, welche Investitionen wann auf die Stadt zukämen. Da konnte der Baubetriebshofleiter schon ein Stück weiterhelfen. „Der Ersatz für den Multicar war schon öfter im Haushalt verschoben worden. Auch der Unimog war bereits für dieses Jahr angemeldet“, erläuterte Knut Sonntag.

Erst der Beschluss – dann die Ausschreibung

Allerdings sei die geplante Investition genau in die Zeit gefallen, als ein Konzept für den Fuhrpark erarbeitet worden war. „Wir konnten das also nicht ausschreiben, bevor ein Beschluss im Gremium dazu gefallen war, und das ging erst nach der Sommerpause“, sagte Sonntag. Das Geld habe man aber bereits zur Seite gelegt gehabt.

Das neue Räumfahrzeug, das erst nächsten Winter seinen Einsatz fahren wird, ist also nicht die einzige Investition in den Winterdienst. Dabei setzt die Stadt ganz auf moderne und intelligente Technik. Denn ein zweiter Streuwagen wird mit einem sogenannten Eisfühler für 26 000 Euro ausgestattet.

Der Fühler erspüre die Dicke von Schnee und Eis. Dann regulierten die speziellen Streuautomaten selbst, wie viel Salz auf den Straßen verteilt werde. In private Hände hat die Stadt dagegen den Streudienst auf öffentlichen Plätzen gegeben, den sogenannten Handstreubezirken, wie ihn jeder Hausbesitzer auch zu erledigen hat. Dafür sind 180 000 Euro eingeplant.