„Regelrechte Aufbruchsstimmung“. Lokalpolitiker und Krankenhaus-Beschäftigte stellen sich hinter Bernhard Schulers Klinikpläne. Kritik kommt allerdings aus dem Kreistag.

Leonberg - Der Applaus war spontan und lautstark, als der Oberbürgermeister bei einer Personalveranstaltung im Krankenhaus seine aktuellen Pläne verkündete: Wäre eine langfristige Standortsicherung mit einem anderen Träger nicht besser machbar?, fragte Bernhard Schuler und lieferte die Antwort gleich mit: Das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart ist in Sachen Kooperation gesprächsbereit.

 

„Das hat eine regelrechte Aufbruchstimmung bei den Mitarbeitern erzeugt“, berichtet ein Krankenhaus-Insider. „Die Stimmung war in den vergangenen Wochen schlecht bis sehr schlecht, weil sich jeder Sorgen um die Zukunft macht.“

Belegschaft und Kommunalpolitiker sind dafür

Würde die Leonberger Klinik sich in die Robert-Bosch-Häuser einreihen, so erwarten viele Beschäftigte offenbar eine deutlich stabilere Zukunft.

Doch nicht nur das Personal ist von einem Trägerwechsel, den der OB ins Gespräch gebracht hat, angetan. Auch aus der Kommunalpolitik sind positive Kommentare zu hören. „Wir begrüßen ausdrücklich, dass der Oberbürgermeister die Initiative ergriffen hat“, erklärt der Fraktionschef der Freien Wähler, Axel Röckle. „Wir werden ihn unterstützen, da beim Kreis kein Einlenken mit Blick auf den Fortbestand des Krankenhauses erkennbar ist.“

„Das war mutig von unserem OB! Handeln ist besser als ergeben abwarten“, lobt auch Christa Weiß den Verwaltungschef. „Eine geniale Idee, hinter der wir voll stehen“, sagt die Vorsitzende der SPD-Fraktion. Ein anderer privater Träger sei für ihre Partei nicht akzeptabel. „Aber das Robert-Bosch-Krankenhaus hat bewiesen, dass es sehr erfolgreich im Sinne der Menschen arbeitet.“ Politisch empfindet Weiß Schulers Aktion wie einen Befreiungsschlag: „Es ist schon ein gutes Gefühl, dass wir dem Kreis nicht mehr völlig ausgeliefert sind.“

Vertrauen verspielt

Kein Vertrauen in die Kreispolitik haben auch die Leonberger Grünen. „Mit dem vorgelegten Medizinkonzept wird das Leonberger Krankenhaus zum Verlustbringer degradiert, der von möglichen Gewinnen einer Großklinik abhängig ist“, erklärt der Fraktionschef und Landtagsabgeordnete Bernd Murschel. „Solch ein Standort wird langfristig keine Zukunft haben.“

Eine Kooperation mit dem Robert-Bosch-Krankenhaus hingegen ist für Murschel und den Leonberger Grünen-Chef Dieter Schmidt eine gute Basis für eine langfristige Standortsicherung.

Kritisch hingegen sehen Kreispolitiker die Initiative des Oberbürgermeisters. „Das ist unausgegoren und undurchdacht“, urteilt Winfried Dölker. „Man sollte erst einmal mit den Beteiligten reden, bevor man eine solche Idee verkündet.“ Bewerten will der Chef der Kreistagsfraktion der Freien Wähler eine mögliche Übernahme des Leonberger Krankenhauses durch die Bosch-Klinik momentan nicht. „Dazu fehlen mir die Informationen.“ Skeptisch sieht der SPD-Fraktionssprecher Tobias Brenner die Pläne: „Zurzeit ist das nur eine Luftnummer.“ Die FDP-Fraktionschefin Heiderose Berroth erwartet durch das Medizinkonzept keine gravierenden Verschlechterungen für Leonberg.