Der Trend bei Begräbnissen wandelt sich, es gibt immer mehr Feuerbestattungen. Mit Beerdigungen unter Bäumen ist eine neue Möglichkeit der Beisetzung geschaffen worden. Auch anonyme Gräber sind keine Seltenheit mehr.

Leonberg - Die Kinder leben verstreut in der ganzen Welt, die verstorbenen Eltern in der Heimat sollen trotzdem eine würdevolle letzte Ruhestätte haben, die aber nur wenig Pflege erfordert. Auf solche Wünsche müssen die Friedhofsverwaltungen immer mehr Rücksicht nehmen. Im Leonberger Waldfriedhof gibt es seit Kurzem Bestattungen unter Bäumen.

 

„Wir waren überrascht, wie hoch die Nachfrage nach dieser neuen Bestattungsform ist“, sagt Anke Umlauf von der Friedhofsverwaltung. In knapp einem Monat sind hier zehn Urnen beigesetzt worden. In der Wiese des Baumgrabfeldes sind Röhren für Urnen angelegt. Für die gesamte Ruhezeit von 15 Jahren sichern sich die Hinterbliebenen die Pflege der Grabstätte.

Über die Genossenschaft „Netzwerk Steine“ ist dafür gesorgt, dass auf jede Grabstätte eine zwischen 20 und 75 Zentimeter hohe Namensstele aufgestellt wird. Das läuft im Waldfriedhof über die Steinmetzwerkstatt Geisselhardt. „Die Pflege des Umfeldes, der Bäume, des Rasens und der Hecken übernehmen die Friedhofsmitarbeiter“, erläutert Anke Umlauf.

In dem neuen Gräberfeld gibt es Platz für etwa 200 sogenannte Reihengräber. Das heißt nicht, dass sie in einer Reihe liegen – manchmal muss auch auf den Verlauf der Baumwurzel geachtet werden – sondern man kann sich nicht den Platz aussuchen. Die Belegung erfolgt wie bei den Reihengräbern mit Erdbestattungen fortlaufend. „Sollte die Nachfrage nach dieser Form der Bestattung weiterhin so hoch sein, dann kann sie auch in den beiden benachbarten Gräberfeldern angeboten werden“, sagt Anke Umlauf.

Überhaupt ist mit mehr als 60 Prozent der Anteil der Urnenbestattungen in Leonberg recht hoch. „Das ist wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen, dass es in Leonberg in der Seestraße, in Eltingen und in Höfingen alte Friedhöfe gibt, in denen nach dem 2009 verabschiedeten Friedhofskonzept nur noch Urnenbestattungen erlaubt sind“, meint Undine Binder-Farr, die Pressesprecherin der Stadt. „Es ist der Wille des Gemeinderates, dass die Vielfalt an pflegeleichten Bestattungsmöglichkeiten erweitert wird“, so die Stadtsprecherin.

Bislang gab es die traditionelle Erdbestattung in Reihengräbern für eine Person. Hier läuft die Belegung nach 20 Jahren aus und kann nicht verlängert werden. Nach 30 Jahren verlängert werden können dagegen die Wahlgräber, die entweder für zwei oder für vier Belegungen erworben werden. Auch für die traditionellen Urnengräber gilt: das Reihengrab kann nach 15 Jahren nicht, das Urnenwahlgrab für bis zu fünf Urnen hingegen nach 30 Jahren jeweils für weitere 30 Jahre verlängert werden. „Eine Urnenwand gibt es nur in Warmbronn, weil dort im gegenwärtigen Friedhof keine Möglichkeit mehr bestand, Urnen in der Erde beizusetzen“, erläutert Anke Umlauf.

Vollb elegt ist auch das beim Eingang des Waldfriedhofes angelegte anonyme Urnengräberfeld. Seit 1983 sind hier inzwischen 906 Personen bestattet worden. „Die Friedhofsverwaltung und die Hinterbliebenen kennen die Stelle, wo die Urne beigesetzt wurde, aber sonst deutet nichts auf die verstorbene Person hin“, erklärt die Mitarbeiterin der Friedhofsverwaltung.

Das neue anonyme Urnengräberfeld soll nun bis zum Jahresende westlich der Aussegnungshalle angelegt werden. Hier war bisher ein Reihengräberfeld angelegt, in dem die Belegungszeit abgelaufen ist.

Zu klein geworden sind auch die Friedhöfe in Warmbronn und Höfingen. Für beide laufen derzeit Planungen, um sie zu erweitern. In Höfingen kommen angrenzende Landwirtschaftsflächen in Frage. In Warmbronn ist nur jenseits der Häuser an der Schulstraße eine Fläche vorhanden.