Bei herrlichem Wetter tummeln sich Oldtimer und Rennlegenden in den Boxengassen der alten Solitude-Rennstrecke. Viele der Fahrer sind extra von weit her angereist, um bei der Revival-Tour dabei zu sein.

Leonberg - Im Juli 1965 fand am Glemseck das letzte Solitude-Rennen statt. Mit der Begründung, die Sicherheitsanforderungen seien nicht mehr ausreichend und es gäbe nicht genügend Sicherheitszonen, wurde das Rennen für 1966 abgesagt. 2011 hat der Solitude Revival-Club die alte Rennstrecke dann wiederbelebt. Alle zwei Jahre steht ein Solitude Revival an. Dazwischen lädt der Club zu Oldtimer-Ausfahrten ein. Ausgangspunkt für eine rund 170 Kilometer lange Tour durch den Schwarzwald ist am Wochenende die historische Boxengasse am Glemseck gewesen.

 

Dort reiht sich Modell an Modell, vorwiegend Porsche und Mercedes. 45 Fahrzeuge sind zur Sternfahrt angemeldet. „Mehr geht nicht“, sagt der Organisator und Vorsitzender des Clubs, Hans-Peter Koch. „Sonst hätten wir die Straße sperren müssen.“ Auch zahlreiche historische Fahrzeuge haben sich auf den Weg gemacht.

Gäste aus der Schweiz

Der große olivfarbene Plymouth sticht schon von weitem ins Auge, als er majestätisch in die Boxengasse der alten Rennstrecke einfährt. Anna und Alexander Vonow sind aus Zürich angereist. Für die rund 220 Kilometer haben sie drei Stunden gebraucht. Eigentlich nichts Besonderes. Wenn sie die Reise nicht in einem Chrysler Plymouth Baujahr 1934 angetreten hätten.

130 fährt er in der Spitze, aber hundert Stundenkilometer sind die ideale Reisegeschwindigkeit mit dem gut anderthalb Tonnen schweren Gefährt. „Bei diesem Tempo fährt er ruhig und ich kann ihn noch bremsen“, erklärt Vonow. Heute ist er mit offenem Verdeck angereist. „Aber auch Regen ist kein Problem“, ergänzt er, „das Verdeck ist dicht“. In den 80er-Jahren wurde der Wagen komplett restauriert. Plymouth übertraf als zweitgrößter Automobilhersteller in den Vereinigten Staaten in den 40er-Jahren sogar Ford. Die Autos waren bekannt für ihre Haltbarkeit, Erschwinglichkeit und fortschrittliche Technik.

Gemächlich ist das Stichwort

Aber Ford steht dem in nichts nach. Nur wenige Meter weiter parkt ein Modell A. Ein Zweitürer, Baujahr 1929 mit 40 PS in Nachtblau und Schwarz. Eine Familienkutsche würde man heute sagen. Passenderweise haben Christine und Rainer Krcmar-Kaifel aus Stuttgart ihren Golden Retriever mit eingeladen. Bis zu 100 Stundenkilometer könnte der Ford fahren, aber das Paar ist lieber gemächlicher unterwegs. Hat das Modell doch weder Kopfstützen noch Sicherheitsgurte. „Außerdem hat er eine Gestängebremse. Die ist für den Fahrer anstrengend und das Auto hat einen langen Bremsweg“, so der Besitzer. Auf dem Kühler thront eine fliegende Wachtel mit integriertem Kühlwasser-Messgerät.

Sportlich und fast modern wirkt auch der Alfa Romeo Milano, 1934 erbaut. Weniger zeitgemäß ist sein Spritverbrauch mit 20 bis 25 Litern, je nachdem wie schnell man fährt. Peter Reck aus Stuttgart gehört der weinrote Oldtimer.

Die Rennlegenden Hans Herrmann, Kurt Ahrens, Herbert Linge und Dieter Glaser sind dagegen in modernen Autos angereist. Wenn sie mal wieder ihre alten Rennautos fahren wollen, dann gehen sie einfach ins Porsche- oder ins Daimler-Museum. Für die ehemaligen Werksfahrer ist auch heute noch der eine oder andere Ausflug mit den historischen Fahrzeugen drin.

380 Sachen – ohne Servolenkung

Der Stuttgarter Hans Herrmann ist mit seinem Smart gekommen, um den Startschuss für die Tour zu geben. Schon 1953 gehörte er zum Porsche-Werksteam. 1970 krönte er in Le Mans seine Langstreckenkarriere mit dem Gesamtsieg im 24-Stunden-Rennen. „Unsere alten Autos waren über 380 Stundenkilometer schnell, und das ohne Servolenkung und aufwendige Elektronik“, berichtet er. Allerdings gab es auch viel mehr schwere und tödliche Unfälle als heute.

Auch der Wahl-Leonberger Eberhard Mahle ist einer der erfolgreichsten deutschen Rennfahrer. Die wichtigsten Unterschiede zwischen den Fahrern seiner Zeit und der heutigen Generation sind für ihn der Zusammenhalt und die Sicherheit. „Die Kameradschaft von früher gibt es nicht mehr“, sagt er. „Wir waren ein kleiner Kreis und immer im Kontakt mit den Zuschauern. Dafür sind die Rennen sicherer geworden.“