Beate Bantlin-Wildt leitet die Pestalozzischule und übernimmt kommissarisch auch die Astrid-Lindgren-Schule.

Leonberg/Rutesheim - Ein Dienstagmorgen in der Pestalozzischule: Deutsch, Mathe und Geschichte heißt es in den ersten beiden Stunden für die Klassen acht und neun. Dann, ab der dritten Stunde, geht es anders weiter: „Einige Schüler sind jetzt für das Catering verantwortlich“, erzählt Beate Bantlin-Wildt, die seit dem Schuljahr 2014/2015 Leiterin der Pestalozzischule ist. Die Aufgabe der Jugendlichen ist es, für diejenigen der insgesamt 81 Schüler zu kochen, die sich zum Mittagessen angemeldet haben. „Natürlich gehört da auch das Tischdecken und Abspülen dazu“, betont Beate Bantlin-Wildt. Der Rest widmet sich Technischem oder Deutsch als Förderschwerpunkt.

 

Nachmittags geht es mit selbst gewählten AGs weiter. Da ist das Angebot groß: Von Medien und Lego über Singen im Chor oder Filzen bis hin zur Hausaufgaben und Spiele AG ist alles dabei. „Die Kinder brauchen viel Förderung im Lernen, viel Zeit und vor allem Praxisbezug“, weiß Beate Bantlin-Wildt. „Die zentrale Frage, die man sich immer stellen muss, lautet: Wo steht das Kind und was braucht es, damit es vorankommt?“, stellt die Schulleiterin klar. Das ist ihrer Meinung nach der Kern dessen, was Sonderpädagogik ausmacht. Deshalb werde oft projektorientiert gelernt. Dafür gibt es technischen und hauswirtschaftlichen Unterricht sowie textiles Werken. „So können die Kinder Inhalte auf ihre Weise lernen“, erklärt Beate Bantlin-Wildt.

Kinder müssen auch im Alltag zurechtkommen

Alle zwei Wochen fährt die Grundstufe, die die erste bis vierte Klasse einschließt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in den Wald. „Die Kinder müssen auch lernen, wie man beispielsweise eine Fahrkarte löst“, erklärt die Schulleiterin. Im Wald werden Frösche beobachtet, Hütten gebaut, oder die Kinder spielen im Bach. Freitags gibt es einen ganz besonderen Höhepunkt: Die sechste Klasse verkauft dann in der Pause selbst zubereitete Pausenbrote. „Manchmal gibt es sogar Hawaii-Toast oder Pizzabrötchen. Das ist total begehrt“, erzählt Beate Bantlin-Wildt und lacht. Besonders wichtig ist es laut der Rektorin, auf die unterschiedlichen Stärken der Kinder individuell einzugehen. Deshalb besteht eine Klasse in der Pestalozzischule nur aus acht bis 14 Kindern.

„Häufig gibt es selbst bei nur acht Schülern bis zu vier verschiedene Lerngruppen“, erzählt die Schulleiterin. In diesem Fall steht die Projektarbeit an, die Klasse wird in Gruppen aufgeteilt oder Jugendbegleiter kümmern sich um die individuelle Förderung. „Ich finde die Eigenarten der Kinder sehr interessant“, meint Beate Bantlin-Wildt. Ihr Ziel sei es, den Kindern und Jugendlichen dabei zu helfen, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. „Für Lernerfolge bedarf es sehr viel Zeit und Unterstützung“, erklärt die Pädagogin. Schwierig zu handeln sind ihr zufolge auch die großen Konzentrationsunterschiede und die Differenzen im Sprachvermögen, die vor allem bei den Kindern in der ersten Klasse auftauchen. „Besonders schön ist es für mich zu sehen, wenn eine ehemalige Schülerin oder ein ehemaliger Schüler eine Ausbildung abgeschlossen hat und eine Arbeitsstelle gefunden hat“, sagt sie

Großes Lob an das Kollegium

Aus diesen persönlichen Erfolgen zieht sie mitunter ihre Kraft, nicht nur Rektorin der Pestalozzischule, sondern auch kommissarische Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule in Rutesheim und zweite Vorsitzende des Fördervereins zu sein. „Ich habe das Glück, ein wirklich tolles Kollegium zu haben, das mich bei meiner Arbeit sehr unterstützt“, schwärmt sie. „Die Pestalozzischule ist eine sehr kleine Schule und hat etwas Familiäres an sich. Es ist, als würden wir alle den Alltag miteinander verbringen“, erzählt Beate-Bantlin Wildt.

Toll findet sie auch immer wieder die Schulfahrt, die alle zwei Jahre unternommen wird. „Man erlebt die Kinder in einer ganz anderen Situation als der üblichen. Dann zeigen sich oft neue Eigenschaften und Stärken“, sagt die Schulleiterin. Ältere Schüler zeigten dann häufig ihre mütterliche Seite und würden den Kleineren dabei helfen, den Koffer oder Schrank auszuräumen. „Die ganze Schule ist dann eine Gemeinschaft“, freut sich Bantlin-Wildt.

Ziel der Schule ist es, alle nach dem Abschluss in eine Ausbildung zu bringen. „Damit sind wir bisher sehr erfolgreich“, sagt die Schulleiterin. Die Agentur für Arbeit begleitet die Jugendlichen beim Berufseinstieg. Häufig werden Berufe im Kosmetik-, Kfz-, oder im kaufmännischen Bereich ergriffen. „Für diejenigen, die in Mathe und Technik fit sind, gibt es eine Kooperation mit Daimler für eine theoriereduzierte Ausbildung“, erzählt die Rektorin. Eine Sache steht für sie fest: „Am schönsten ist, dass es für alle irgendwie weitergeht.“