Bei der Tour de Natur geht es auf und ab. Da ist so mancher froh, dass er ein modernes Rad hat. Mehr als 700 Menschen genießen eine wunderschöne Strecke.

Leonberg - Bernd Murschel macht keinen Hehl daraus: Ohne technische Unterstützung wäre es eine ganz heftige Angelegenheit. Der Landtagsabgeordnete und Fraktionschef der Grünen im Leonberger Gemeinderat muss es wissen: Murschel ist fast immer mit dem Fahrrad unterwegs, oft legt er den Weg vom Eltinger Eigenheim zum Parlament mit Muskelkraft zurück. Oder eben nicht ganz mit selbiger. Die elektronische Verstärkung hilft schon, auch bei der Motivation.

 

Und so ist Murschel froh, dass er an manchen Steigungen auf der langen Strecke der Tour de Natur aufs Knöpfle drücken kann. Und nicht nur er. Viele Radler, die sich an diesem für eine Rundfahrt idealen Sonntag in den Sattel setzen, sind froh, dass sie in ein Pedelec investiert haben.

Zwar ist die lange Strecke nicht ganz so heftig wie jener Trip vor einem Jahr, als die Radlerrunde von Leo-Center und LKZ den knackigen Heimsheimer Berg zu erstürmen hatte. Doch einige Höhen und Tiefen gibt es schon auf der Strecke durchs Strohgäu, die die Leonberger Radcracks Peter Gänzle und Wolfgang Röckle ausgekundschaftet haben. „Überall, wo es hinunter geht, geht es irgendwann auch wieder hinauf“, bringt es Werner Metz auf den Punkt. Der Kardiologe und Kreisrat der Freien Wähler gerät auf der gut 35 Kilometer langen Jumbostrecke zwar gehörig ins Schwitzen. Aber seine medizinischen Kenntnisse sind gottlob nicht gefragt. Alle rund 700 Tourteilnehmer verkraften die Ausfahrt ohne Schäden.

Wobei Christa Weiß bekennt, dass ein Verkaufsstand mit E-Bikes auf halber Strecke gute Umsatzchancen gehabt hätte. Die Chefin der Leonberger SPD-Fraktion hat gemeinsam mit ihren Fraktionskollegen Elviera Schüller-Tietze und Rüdiger Beising tapfer die lange Tour gemacht. Sie kann aber die vorab geäußerte Einschätzung, dass es diesmal vergleichsweise locker wäre, nicht unbedingt teilen.

Auch der Landrat radelt mit

Politische Prominenz gehört neben vielen Familien und aktiven Sportlern zum Stammpublikum der Tour, die im kommenden Jahr das Vierteljahrhundert feiert. Der Grüne Murschel und ein Gutteil der SPD-Fraktion sind eigentlich immer dabei. Für die CDU hält Organisator Wolfgang Röckle die Fahne hoch. Die Fraktionschefin Elke Staubach kommt zwar zum Start, tritt aber, angesichts einer langen Sitzung am Samstag, lieber nicht in die Pedale. Bei den Freien Wählern ist neben Werner Metz auch dessen Ehefrau Jutta traditionell am Start, die stellvertretende Fraktionschefin im Gemeinderat. Und der sportlich ambitionierte Baubürgermeister Klaus Brenner gehört sozusagen auch zum Inventar.

Neu hingegen ist ein Gast aus Böblingen: Roland Bernhard macht erstmals bei der Tour mit, lässt es aber mit der kurze Route bewenden. Dass nach den Auseinandersetzungen ums Krankenhaus das Verhältnis zwischen dem Landrat und den meisten Leonberger Kommunalpolitikern belastet ist, wird einmal mehr deutlich.

Neu ist die Tour auch für einen der Gastgeber: Lukas Rottmann radelt erstmals mit und ist gleich begeistert. „Die Gegend ist hier ja richtig toll“, schwärmt der Chef des Leo-Centers, der im April seinen Dienst angetreten hat.

Diese Erkenntnis hat Uwe Reichert schon vor ganz vielen Jahren gewonnen. Der Geschäftsführer der Leonberger Kreiszeitung ist nicht nur gebürtiger wie bekennender Schwabe, sondern auch jedes Jahr aktiv bei der Tour dabei. Auf der langen Strecke, versteht sich.

Originellster Gruppename: „Leonberger Luftpumpen“

Verdienter Lohn für die Mühen auf dem Rad: Die Frauen und Männer des TSV Eltingen haben bei der anschließenden Hocketse am Leo-Center Steaks, Würste und Maultaschen auf den Grill gelegt, um die erschöpften Sportler zu stärken. Was nicht heißt, dass alle Wurstbrater der Tour ferngeblieben wären. Wolfgang Schmidt ist so ein Spezialist. Der „Wibbel“ hat morgens mal eben so die große Strecke heruntergeradelt, um am Mittag Bier und Schorle auszuschenken. „Ein bissle antreiben musste ich meinen Vater aber schon“, korrigiert Wibbel-Junior Marc Schmidt. „So ganz fit war er nicht.“ Aber allemal besser als zum Beispiel der journalistische Tourteilnehmer, der nicht selten froh über die helfenden Möglichkeiten des Pedelecs war.

Preise gibt’s natürlich auch: Mit 56 Aktiven stellt die TSG Leonberg gewohnt souverän die größte Gruppe. Dahinter folgen die Eltinger Drahtesel (17) und die Sportler vom Fitness-Studio Plaza (16).

Per Beifall wird der originellste Gruppennamen ermittelt. Vorne sind die „Leonberger Luftpumpen“, gefolgt von „Swabian Highlander“ und „Sieben mit einem Ziel“. Erreicht haben ihr Ziel alle.