Die 23. Fahrt rund um die Stadt ist ein launiges wie eindrucksvolles Erlebnis für Familien und Einzelkämpfer.

Leonberg - Bei der Testtour vor zwei Wochen mussten die Chefs des Leo-Centers und der LKZ-Redaktion einige hämische Kommentare einstecken: eine Fahrt mit dem E-Bike, sei ja nun keine wirkliche sportliche Aufgabe.

 

Vielleicht war es ja die Kritik an den zugegebenermaßen günstigeren Umständen der Erkundungsfahrt, die Wolfgang Röckle dazu bewogen hat, die Schreibtischtäter am Tag X mit der harten Realität zu konfrontieren: Zum Start der eigentlichen Tour am Sonntag schickt sie der Radexperte mit zwar durchaus respektablen Rädern ins Rennen. Doch die elektrische Schubkraftverstärkung fehlt.

Erst die Tour, dann der Ausschank

Der Center-Manager Christian Andresen nimmt die neuen Spielregeln ganz locker. Auch der Redakteur würde niemals beim Streckenchef fragen, warum jetzt die alleinige Muskelkraft zählt. Es muss ja auch so sein. Denn die allermeisten der rund 1000 Mitradler verlassen sich ausschließlich auf ihre eigenes Können.

Einige sind sogar im Dauerstress. Klaus Brenner etwa. Der Baubürgermeister hat vor einer Woche bereits beim Citylauf geglänzt. Jetzt ist er wieder dabei und reiht sich forsch in die erste Runde ein. Sportlich zeigt sich auch der SPD-Stadtrat Rüdiger Beising, der wie Brenner die große 38 Kilometer lange Strecke ansteuert. Seine Parteifreundin Elviera Schüller-Tietze lässt sich ebenfalls nicht schrecken und wählt die lange Runde.

Etwas behutsamer geht es Georg Pfeiffer an. Der Stadtrat der Freien Wähler lässt es bei der kurzen Tour bewenden, die mit 26 Kilometern ja auch nicht wirklich kurz ist.

Doch nicht nur in der Politikszene genießt die Tour, die von Radsport-Röckle und erstmals vom Hagebaumarkt Bolay unterstützt wird, große Sympathien. Viele bekannte Leonberger sind unterwegs. Der raderprobte „Schneider Wibbel“, alias Wolfgang Schmidt, fährt auf der langen Strecke allen davon, um pünktlich zur Mittagszeit die durstige Tourgemeinde mit kalten Getränken zu versorgen. Wie schon seit Jahren kümmern sich die Aktiven des TSV Eltingen um das, wie es Neudeutsch heißt, Catering. Sprich: sie legen die Würstchen auf den Grill und offerieren selbst gebackenen Kuchen. Um die Mittagszeit reichen die vielen Freiwilligen kaum aus, um die zahllosen hungrigen Mäuler zu stopfen.

Doch bevor das verdiente Vesper im hinteren Bereich des Leo-Centers mit den Klängen des Partyduos „Club 2“ genossen werden kann, steht der Schweiß der Edlen an. Der LKZ-Geschäftsführer Uwe Reichert findet in dem neuen Leonberger Ordnungsamtsleiter Jürgen Beck einen kongenialen Partner. Beide setzen sich zwecks Alltagsstressbewältigung sehr gerne auch jenseits der Tour aufs Rad.

Auch die Chefs der beiden großen Leonberger Sportvereine machen mit. Hartmut Müller radelt für den TSV Eltingen. Harald Hackert hat insofern die Nase vorne, dass seine TSG einmal mehr den Preis für das größte Team abräumt. Schon seit Jahren stellt die TSG Leonberg bei der Tour de Natur die größte Gruppe.

Auch am Sonntag sind sie mit 43 Radlern wieder am stärksten vertreten. Dafür gibt’s neben einem Pokal aus den Händen von Centermanager Andresen und LKZ-Chef Reichert noch ein paar Flaschen Sekt. Die von einigen TSG-Radlern direkt geköpft werden, obwohl es dafür eigentlich viel zu warm ist. . .

Den anderen Preis des Tages gewinnt das „Quartett zu Zweit“, ein Duo, das vor allem durch den originellen Auftritt das Publikum überzeugt hat. Geht es doch bei dieser Auszeichnung um den witzigsten Gruppennamen. Der wird durch die Stärke des Beifalls ermittelt.

Dicht dahinter, einige Beobachter sagen gar, dass sie zumindest gleichwertig waren, sind die „Fitten Uhus“.

Die wesentlichen Regularien der Tour de Natur 2013 sind damit abgehandelt. Es bleibt also noch ein wenig Gelegenheit, auf die Finessen der Strecke einzugehen.

Und die ist schon hart. Der Fahrrad-Doktor Röckle spricht von einem steilen Aufstieg. Das klingt eher harmlos, hat es aber in sich. Spätestens auf der Strecke hinter Silberberg geht’s nach einem lockerem Aufgalopp auf einem vom reichen Rutesheim finanzierten Teerweg beträchtlich nach oben. Es folgt purer Waldboden, holprig und steil. Aber die Tourgemeinde, zu diesem Zeitpunkt noch vereint, kämpft sich durch. Nach der Trennung kommt es zumindest für jene, die die lange Strecke gewählt haben, knüppelhart.

Immer höher geht’s, auf einmal dann hinunter nach Heimsheim. Und dann wieder hoch. Was auf der durchs E-Bike gemilderten Testfahrt noch erträglich erschien, gerät jetzt zur echten Qual. Doch der mitradelnde Redakteur, angestachelt durch die süffisanten Bemerkungen im Vorfeld, will’s wissen.

Meter um Meter quält er sich im ersten Gang den Steig hoch. Irgendwann muss der Scheitel doch kommen! Und nach gefühlten zwei Stunden kommt er auch. Zum Glück ist Rüdiger Beising sein Zeuge. Der Stadtrat hat es vorgezogen, sein Rad zu schieben, gleichwohl er den Tretmarathon des LKZ’lers genau verfolgt.

Wenn ein ganzer Schwarm einläuft. . .

Zum Glück gibt es Streckenposten. Da harren Mitarbeiter des Leo-Centers und der Leonberger Kreiszeitung auf die herantrampelnden Radler, um sie mit Wasser und Energieriegeln zu versorgen. Das klingt im Vergleich zur Radelei entspannt, ist es aber nicht.

Denn wenn ein ganzer Schwarm zeitgleich einläuft, kann es schon mal hektisch werden. Doch die allermeisten Teilnehmer der Tour de Natur sehen die Rundfahrt durchs Leonberger Land als das, was sie ist: ein ganz entspannter Ausflug für die ganze Familie. In diesem Sinne: bis bald im Juli 2014.