Wöchentlich treffen sich vier Frauen und ein Mann von NaNoWriMo zum literarischen Austausch. Beim Schreiben ihrer Romane unterstützten sie sich gegenseitig.

Leonberg – NaNoWriMo – oder auch National Novel Writing Month – ist ein kreatives Schreibprojekt, das im Jahr 1999 von dem Amerikaner Chris Baty ins Leben gerufen worden ist. So ist Ziel und Zweck des Projekts, innerhalb eines Monats einen Roman mit mindestens 50 000 Wörtern zu verfassen. Längst ist das Projekt bis weit über die US-amerikanischen Grenzen hinaus bekannt und international beliebt. So versuchen tausende Schreibbegeisterte aus vielen Ländern in die Welt der Literatur einzutauchen um kontinuierlich und konzentriert dem Ziel eines eigenen Romans ein Stück weit näher zu kommen.

 

Auch in Leonberg ist diese Form der Kreativität angekommen. „Gemeinsam mit Kirsten Carlson habe ich die Leonberger NaNoWriMo Gruppe gegründet“, unterstreicht Nancy Carroll. Das Bistro Domizil am Leonberger Marktplatz ist Dreh- und Angelpunkt für die literarische Gemeinschaft. „Ein Mal die Woche sitzen wir zusammen und schreiben an unseren Geschichten. Das sind zwei bis drei Stunden in der Woche, die man sich selbst schenkt, um Kreatives ins Leben zu bringen“, sinniert Carroll. Geschrieben wird ausnahmslos in Englisch.

Romane, Drehbücher oder auch Songs

Jeden Freitag also kommt die Gruppe zusammen, um zu arbeiten. „Wir tauschen uns aus und stehen alle füreinander ein“, sagt Nancy Carroll. Doch nicht nur freitags wird gearbeitet. Auch unter der Woche wird fleißig geschrieben. So sind Wort und Text längst wichtige Säulen im Leben der NaNoWriMos geworden. Dabei arbeitet jeder an seinem ganz eigenen Projekt. Das können Romane, aber auch Drehbücher, Comics, Kurzgeschichten oder Songs sein.

Die Schreibenden unterstützen sich hierbei gegenseitig bei der Arbeit. „Wir lesen die Textpassagen der Anderen. Schauen, ob die Inhalte einen Sinn ergeben und ob das Bild, welches man im eigenen Kopf hat, auch vermittelt werden kann“, so die Autorin. Dabei sind die Sensibilität und das Einfühlungsvermögen eines jeden Einzelnen gefragt. Sowohl der Kritiker als auch der Autor sehen die Verbesserungsvorschläge oder die Anregungen als Hilfe an. „Die Pflicht ist – keiner ist beleidigt“, lacht Carroll. So liegt die Umsetzung der eigenen Idee selbstverständlich letztendlich immer beim Autor. Und so manch ein Autor kann auch schon auf seine ganz eigene Veröffentlichung zurück blicken.

Doch nicht nur bei den Freitagstreffen stehen die Autoren in Kontakt. Auch unter der Woche, ja fast täglich, werden Textpassagen per E-Mail versandt. Es entstehen tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Anderen. So liegt es auf der Hand, dass die Gruppe längst dem Gruppendasein entwachsen ist und sich echte Freundschaften entwickelt haben.

„Mich selbst kennenlernen“

Nancy Carroll selbst hat ihre Liebe zu Wort und Text bereits in der Kindheit entdeckt. „Ich war ein Lesekind. Die Idee aus Schwarz und Weiß, aus Buchstaben bunte Bilder zu erzählen, das hat mich fasziniert. Das ist wie bei einem Kind, das immer malt und zeichnet“, lächelt sie. Waren es früher Lese- und Tagebücher, die angefüllt mit Sorgen und glücklichen Momenten waren, ist es heute die Liebe zur Sprache, die Nancy Carroll zum Schreiben bringt. Doch auch die Entfernung zur Familie ist wichtiger Grund, Worte und Gefühle zu bündeln. „Schreiben ist für mich auch die Möglichkeit, mich meiner Familie zu offenbaren, weil wir nicht beisammen sein können“, sagt sie leise. So steht Nancy Carroll mit ihren Lieben in Kansas City/USA in tiefem Kontakt. Doch auch „Schreiben zur Selbsterkenntnis“ ist Grund genug sich dem Wort zu ergeben. „Wenn ich schreibe, weiß ich was ich denke. Es ist eine Art, mich selbst zu sehen und mich besser kennenzulernen“.

So wird aus der Aneinanderreihung von Buchstaben, der Zusammensetzung von Wörtern, der Erschaffung von Textpassagen bis hin zu den vollendeten Texten, Geschichten und Romanen ein wahres Lebenselixier. Ein Lebensmittelpunkt, den man nicht missen möchte und nicht missen kann. Wirft man einen Blick auf Schreibende, wird schnell klar – Schreiben kann für Menschen lebensnotwendig sein. Eine Form von Halt finden und Therapie erfahren. Schreiben ist Leidenschaft, Lebensfreude und Lebensart.