Bei der Eröffnung der neuen Anlage wird auch über den Wertstoffhof gesprochen.

Leonberg - Das Laub liegt sicher im dazugehörigen Container, kein Gerät ist nötig, um es zusammenzukehren. Dennoch hat man sich an diesem Mittwochnachmittag kräftig beharkt auf dem neuen Häckselplatz von Leonberg. Das liegt weniger an der Eröffnung der Anlage, die nun näher an der Kreisstraße von der B 295 Richtung Warmbronn liegt. Sondern vielmehr am heiklen Thema Wertstoffhof, das der Böblinger Landrat Roland Bernhard zur Sprache bringt.

 

Müllentsorgung ist bekanntlich Sache der Kreise, der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) ein kreiseigenes Unternehmen. Als solches ist er zuständig für die Müllabfuhr, die Wertstoffhöfe und auch die Häckselplätze. Der bisherige für Leonberg befand sich auf dem Betriebsgelände der alten Kreismülldeponie Rübenloch. Weil diese von 2019 an abgedichtet werden soll, wurde ein neuer Standort nötig.

Die Stadt Leonberg stellte dann ein Waldgrundstück direkt neben der Zufahrt zur alten Deponie zur Verfügung. Wo einst Bäume standen, werden nun Äste, Zweige und Laub abgegeben, damit sie später zu Holzhackschnitzeln verarbeitet oder der Vergärungsanlage zugeführt werden können.

Ein Versprecher und seine Folgen

Unter strahlend blauem Himmel hätte eigentlich eitel Sonnenschein herrschen können. Hätte der Landrat nicht gleich zu Beginn seiner Begrüßung das böse W-Wort gesagt. „Ich heiße sie herzlich willkommen auf dem neuen Wertstoffhof – halt, Häckselplatz meine ich“, verhaspelte sich Bernhard. Der Wertstoffhof ist nach dem bösen K-Wort (Krankenhaus) das wohl heikelste Thema zwischen Stadt und Landkreis.

Der Fauxpas wäre vielleicht noch als Freud’scher Versprecher durchgegangen, auch nachdem der Kreischef den Leonberger Schultes mit OB Sprißler (Herrenberg) statt Schuler angesprochen hatte. Doch nach einem Lobgesang auf den neuen Häckselplatz kam Roland Bernhard selbst wieder auf den Wertstoffhof zurück.

„Leonberg braucht einen Wertstoffhof, der diesen Namen auch verdient. Der jetzige ist der schlechteste, den wir im gesamten Kreis jemals hatten“, meinte der Landrat. „Wir haben das Geld für einen neuen im Haushalt drin gelassen. Aber die Stadt muss jetzt dann auch ein Grundstück liefern“, sagte Roland Bernhard gerade heraus, nachdem er die Zusammenarbeit mit der Leonberger Verwaltung in Sachen Häckselplatz gelobt hatte.

Kein Alternativstandort trägt bislang

Der beengte Wertstoffhof unweit des Leonberger Bahnhofs war im vergangenen Jahr immer wieder zum Streitthema geworden. Mehrere Leonberger Kreisräte, darunter auch der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) und Wolfgang Schaal (Freie Wähler), hatten sich bei der Suche nach einem alternativen Standort engagiert. Das Gelände eines Baustoffhändlers an der Schweizermühle erwies sich als zu klein. Die Alternative auf einem benachbarten Spiel- und Bolzplatz führte zu heftigen Anwohnerprotesten. Die dritte Option, ein Grundstück im Gewerbegebiet Hertich, wurde ebenso wenig umgesetzt.

Der Leonberger OB hatte sich in der Debatte immer zurückhaltend geäußert und für keine der Alternativen votiert. Entsprechend ärgerte ihn die Rede des Landrates offensichtlich. „Die Zusammenarbeit mit dem AWB war sehr gut, weil sie von hoher Sachlichkeit geprägt war. Man hat miteinander gesprochen und ist nicht vorher an die Presse gegangen“, sagte Bernhard Schuler in Bezug auf den Häckselplatz. „In der Politik gehört die Klugheit dazu, zu erkennen, was geht und was nicht geht. Und nicht, irgendwo Irritationen hervorzurufen“, führte er aus zum angesprochenen Wertstoffhof.

Das dichteste Netz an Häckselplätzen im Land

Der Häckselplatz, um den es eigentlich ging, kam aber auch noch einmal zur Sprache. „Die Bürger können jetzt rund um die Uhr Grünschnitt und Laub anliefern“, freute sich der AWB-Chef Wolfgang Bagin. Zusätzlich verkürze sich die Anfahrt um anderthalb Kilometer. 400 000 Euro hat der neue Platz gekostet, inklusive Begrünung und Ausgleichsmaßnahmen, die noch ausstehen. 27 000 Tonnen Grünschnitt und Laub landen pro Jahr auf den Häckselplätzen im Kreis, rund 4000 davon in Leonberg. „Der Kreis Böblingen ist ein Dorado an Streuobstwiesen. Deshalb haben wir auch das dichteste Netz an Häckselplätzen im Land“, sagte Landrat Bernhard.

Info: Die alte Mülldeponie

Rübenloch:
Die Deponie des Altkreises Leonberg ging bei dessen Auflösung an Böblingen über. 1999 wurde sie geschlossen, nachdem im gleichen Jahr in Böblingen das Restmüllheizkraftwerk eröffnet worden war. „Wir müssen uns jetzt um die Sünden der Vergangenheit kümmern“, sagte Roland Bernhard dazu.

Sanierung
: Die alte Deponie, die jetzt größtenteils mit Bäumen bewachsen ist, muss abgedichtet werden. Es treten noch immer Methan und Oberflächengase aus, die aber bereits aufgefangen und in Blockkraftwerken „verbraucht“ werden. Aber auch Sickerwasser sorgt für Probleme. Die Sanierung läuft wie die in Sindelfingen und kostet rund zehn Millionen Euro. Das Geld hat der Abfallwirtschaftsbetrieb in den vergangenen Jahren zurückgelegt. Start ist vermutlich 2019, frühestens Ende 2018. Dauer: vier bis fünf Jahre.

Eltinger Blick:
Die Aussichtsplattform wird während der Sanierung abgebaut und anschließen neu eingerichtet. Sie wird auch weiterhin vom Bürgerverein Eltingen betreut.