Ulrich Vonderheid betont seine Unabhängigkeit. Die CDU will einen eigenen Bewerber bringen.

Leonberg - Da sind es schon zwei: Nachdem in der vergangenen Woche die SPD den Rudersberger Verwaltungschef Martin Kaufmann als ihren Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters präsentiert hatte, steigt nun auch Ulrich Vonderheid in den Ring.

 

Der Erste Bürgermeister bestätigte am Freitagnachmittag unserer Zeitung, dass er sich als OB bewirbt. „Ich habe meine Kollegen, Herrn Oberbürgermeister Schuler und Herrn Bürgermeister Brenner, meine Führungskräfte und direkt zugeordneten Mitarbeiter sowie die Mitglieder des Gemeinderats in Kenntnis gesetzt, dass ich die Absicht habe, mich um die Nachfolge des scheidenden Oberbürgermeisters Schuler zu bewerben“, erklärte Vonderheid per E-Mail an alle Stadträte.

Schuler geht nach 24 Jahren im Amt

„Ein faires und sachliches Miteinander zum Wohle unserer Stadt in der Zeit bis zur Wahl und natürlich darüber hinaus ist mir sehr wichtig“, sagt der Christdemokrat in der Mitteilung. „Insofern möchte ich betonen, dass ich wie gewohnt und ohne Einschränkung meine Arbeit weiter leisten werde.“

Zuvor war schon aus Rathaus-Kreisen laut geworden, dass der 52-Jährige den Chefsessel anstrebt. Auf dem sitzt noch bis Ende des Jahres Bernhard Schuler. Nach dann 24 Jahren im Amt will sich der parteilose Jurist aus der aktiven Politik zurückziehen. Das hatte Schuler am vergangenen Altjahrabend zur allgemeinen Überraschung angekündigt. Seither wird eifrig spekuliert, wer Schuler folgen könnte. Der Name Vonderheid war stets dabei.

Keine offizielle Rückendeckung der CDU

Brisant ist, dass der Christdemokrat sich nicht auf die offizielle Rückendeckung seiner Partei verlassen kann. „Ein guter Bewerber lässt sich durch die Kandidatur von Herrn Dr. Vonderheid nicht ins Bockshorn jagen“, kommentierte am Freitag die Leonberger CDU-Chefin Sabine Kurtz die Bestrebungen ihres Parteifreundes kühl. „Und wir stehen in Kontakt mit sehr aussichtsreichen Interessenten.“

Damit scheint klar zu sein, dass die CDU, womöglich gemeinsam mit den Freien Wählern, einen Kandidaten jenseits von Vonderheid ins Rennen schicken wird. Hierzu laufen hinter den Kulissen intensive Gespräche, bestätigte Kurtz.

„Es drängt uns gar nicht“, sagt die Stadtverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete. „Unser Zeitplan ist völlig unabhängig von dem des Herrn Dr. Vonderheid. Mich wundert nur, wie er sich inszeniert.“

Ulrich Vonderheid sieht in der Distanz zu seiner eigenen Partei keinen Nachteil: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich kein Parteikandidat sein möchte“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Im Erfolgsfall möchte ich mich in keinerlei Abhängigkeiten begeben, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger da sein.“

Die lange Zeit des Nachdenkens begründet der nunmehrige Bewerber mit der Bedeutung des angestrebten Amtes. „Solch eine Entscheidung schüttelt man nicht so einfach aus dem Ärmel. Ich habe lange in mich hineingehört und bin jetzt der Auffassung, dass es eine gute Sache für mich ist.“

Die Themen liegen für den amtierenden Ersten Bürgermeister auf der Hand: Das Verkehrschaos, die älter werdende Gesellschaft und die Digitalisierung.

Zweiter Anlauf als OB-Kandidat

Für Vonderheid wäre es der zweite Anlauf, Oberbürgermeister zu werden. Im April 2008 war er im nordbadischen Leimen angetreten, hatte aber bei der Direktwahl lediglich 22 Prozent geholt. Anfang 2009 wurde er in Leonberg vom Gemeinderat zum Nachfolger von Helmut Noë (CDU) als Finanzdezernent gewählt. Nachdem sich die Erste Bürgermeisterin Inge Horn 2012 in die Privatwirtschaft verabschiedet hatte, folgte ihr Vonderheid in der Position des OB-Stellvertreters.

Sein erstes politisches Amt hatte der Christdemokrat von 2003 bis 2009 als Erster Stadtrat, was einem hiesigen Bürgermeister entspricht, der 31 000-Einwohner-Stadt Lampertheim in Südhessen. Dort war Vonderheid zudem Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag Bergstraße.

Nach Berichten der Nürnberger Nachrichten hatte sich Ulrich Vonderheid im Jahr 2011 als Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg beworben und war dort unter die letzten vier gekommen.

Einen rustikalen Wahlkampf hat der OB-Kandidat nicht im Sinn: „Ich will mich nicht gegen mögliche Mitbewerber positionieren. Ich sehe das sportlich.“