„Sofortige Erleuchtung inklusive Mehrwertsteuer“ heißt das Stück, das das Vollmondtheater Ende März bei mehreren Aufführungen im Theater im Spitalhof spielen wird. Derzeit proben die Ensemblemitglieder intensiv.

Leonberg - Ihr Geld verdienen sie als Lehrer, Versicherungsangestellte oder Bürokaufleute, die Ensemble-Mitglieder des Leonberger Vollmondtheaters – aber jetzt stehen sie wieder zusammen auf der Bühne im Theater im Spitalhof. Das Schauspiel ist ihre gemeinsame Leidenschaft.

 

Die Proben zur diesjährigen Inszenierung haben vor einigen Wochen begonnen. Das Stück ist ausgesucht: „Sofortige Erleuchtung inkl. MwSt.“ des britischen Autors Andrew Carr, von Burkhardt Driest ins Deutsche übersetzt. Es geht um Manipulation und darum, wie selbst ernannte, skrupellose Psycho-Gurus aus den seelischen Defiziten und Problemen von Menschen Profit schlagen. Parallelen zu Scientology sind offensichtlich. Allerdings ist das wohl nur eine von vielen Gruppierungen, die gemeint sein könnte.

Seit Jahren stehen im Vollmondtheater moderne Autoren auf dem Programm. Namen wie Roman Pierson, Felicia Zeller oder Sibylle Berg, die sich kritisch mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen und sie sehr modern, teilweise experimentell auf die Bühne bringen. Unter dem Dach der Volkshochschule spielt das Vollmondtheater seit 1989. Die Mitglieder melden sich für zwei Semester an, einige tun das seit mehr als zehn Jahren, andere sind seit vier, fünf Jahren immer wieder dabei, die jüngste Darstellerin steht zum ersten Mal auf der Bühne.

Im ersten Semester gibt es unter der Leitung des Regisseurs Till Schneidenbach Sprech- und Stimmtraining, es werden Improvisationsübungen gemacht, eben alle schauspielerischen Techniken erarbeitet und trainiert. Neben dieser handwerklichen Arbeit wird ein Stück gesucht, das im folgenden Semester zur Aufführung kommt. Dann verschiebt sich der Fokus: Einzelne Rollen werden erarbeitet, das Stück muss inszeniert werden. Nicht nur Kürzungen werden vorgenommen, auch bei der Rollenverteilung gibt es Änderungen; so wird aus drei kleinen Nebenrollen beispielsweise eine größere. Das Konzept der Amateurtruppe ist ein ganz spezielles und hat sich aus dem Jahresablauf ergeben: Jedes Jahr wird ein Stück inszeniert und dreimal aufgeführt – dann beginnt man wieder von vorn. Lothar Schubert, langjähriges Ensemble-Mitglied, betont, wie dankbar man über die Unterstützung durch die VHS und Heinz Erbe vom Kulturamt sei, dessen Engagement über die berufliche Pflicht weit hinausgehe.

Das aktuelle Stück wurde um etwa ein Drittel gekürzt. „Es war uns einfach zu hart“, erklärt Regisseur Till Schneidenbach. Zu erschreckend und massiv waren die Beschimpfungen, zu bedrückend die Vielzahl der psychischen Folterszenen. Man entschied sich, dem Publikum nicht die volle Härte des Originals zuzumuten, sondern die durch ihre Länge besonders drastischen Szenen etwas zu straffen und dafür mit Kommentaren zu arbeiten, um dem Publikum etwas Freiraum zum Durchatmen zu geben. So werden Fremdtexte von Lyrikerinnen wie Ingeborg Bachmann und Hilde Domin in das Stück integriert.

Jetzt müssen die Szenen angepasst werden. In der Probe versuchen die Mimen auszuloten, wie das am besten zu bewerkstelligen sei. Der Regisseur hat seine Vorstellungen dazu und gibt Anweisungen.

Magnus, gespielt von Lothar Schubert, der eigentlich als Undercover-Enthüllungsjournalist an dem teuren Psycho-Seminar teilnimmt, wird von Guru Max (Sven Heidebreck) vor der gesamten Gruppe vorgeführt. Das wird so lange probiert, bis es passt und sitzt – für Vorschläge ist Schneidenbach offen. Ein ungewöhnlicher Aspekt an dem Stück und gleichzeitig eine choreografische Herausforderung: Alle Schauspieler sind immer auf der Bühne, lediglich die Stuhlordnung in dem dargestellten Seminarraum ändert sich.

Bis zur Generalprobe ist noch eine Menge zu tun. Wird sich bis dahin jeder in seine Rolle eingefunden haben? Werden die Szenen stimmig ineinander übergehen? Und: wird der Journalist Magnus die üblen Tricks des Gurus enttarnen? Wer all das wissen will, sollte sich vorab Karten reservieren.