Jugendliche oder Erwachsene, die Sozialstunden ableisten müssen, sind in Zukunft nicht auf sich allein gestellt. Dies ist das zentrale Anliegen des Arbeitsbereiches „Begleitete gemeinnützige Arbeit“, den das Seehaus Leonberg kürzlich ins Leben gerufen hat.

Leonberg - Jugendliche oder Erwachsene, die Sozialstunden ableisten müssen, sind in Zukunft nicht auf sich allein gestellt. Sie können sich bei ihrem Einsatz anleiten und pädagogisch betreuen lassen. Dies ist das zentrale Anliegen des Arbeitsbereiches „Begleitete gemeinnützige Arbeit“, den das Seehaus Leonberg kürzlich ins Leben gerufen hat. Zuständig für diese Aufgabe sind hier Ulrike und Markus Breimaier. Beide sind pädagogische Mitarbeiter und auch sonst im Seehaus tätig.

 

Die Jugendgerichtshilfe im Raum Böblingen/Leonberg etwa weist junge Leute, die vom Gericht dazu verurteilt wurden, gemeinnützige Arbeit abzuleisten, auf das Seehaus-Angebot hin. Wenn sie sich hier gemeldet haben, stellen Ulrike und Marcus Breimaier den Kontakt zu Einrichtungen her, bei denen die Teilnehmer ihre Sozialstunden ableisten können, zum Beispiel die Diakonie, die Tafel oder Seniorenheime.

„Sinnvolle Tätigkeit“

„Wir beziehen sie mit in die Überlegungen ein und fragen sie auch nach ihren späteren Berufswünschen“, sagt Ulrike Breimaier. Damit wolle man eine möglichst sinnvolle und passende Tätigkeit finden, was die Motivation heben soll. Der weitere Austausch zwischen den Teilnehmern und Breimaiers findet dann in der Regel während der Arbeit statt. „In diesem Umfeld ergeben sich Unterhaltungen auf ganz ungezwungene Weise. Man erfährt dabei viel leichter von den Sorgen, Nöten und Lebensfragen der jungen Leute und kann so gezielter auf sie eingehen. Dabei haben wir die Chance, ihre Sozialkompetenz zu stärken und die Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu begleiten“, erläutert Ulrike Breimaier das hinter dem neuen Arbeitszweig stehende Konzept. Gleichzeitig können Zukunftspläne durchgesprochen und geplant und die Teilnehmer dadurch stabilisiert werden. Ferner wird eine weitergehende Betreuung angeboten, zum Beispiel durch die Seehaus-Nachsorge.

„Es macht uns Freude, die Teilnehmer zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, dass sie lernen, ein eigenverantwortliches Leben zu führen“, sagt Ulrike Breimaier. Bislang betreuen die beiden jeweils einzelne junge Menschen bei den Sozialstunden. Zukünftig wollen sie aber auch mit einer Gruppe von bis zu acht Teilnehmern arbeiten, die sich gegenseitig stärken und als Team unterwegs sind.

Viele nutzen die Chance

Den Arbeitsbereich „Begleitete gemeinnützige Arbeit“ des Seehauses wird von der Jugendgerichtshilfe Böblingen/Leonberg sehr positiv gesehen. „Wenn die jungen Leute bei der gemeinnützigen Arbeit nicht allein sind, legen sie sich oft ganz anders ins Zeug“, sagt ein Mitarbeiter. Sie nähmen eher die Chance wahr, sich zu zeigen und zu beweisen, dass sie fleißig arbeiten und auch etwas zu Ende bringen können. Auf diese Weise widerlegten sie manch negatives Klischee über jugendliche Straftäter.

Außerdem eröffne die begleitete gemeinnützige Arbeit vor allem den Jugendlichen zusätzliche Einsatzperspektiven. Ulrike Breimaier: „Wenn Betriebe oder Einrichtungen wissen, dass ein Begleiter dabei ist, stimmen sie einer Anfrage der Jugendgerichtshilfe, ob jemand bei ihnen Sozialstunden ableisten kann, viel leichter zu. Das zeigt unsere Erfahrung.“