Der Weiler Künstler Manfred Alex-Lambrinos zeigt seine Werke im Gebersheimer Bauernhausmuseum.

Leonberg - Sie heißen Agda, Antje, Regina oder Nofretete, und ihre in Schwarzweiß gemalten Porträts hängen jetzt im Museum. Was der Künstler Manfred Alex-Lambrinos aus Weil der Stadt eigens für die neue Wechselausstellung im Bauernhausmuseum Gebersheim ins Bild gesetzt hat, sind jedoch keine Mädchengestalten, sondern Rinder – jedes einzelne so individuell im Gesichtsausdruck, dass der Biobauer, in dessen Wiernsheimer Stall die Modelle stehen, alle Porträtierten wiedererkannt haben soll.

 

Die zwölf in Acryl auf Leinwand gemalten Kopfporträts sind Teil und Zentrum einer Kunstausstellung unter dem Titel „Leben im Bauernhaus“, die jetzt im Bauernhausmuseum Gebersheim eröffnet wurde und bis 21. Oktober zu sehen ist. Die ausgestellten Kunstwerke nehmen das Thema „Bäuerliches Leben“ aus unterschiedlichen Blickwinkelns ins Visier: „Tiere, Pflanzen, Menschen, Ahnen, Gesundheit und Religion sind wichtige Aspekte in diesem Zusammenhang“, beschreibt der Künstler die Konzeption der Ausstellung. Die Werke repräsentieren zugleich unterschiedliche künstlerische Techniken im Schaffen von Alex-Lambrinos: das Arbeiten mit Acryl, mit Mischtechniken und vor allem den Linolschnitt. Gerade die im Linolschnittverfahren hergestellten Bilder scheinen die zahlreichen Besucher, die die Vernissage in der Ausstellungsscheune des Bauernhausmuseums aufgesucht haben, ganz besonders zu beeindrucken.

Das Verfahren stammt von Picasso

Durch die spezielle Technik des „verlorenen Schnitts“, die auch Eliminationsdruck genannt wird, können im Linoldruck mehrfarbige Bilder oder Grautöne entstehen. „Bekannt gemacht hat Picasso dieses Verfahren“, erklärt der 68-jährige Künstler den Zuhörern in seiner Begrüßungsrede. Aus einiger Entfernung betrachtet, entstehen so Bilder, die an grob aufgelöste Schwarzweiß-Fotografien erinnern. Motive sind Gänse, Blätter oder Pusteblumen.

Dieser realistische Ansatz steht jedoch in Kontrast zur Vorstellungswelt, aus der der Künstler Alex-Lambrinos seine Werke zum Thema „Leben im Bauernhaus“ schöpft. Wie er selbst betont, gründen die gezeigten Werke in einer „naiven Vorstellung vom Bauernleben“. Geweckt hat dieses romantische Bild des Landlebens in Alex-Lambrinos das berühmte Gemälde „Hirtenknabe“ des bayerischen Genremalers Franz von Lenbach, das der Künstler als Kind schon in einem Schulbuch entdeckt hat und das ihn bis heute fasziniere. „Es ist ein Sehnsuchtsbild“, gesteht Alex-Lambrinos, der einst als Flüchtlingsjunge aus dem Erzgebirge in die Bundesrepublik kam.

Hart auch der Kontrast der gezeigten Bilder zu einer anderen Schaffensphase im Leben des Autodidakten. Denn Alex-Lambrinos arbeitete bis zu seiner Pensionierung im Brotberuf als Technischer Leiter in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim. „Das Gefängnis ist ja meist ein Ort negativer Erfahrungen“, sagt der 68-Jährige. Aus dieser Zeit stammen Werke des Künstlers, die sich mit Themen wie Aids oder Todesstrafe auseinandersetzen, die in Gebersheim jedoch nicht zu sehen sind.

Kunst und Reisen als Ausgleich

„Kunst war für mich neben dem Reisen immer auch ein Ausgleich zur Arbeit“, so Alex-Lambrinos. Als „sehr wichtig“ bezeichnet er den Einfluss, den seine Tätigkeit im Strafvollzug auf seine Kunst ausübte. Gleichwohl: Gemacht hat der Künstler, wie er sagt, schon immer nur das, was er will, nicht das, was er muss. Eine Freiheit, die er sich auch deshalb nehmen kann, weil er von seiner Kunst nicht zu leben braucht. „Das war auch nie mein Anspruch“, betont Alex-Lambrinos.

Für das Bauernhausmuseum in Gebersheim ist die Ausstellung ein Glücksfall. In der Vergangenheit waren hier vor allem Wechselausstellungen mit abstrakten Kunstwerken zu sehen, die im starken Kontrast zum Ausstellungsumfeld standen. Eberhard Heckeler, Vorstand des Fördervereins Bauernhausmuseum Gebersheim, begrüßt es deshalb, dass „wir dieses Mal gegenständliche Kunstwerke zu einem für das Museum sehr passenden Thema zeigen können“. Wohl war. Und insofern wären Antje, Regina, Nofretete und ihren Artgenossen möglichst viele Besucher zu wünschen.

Die Öffnungszeiten

Öffnungszeiten: Die Ausstellung „Leben im Bauernhaus“ im Bauernhausmuseum in Gebersheim (Alte Dorfstraße 34) ist bis 21. Oktober an Sonn- und Feiertagen von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weiter Infos unter www.bauernhausmuseum-gebersheim.de